Äthiopien und Madagaskar: Hunderttausende Hungeropfer
ADDIS ABEBA. In Äthiopien und Madagaskar drohen Hunderttausende Menschen zu verhungern. Hilfsorganisationen schlagen Alarm.
«Wir haben jeglichen Kontakt zu unseren Leuten in Tigray verloren», so Marciano Teixeira, Geschäftsleiter des Schweizer Kinderhilfswerks Operation Rescue, das in der Krisenregion Tigray im Norden Äthiopiens tätig ist. Der Konflikt zwischen der Volksbefreiungsfront von Tigray und der Zentralregierung ist in den vergangenen Monaten zu einem blutigen Krieg eskaliert. Laut lokalen Quellen kamen bereits über 52000 Menschen ums Leben. Nun hat sich die Lage erneut verschärft: Mehr als 1,8 Millionen Menschen leiden an Hunger – 400 000 von ihnen droht der Tod. Faktoren wie Klimawandel, Heuschreckenplagen und die Corona-Pandemie haben die Situation verschlechtert. Es gebe Bemühungen um Friedensvereinbarungen von den Vereinten Nationen. Doch die äthiopische Regierung weigere sich, auf die Forderungen der Bevölkerung einzugehen. Teixeiras Hoffnung ist, dass ein Zugang geschaffen würde, sodass wenigstens Grundnahrungsmittel in die Region gelangen können: «Es ist sehr wichtig, dass international Druck auf Tigray und die äthiopische Regierung ausgeübt wird.»
Auch in Madagaskar spitzt sich die Lage zu: Das Land erlebt zurzeit die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Betroffen sei in erster Linie der Süden des Landes, so Georg Felber, Entwicklungsexperte bei Helvetas. Es hätten sich durch den Klimawandel gleich mehrere Dürrejahre aneinandergereiht, während denen weniger bis nichts geerntet werden konnte. «60 Prozent der Bevölkerung im Süden der Insel haben nicht mehr genug zu essen – Kinder sind besonders betroffen», sagt Felber. Auch an Trinkwasser mangle es. 14000 Menschen drohen derzeit zu verhungern.