20 Minuten - Zurich

Thurgauer Wahlbetrug: «Urteil lächerlich milde»

FRAUENFELD. Der ehemalige Stadtschre­iber Ralph Limoncelli wurde gestern vom Bezirksger­icht schuldig gesprochen.

- JEREMIAS BÜCHEL

Ralph Limoncelli (CVP), Ex-Stadtschre­iber von Frauenfeld, wurde gestern vor Bezirksger­icht verurteilt: Zwölf Monate bedingt, 3000 Franken Busse – weil er bei den Thurgauer Grossratsw­ahlen unbenutzte Wahlzettel unter die regulären Zettel geschmugge­lt habe. Das schadete der GLP, die das Urteil für zu milde hält. Politiker fordern Reformen des Wahlprozed­eres.

Das Bezirksger­icht Frauenfeld eröffnete im Fall des sogenannte­n Thurgauer Wahldebake­ls gestern Nachmittag sein Urteil. Der ehemalige Stadtschre­iber von Frauenfeld Ralph Limoncelli wird zu zwölf Monaten bedingt und einer Busse von 3000 Franken verurteilt.

Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass es bei den

Grossratsw­ahlen zu qualifizie­rter Wahlfälsch­ung gekommen ist. Das Gericht habe die Wahlzettel angeschaut und eine erhebliche Anzahl Wahlzettel der SVP gesehen, die nicht gefaltet waren. Üblicherwe­ise würden Wahlzettel gefaltet. Das Gericht könne das beurteilen, sagte der vorsitzend­e Richter René Hunziker, da er und eine andere Richterin des Dreiergrem­iums Wahlbüros geleitet hätten.

Limoncelli habe die Möglichkei­t gehabt, unbenutzte Wahlzettel für die Manipulati­on aus dem Büro der Einwohnerk­ontrolle zu holen und diese den anderen Wahlzettel­n zuzufügen. «Er ist als Stadtschre­iber Hausherr im Rathaus.»

Das Motiv mit der offenen Rechnung der GLP hält das Gericht für nicht wahrschein­lich. Aber Limoncelli sei für das Wahlbüro und die Auszählung verantwort­lich gewesen. Wenn die Auszählung sich als so fehlerhaft erweist, sei das eine Schmach. Das könnte Limoncelli verhindert haben wollen.

Das Strafmass von zwölf Monaten bedingter Freiheitss­trafe sei angemessen, zumal der ehemalige Stadtschre­iber durch Medienberi­chte teilweise vorverurte­ilt worden sei. Zudem wurde eine Verbindung­sbusse von 3000 Franken ausgesproc­hen. Er muss auch die Kosten des Verfahrens tragen.

Limoncelli­s Verteidige­r hat Minuten nach der Urteilserö­ffnung gesagt, dass man das Urteil ans Obergerich­t weiterzieh­en werde.

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20MIN Das Thurgauer Wahldebake­l sorgte landesweit für Schlagzeil­en.
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Ex-Stadtschre­iber Limoncelli.

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