Wales: Corona-Zahlen steigen nach Blitz-Lockdown wieder
CARDIFF. Während 19 Tagen hatte Wales einen «Circuit-BreakerLockdown», um CoronaÜbertragungsketten zu stoppen. Klappte das?
Zwischen dem 23. Oktober und dem 9. November setzte Wales zur Eindämmung der Pandemie auf einen sogenannten Circuit Breaker (Sicherungsschalter). Darunter versteht man einen zeitlich befristeten, systematischen Lockdown, in dem die Menschen zu Hause bleiben müssen. Ziel ist es, die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen, indem das exponentielle Wachstum unterbrochen wird. Gleichzeitig sollen die ökonomischen Kosten minimiert werden – im Gegensatz zum Shutdown.
Die Bilanz nach dem 19-Tage-Lockdown fällt allerdings gemischt aus. Zwar habe sich die Anzahl Hospitalisierungen wegen Corona zu stabilisieren begonnen, hiess es. Doch bereits ist der gewonnene Boden wieder verloren gegangen: So lag die 7-Tage-Inzidenz letzten Freitag bei 187 Fällen pro 100 000 Einwohner. Am Montag stieg sie bereits auf 201 Fälle. Für Ende dieser Woche setzt die Regierung unter Marc Drakeford deswegen wieder schärfere Massnahmen durch.
Was ist schiefgelaufen? Laut Colin Furness, Epidemiologe an der University of Toronto, sind Circuit-BreakerLockdowns oft zu kurz angesetzt. So wird angenommen, dass ein Covid-Patient über rund 14 Tage ansteckend ist. Wenn bei einem Circuit Breaker also während zwei Wochen niemand das Haus verlässt, werden die Übertragungen unterbrochen – theoretisch. Tatsächlich komme es aber dennoch zu neuen Ansteckungen, so Furness, und zwar, weil es nie zu einem vollständigen Stopp der Mobilität komme, sich einige Personen bereits vor der Massnahme infiziert hätten und es zu Beginn von Lockdowns jeweils zu Ansteckungen im selben Haushalt komme. Furness: «Ein solcher Lockdown muss sich über mindestens 18 Tage ziehen, um effektiv sinkende Fallzahlen zu erreichen.»
Entscheidend sei auch die Kommunikation zwischen Behörden und Bevölkerung. Würden zeitlich begrenzte Lockdowns immer wieder verlängert, koste das viel Vertrauen und Goodwill.