Der Konflikt in Nahost eskaliert
JERUSALEM. Die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern eskalieren.
Nach Ausschreitungen auf dem Tempelberg in Jerusalem gibt es seit dem Wochenende Raketenangriffe der radikalislamischen Hamas und Gegenschläge der Israelis. Über 600 Raketen wurden seit Montag aus Gaza abgefeuert, einige trafen auch Wohnhäuser und eine Schule. Israel zerstörte gestern
Abend bei einem Luftangriff ein Hochhaus in Gaza, die radikalislamische Hamas feuerte als Reaktion 130 Raketen auf Tel Aviv ab. Bis Redaktionsschluss spitzte sich die Lage stetig zu. Ein Ende der Angriffe war bei beiden Seiten nicht absehbar.
Der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz sagte gestern Nachmittag, die Militärschläge gegen die Hamas würden die nächsten Tage andauern: «Die Operation soll die Hamas schwächen und sie bereuen lassen, Raketen gegen Israel abgefeuert zu haben.»
Mitten im Geschehen ist Saleh Hijazi. Der 37-Jährige mit palästinensischen Wurzeln leitet das Regionalbüro von Amnesty International in Ostjerusalem. 20 Minuten erreichte ihn in Ramallah, das im besetzten Palästinensergebiet liegt. «Die Stimmung ist sehr angespannt», sagt er. «Seit dem Beginn des Ramadan sind die Spannungen immer grösser geworden.» Auch die medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ist in Israel und Palästina präsent. In den letzten Tagen habe man über 200 Patienten behandelt, wie Missionsleiter Ely Sok sagt: «Es gab dabei vermehrt palästinensische Frauen und sogar Kinder mit Gummischrotverletzungen.» Zudem hätten viele Personen Verletzungen von Tränengasgranaten oder seien von Sicherheitskräften geschlagen worden, so der Franzose. «Solche Brutalität habe ich noch nie erlebt, seit ich hier bin», so Sok.