Impfkampagne droht wegen Arztpraxen weitere Verzögerung
BERN. Bald sollen Hausärzte die breite Bevölkerung impfen. Doch nicht alle wollen oder können das.
Die Ärzte der Praxis für Allgemeinmedizin Muotathal kommen in einer Mitteilung an ihre Patienten zum Schluss: «Wir können keinen uns überzeugenden medizinisch-wissenschaftlichen Grund anführen, warum eine Impfung zum jetzigen Zeitpunkt mit einem der jetzt verfügbaren Impfstoffe durchgeführt werden sollte.»
Doch auch Ärzte, die impfen wollen, können das zum Teil nicht. «Die Vergütungen führen zu massiven Verzögerungen in der Impfstrategie», sagt Felix Huber, Präsident von Medix, einer Vereinigung regionaler Ärztenetzwerke. «Der Ansatz, der für die Vergütung der Hausärzte gewählt wurde, ist ein hochkomplexes kantonales Flickwerk, für das wir uns schämen müssen. Hätten Bund und Kantone die Hausärzte von Anfang an impfen lassen und einheitlich mit mindestens 50 Franken vergütet, wären wir mit der Impfstrategie heute schon viel weiter.» Ein weiterer Grund, weshalb einige Arztpraxen keine Corona-Impfungen vornehmen werden, ist der logistische Aufwand. So sagt auch der Berufsverband FMH, dass nicht alle Arztpraxen sich dafür anböten.
Tobias Bär, Mediensprecher der Gesundheitsdirektorenkonferenz, verteidigt die Tarife: «Die Kantone und die Krankenversicherer haben sich im Februar
auf einen Nachtrag zum Tarifvertrag geeinigt. Wir sind der Meinung, dass mit dieser Tarifanpassung für die Arztpraxen keine kantonalen Verhandlungen über zusätzliche Abgeltungen mehr zu führen sind. Mit der Pauschale wird zwar nicht jeder Einzelfall kostendeckend abgegolten, aber unter dem Strich wurde ein vertretbarer Kompromiss gefunden.» Es sei ausserdem gar nicht nötig, dass sämtliche Arztpraxen bei der Impfkampagne mitmachten: «Teilweise sprechen auch logistische Überlegungen vonseiten einer Praxis oder vonseiten eines Kantons gegen den Einbezug», sagt Bär.