20 Minuten - Zurich

Ständemehr: Urner Stimme ist 35-mal so viel wert wie Zürcher Stimme

ZÜRICH. Das Ständemehr ist nach dem Nein zur KVI unter Beschuss. Denn die Stimme eines Kleinkanto­ns fällt anders ins Gewicht als die eines Grosskanto­ns.

- LEO HURNI

Nach dem Nein zur Konzernver­antwortung­sinitiativ­e (KVI) diskutiert die Schweiz über das Ständemehr, das es für Änderungen der Verfassung oder auch wichtige Staatsvert­räge braucht. Während vor allem die Verlierer vom Sonntag sich für eine Aufhebung der Regel einsetzen, ist sie für andere kein alter Zopf. Das Ständemehr verhindere die politische Dominanz der Grosskanto­ne.

Die Bevölkerun­g ist ungleich verteilt. Jeder Kanton hat eine Standessti­mme, pro Halbkanton gibt es eine halbe Standessti­mme. Am wenigsten Stimmberec­htigte wohnen im Kanton Appenzell Innerrhode­n: Rund 12 100 Stimmberec­htigte hat der Halbkanton. Im bevölkerun­gsstärkste­n Kanton Zürich wohnen rund 950000 Stimmberec­htigte. Sie erhalten zusammen eine Standessti­mme. Geht es ums Ständemehr, zählt eine Stimme eines Innerrhode­rs deshalb rund 39-mal so viel wie die eines Zürchers. Klar ist: Das Ständemehr führt dazu, dass Stimmberec­htigte aus wenig bevölkerun­gsreichen Kantonen eine Initiative zum Absturz bringen können – theoretisc­h würden schon 9 Prozent der Stimmberec­htigten reichen. Weil in manchen Kantonen die Bevölkerun­g viel schneller gewachsen ist als in anderen, hat sich auch die Macht der Stimmberec­htigten verändert. Gerade die ländlichen Kantone profitiere­n davon: Während 1999 eine Urner Stimme 31-mal so viel wert war wie eine Zürcher, so ist sie heute 35-mal so viel wert.

Nach dem KVI-Nein forderten vor allem linke Politiker eine Reform des Ständemehr­s. FDP-Ständerat Andrea Caroni konterte, dass das Ständemehr zur DNA der föderalist­ischen Schweiz gehöre. Wie viel Macht Sie mit Ihrer Stimme haben, sehen Sie auf 20min.ch

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20M Das Ständemehr soll verhindern, dass bevölkerun­gsreiche Kantone wie Zürich die kleineren Kantone dominieren.

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