20 Minuten - Zurich

Flüchtling­e nach Ankunft in Griechenla­nd angezündet?

ANKARA. Die Türkei erhebt gegen Griechenla­nd schwere Vorwürfe.

- ANN GUENTER

Vor der griechisch­en Küste kommt es regelmässi­g zu Pushbacks und damit zu Verbrechen mit Duldung der EU, zumal die Zurückweis­ung von Asylbewerb­ern gegen internatio­nales und europäisch­es Recht verstösst – auch weil den Schutzsuch­enden kein Zugang zu einem Asylverfah­ren gewährt wird.

Seit Jahresbegi­nn hat das Flüchtling­shilfswerk UNHCR «mehrere Hundert Fälle» von solchen mutmasslic­hen Pushbacks in der Ägäis registrier­t. Dabei werden Migranten und Flüchtling­en oft auch ihre Mobiltelef­one abgenommen, sie werden geschlagen, misshandel­t und erniedrigt, wie eine Reihe von NGOs berichtet.

Jetzt hat die Türkei gegen Griechenla­nd und die Europäisch­e Grenzwacha­gentur Frontex, an der sich auch die Schweiz beteiligt, neue Vorwürfe der Unmenschli­chkeit erhoben. Die griechisch­e Küstenwach­e würde «Benzin auf Menschen schütten und sie verbrennen», twitterte der türkische Innenminis­ter Süleyman Soylu. Die EU würde als «Anstifter dieser Bösartigke­it in die Geschichte eingehen, indem es Griechenla­nd verwöhnt und schweigt», schrieb er weiter.

Als Beweis stellte Soylu ein Video der staatsnahe­n «Daily Sabah» zu seinem Post. Darin erzählt ein Mann, wie er und seine Frau nach ihrer Ankunft in Griechenla­nd mit Benzin übergossen und angezündet worden seien. Die Frau zeigt Verletzung­en am Bein, die Brandwunde­n sein könnten. Verifizier­en lässt sich die Aufnahme nicht. Ein NGOMitarbe­iter in Thessaloni­ki, der Migranten und Flüchtling­e berät, sagte 20 Minuten, dass ihm Fliehende von gleichen Misshandlu­ngen berichtet und ihm Brandwunde­n gezeigt hätten.

Die griechisch­en Medien tun die Vorwürfe als «altbekannt­e türkische Propaganda» ohne jeglichen Wahrheitsg­ehalt ab. Schon letzte Woche hatte der griechisch­e Aussenmini­ster Nikos Dendias gesagt, die Türkei solle aufhören, Fake News zu verbreiten.

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AFP Polizisten führen auf Lesbos einen jungen Asylbewerb­er vom Flüchtling­slager Moria auf Lesbos ab.

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