Davide (23) ist trans und zum Islam konvertiert
ZÜRICH. Bei der Geburt wurde ihm das weibliche Geschlecht zugewiesen, die Erziehung war christlich. Heute lebt Davide als muslimischer Mann.
«Mein Körper war weiblich, doch innerlich war ich schon immer ein Mann», so Davide aus Schaffhausen. «Schon beim Hochzeitspielen im Kindergarten wollte ich immer der Mann sein. In der Pubertät zog ich mich an wie ein Junge. Ich dachte zuerst, ich sei lesbisch», erzählt der 23-Jährige. Mit 15 hatte er die erste Beziehung mit einer türkischen Schulkollegin. Sie war Muslima und weckte sein Interesse am Koran. «Meine Eltern sind katholisch. Doch das Christentum hat mich nie angesprochen. Der Koran hingegen schon», so Davide zum Zurich Pride Podcast. Doch die Familie der Freundin wehrte sich gegen die lesbische Beziehung. Die Schulliebe zerbrach.
Als Davides Brüste in der Pubertät zu wachsen begannen, fühlte er sich nicht mehr wohl in seinem Körper. «Ich habe gemerkt, dass lesbisch wohl nicht der richtige Begriff für mich war. Ich wollte als Mann leben und eine Frau lieben.» Letztes Jahr outete sich Davide bei seinen Eltern als trans. «Beide haben sehr gut reagiert und unterstützen mich. Manchmal rutscht ihnen aber noch mein alter Name heraus.» Kurz nach seinem Outing begann er mit der Hormontherapie und kam in den Stimmbruch.
Bis heute zweifelt Davide nicht am Islam. «Religion bedeutet für mich Frieden. Allah gibt mir Kraft während meiner Hormontherapie.» Der gelernte Koch betet täglich bis zu fünfmal, lernt Arabisch und hat den Koran fast zu Ende gelesen. Er besucht eine Moschee, die offen für Transmenschen ist.