Flüchtlinge nach Ankunft in Griechenland angezündet?
ANKARA. Die Türkei erhebt gegen Griechenland schwere Vorwürfe.
Vor der griechischen Küste kommt es regelmässig zu Pushbacks und damit zu Verbrechen mit Duldung der EU, zumal die Zurückweisung von Asylbewerbern gegen internationales und europäisches Recht verstösst – auch weil den Schutzsuchenden kein Zugang zu einem Asylverfahren gewährt wird.
Seit Jahresbeginn hat das Flüchtlingshilfswerk UNHCR «mehrere Hundert Fälle» von solchen mutmasslichen Pushbacks in der Ägäis registriert. Dabei werden Migranten und Flüchtlingen oft auch ihre Mobiltelefone abgenommen, sie werden geschlagen, misshandelt und erniedrigt, wie eine Reihe von NGOs berichtet.
Jetzt hat die Türkei gegen Griechenland und die Europäische Grenzwachagentur Frontex, an der sich auch die Schweiz beteiligt, neue Vorwürfe der Unmenschlichkeit erhoben. Die griechische Küstenwache würde «Benzin auf Menschen schütten und sie verbrennen», twitterte der türkische Innenminister Süleyman Soylu. Die EU würde als «Anstifter dieser Bösartigkeit in die Geschichte eingehen, indem es Griechenland verwöhnt und schweigt», schrieb er weiter.
Als Beweis stellte Soylu ein Video der staatsnahen «Daily Sabah» zu seinem Post. Darin erzählt ein Mann, wie er und seine Frau nach ihrer Ankunft in Griechenland mit Benzin übergossen und angezündet worden seien. Die Frau zeigt Verletzungen am Bein, die Brandwunden sein könnten. Verifizieren lässt sich die Aufnahme nicht. Ein NGOMitarbeiter in Thessaloniki, der Migranten und Flüchtlinge berät, sagte 20 Minuten, dass ihm Fliehende von gleichen Misshandlungen berichtet und ihm Brandwunden gezeigt hätten.
Die griechischen Medien tun die Vorwürfe als «altbekannte türkische Propaganda» ohne jeglichen Wahrheitsgehalt ab. Schon letzte Woche hatte der griechische Aussenminister Nikos Dendias gesagt, die Türkei solle aufhören, Fake News zu verbreiten.