Sollen Covid-Genesene nicht geimpft werden?
LAUSANNE. Im Kanton Waadt werden Personen, die Corona-positiv waren, vorerst nicht geimpft.
«Nach sechs Monaten haben über 90 Prozent der Infizierten noch immer nachweisbare Antikörper», sagte Milo Puhan vom Forschungsprogramm Corona Immunitas gestern vor den Medien. Der natürliche Schutz hat Folgen für die Impfstrategie: So reiht der Kanton Waadt die Genesenen beim Impfen in die hinterste Reihe ein. Abhängig von den Daten zur Dauer der Immunität erachtet er eine Impfung erst in ein paar Monaten als nötig. Belegt werden muss die Infektion mit einem positiven Testergebnis, wie der Kanton auf seiner Website schreibt. Begründet wird dies mit der Impfstoffknappheit.
Auch der Ökonom Reiner Eichenberger begrüsst diese Strategie. «Wer sich mit dem Coronavirus infizierte, ist so gut wie einmal geimpft.» Würden Genesene zu einem späteren Zeitpunkt geimpft, könnte viel Impfstoff für Leute, die den Schutz dringender bräuchten, aufgespart werden. Gleichzeitig würden hinausgezögerte Zweitimpfungen viel schneller eine hohe gesellschaftliche Immunität bringen. Eichenbergers Schätzungen zufolge könnten so bis Ende April sämtliche Menschen über 60 Jahre wenigstens einmal und Hochrisikopersonen zweimal geimpft sein.
Die Hausärzte unterstützen ein gezielteres Impfen. «Wir brauchen dringend mehr Impfungen – woher auch immer. Wir müssen pflastern können.
Jetzt verteilen wir nur Pflästerli», sagt Josef Widler, Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich. Zurzeit erhielten die Geimpften zwei Dosen – unabhängig davon, ob sie das Virus gehabt hätten oder nicht. Für die Eidgenössische Kommission für Impffragen ist ein Impfausschluss von Genesenen derzeit kein Thema. «Die Empfehlung, dass Personen mit Covid-19 nach drei Monaten mit zwei Dosen geimpft werden, gilt für alle», sagt EKIF-Präsident Christoph Berger.
Laut BAG entscheiden die Kantone selber über ihre Impfstrategie.