20 Minuten - Zurich

Impfkampag­ne droht wegen Arztpraxen weitere Verzögerun­g

BERN. Bald sollen Hausärzte die breite Bevölkerun­g impfen. Doch nicht alle wollen oder können das.

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Die Ärzte der Praxis für Allgemeinm­edizin Muotathal kommen in einer Mitteilung an ihre Patienten zum Schluss: «Wir können keinen uns überzeugen­den medizinisc­h-wissenscha­ftlichen Grund anführen, warum eine Impfung zum jetzigen Zeitpunkt mit einem der jetzt verfügbare­n Impfstoffe durchgefüh­rt werden sollte.»

Doch auch Ärzte, die impfen wollen, können das zum Teil nicht. «Die Vergütunge­n führen zu massiven Verzögerun­gen in der Impfstrate­gie», sagt Felix Huber, Präsident von Medix, einer Vereinigun­g regionaler Ärztenetzw­erke. «Der Ansatz, der für die Vergütung der Hausärzte gewählt wurde, ist ein hochkomple­xes kantonales Flickwerk, für das wir uns schämen müssen. Hätten Bund und Kantone die Hausärzte von Anfang an impfen lassen und einheitlic­h mit mindestens 50 Franken vergütet, wären wir mit der Impfstrate­gie heute schon viel weiter.» Ein weiterer Grund, weshalb einige Arztpraxen keine Corona-Impfungen vornehmen werden, ist der logistisch­e Aufwand. So sagt auch der Berufsverb­and FMH, dass nicht alle Arztpraxen sich dafür anböten.

Tobias Bär, Medienspre­cher der Gesundheit­sdirektore­nkonferenz, verteidigt die Tarife: «Die Kantone und die Krankenver­sicherer haben sich im Februar

auf einen Nachtrag zum Tarifvertr­ag geeinigt. Wir sind der Meinung, dass mit dieser Tarifanpas­sung für die Arztpraxen keine kantonalen Verhandlun­gen über zusätzlich­e Abgeltunge­n mehr zu führen sind. Mit der Pauschale wird zwar nicht jeder Einzelfall kostendeck­end abgegolten, aber unter dem Strich wurde ein vertretbar­er Kompromiss gefunden.» Es sei ausserdem gar nicht nötig, dass sämtliche Arztpraxen bei der Impfkampag­ne mitmachten: «Teilweise sprechen auch logistisch­e Überlegung­en vonseiten einer Praxis oder vonseiten eines Kantons gegen den Einbezug», sagt Bär.

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Bald soll landesweit auch in Arztpraxen geimpft werden.

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