20 Minuten - Zurich

Ständemehr – «DNA» oder auf «Müllhaufen»

BERN. Trotz Mehrheit im Volk wird die KVI nicht umgesetzt. Gescheiter­t ist sie am Ständemehr, das für eine heisse Debatte sorgt.

- DANIEL GRAF/BETTINA ZANNI

Die Konzernver­antwortung­sinitiativ­e (KVI) ist am Ständemehr gescheiter­t. Damit ist die Initiative erst die zehnte von insgesamt 637 Vorlagen, die einzig deswegen abgelehnt wurde. Darum ging schon kurz nach dem Entscheid der Streit los. Juso-Präsidenti­n Ronja Jansen twitterte: «Das Ständemehr gehört auf den Müllhaufen der Geschichte.» Die

Juso bestätigte­n später die Forderung.

Laut einer Umfrage von 20 Minuten und Tamedia von gestern wollen auch über 60 Prozent der Grünen- und SPWähler das Ständemehr abschaffen. Zu 20 Minuten sagte Jansen, dass Minderheit­enschutz grundsätzl­ich etwas Gutes sei. «Die Kantonszug­ehörigkeit als einziges Argument herauszupi­cken, ist für mich aber nicht mehr zeitgemäss.» Es gebe zwar Abstimmung­en, bei denen es um das

Verhältnis von Stadt und Land gehe, aber die KVI gehöre nicht dazu. Auch Grünen-Nationalrä­tin Regula Rytz findet, es sei Zeit, eine Reform des Ständemehr­s anzupacken.

Für andere Politiker hingegen gibt es am Ständemehr nichts zu rütteln. Das Ständemehr gehöre nach wie vor zur DNA unserer föderalist­ischen Schweiz, sagt FDP-Ständerat Andrea Caroni. «Es verhindert, dass wenige grosse Kantone viele kleine einfach an die Wand drücken.» Das Ständemehr decke sich zudem zu 95 Prozent mit dem Volksmehr, so der Appenzell Ausserrhod­er. Fabio Hasler von der Unabhängig­keitsparte­i teilt mit, das Ständemehr sei ein Minderheit­enschutz und damit ein Grundpfeil­er der Schweiz. «Ohne diesen wird die Demokratie zur Diktatur der Mehrheit, eine Abschaffun­g würde eine enorme Machtversc­hiebung zu den (linken) Städten bedeuten. Der Stadt-Land-Graben würde die Schweiz zerstören.»

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