Generell Tempo 30 – «Man kann das Auto gleich schieben»
WINTERTHUR. Tempo 30 soll auf den Strassen bald Normalität sein. Die Stadt rechnet mit Rekursen.
Der Winterthurer Stadtrat will bis 2040 auf fast allen Strassen die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 30 reduzieren, in Wohnquartieren soll Tempo 20 ausgebaut werden. Tempo 50 oder 60 soll nur noch auf Teilstrecken mit Umfahrungscharakter möglich sein. Die ersten Massnahmen sollen bereits nächstes Jahr umgesetzt werden. Gefördert werden soll auch der öffentliche Verkehr.
Bei der 20-Minuten-Community kommt das Vorhaben nicht gut an, wie eine Online-Umfrage zeigt. «Man kann das Auto gleich schieben», heisst es auch in einem Kommentar. SPStadträtin Christa Meier hingegen ist überzeugt, dass ein grosser Teil der Winterthurer Bevölkerung positiv darauf reagieren wird. «Mit diesem Plan sind wir am Puls der Zeit.» Sie rechnet aber mit Rekursen. Die Tempoanpassungen werden jeweils öffentlich ausgeschrieben, danach beginnt eine Einsprachefrist von 30 Tagen.
Nur mit einer Reduktion der Höchstgeschwindigkeit sei es nicht gemacht, sagt Kay Axhausen, Professor für Verkehrsplanung an der ETH Zürich. «Die Temporeduktion führt zu einer schlechteren Erreichbarkeit.» Es gehe deshalb darum, die Erreichbarkeit anderweitig sicherzustellen. Die längeren Reisezeiten könnten sich gerade auf die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs auswirken. Da brauche es Gegensteuer – etwa Takte verdichten und mehr Verbindungen ohne Umsteigen. Der Bevölkerung müsse so ein Vorhaben letztlich in Bezug auf die Lebensqualität wert sein. «Es ist wie bei einem Autokauf: Wer einen BMW kauft, will keinen Kia, obwohl beide Autos in der Stadt praktisch gleich schnell sind.»