Druck auf BAG für andere Impfstoffe
ZÜRICH. Einige zögern, weil sie der mRNAImpfung nicht vertrauen. Klassische Impfstoffe werden nun gefordert.
Im Kampf gegen die Pandemie setzt die Schweiz auf sogenannte mRNAImpfstoffe. Vielen Ungeimpften sind diese aber nicht geheuer. Um die Impfbereitschaft
zu steigern, machen Gesundheitsexperten und Politiker nun beim BAG Druck. Andreas Faller, Anwalt für Gesundheitsrecht und ehemaliger
Vizedirektor des BAG, fordert etwa die Zulassung eines zusätzlichen klassischen Impfstoffs. So könne die Impfquote deutlich erhöht werden.
Unter den Ungeimpften sind oft auch solche, denen der mRNAImpfstoff (siehe Box) nicht geheuer ist. Flyer und Posts auf Social Media heizten die Skepsis an. «Dieser Impfstoff wurde so schnell entwickelt, dass man gar nicht wissen kann, welche Auswirkungen dieser hat», sagt etwa Michael (30). Bestünde die Möglichkeit, zwischen einem mRNA-Impfstoff zu wählen und einem, bei dem harmlose Viren gespritzt werden, würde die Impfung für ihn interessant, so der Maschinenbauer weiter.
Gesundheitspsychologin Michèle Bowley kennt solche Bedenken. «Ich kenne Leute, die sich gut über die mRNA-Impfung informiert haben und trotzdem zu viele Vorbehalte haben.» Genau wegen solcher Fälle wird nun beim BAG Druck gemacht: Um AstraZeneca, Johnson & Johnson und Curevac sei es erstaunlich ruhig geworden, sagt Andreas Faller, Anwalt für Gesundheitsrecht und ehemaliger Vizedirektor des BAG. «Das BAG sollte so schnell wie möglich zusätzlich einen klassischen Impfstoff auf den Markt bringen.» Faller rechnet damit, dass sich dann auch jene impfen lassen, die bloss ein Problem mit dem mRNA-Impfstoff haben. «Die Impfquote könnte dadurch deutlich erhöht werden.» Und dies wiederum könnte die stockende Impfkampagne wieder ins Rollen bringen.
Gesundheitsexperte Erwin Carigiet geht auch davon aus, dass ein erweitertes Impfangebot einige Menschen zum Impfen motivieren könnte. Ob klas
sische Impfstoffe die Impfquote dann auch wirklich massgeblich steigerten, sei jedoch schwierig abzuschätzen. «Viele zögern wohl noch, weil sie in die Ferien gehen wollen oder weil sie das Gefühl haben, die Pandemie sei jetzt vorbei.» Etwa die Bilder von vollen EM-Stadien sendeten ein falsches Signal aus.