Wer sagt ihr, dass sie blutige Hosen hat?
ZÜRICH. Ansprechen oder weiterlaufen: 20 Minuten hat die Hilfsbereitschaft von Passanten getestet.
ZÜRICH. Was passiert, wenn man mit blutbefleckter heller Hose einkauft? Wird man von den Passanten darauf hingewiesen oder schauen diese nur weg, weil sie das Thema Menstruation peinlich berührt? Eine Frau machte für 20 Minuten den Test. Das soziale Experiment zeigt: Nicht alle bleiben untätig.
Eine Passantin erklärt: «Meiner Freundin ist genau das vor Jahren passiert. Sie hätte sich gewünscht, ihr hätte jemand geholfen.»
Was machst du, wenn du auf der Strasse eine junge Frau siehst, die eine blutgetränkte Hose trägt, weil sie ihre Tage hat? So tun, als hättest du nichts gesehen, und weiterlaufen? Oder hingehen und die junge Frau auf das MensMalheur aufmerksam machen?
20 Minuten hat das soziale Experiment ausprobiert. Eine junge Schauspielerin ist in eine weisse Hose geschlüpft, die zwischen den Beinen mit künstlichem Blut eingefärbt worden war. Während rund einer halben Stunde stand sie an einer Tramhaltestelle an der Zürcher Bahnhofstrasse und starrte auf ihr Handy.
Während Dutzende Passanten starrend, aber schweigend an der jungen Frau tatenlos vorbeiliefen, sprach sie eine englischsprachige Frau an: «Ich denke, Sie haben da ein Problem mit Ihrer Hose. Wickeln Sie doch den Pulli drum herum», sagte sie. Auch eine ältere Dame half: «Ich will nicht unhöflich sein, aber ich glaube, sie haben ihre Periode bekommen.» Dann hielt ein junger Mann aus der Türkei an, der erst seit fünf Monaten in der Schweiz lebt: «Entschuldigen Sie vielmals, mein Deutsch ist nicht so gut. Aber darf ich Ihnen etwas sagen. Sie sind ein Mädchen. Sie haben Ihre Tage.»
Als wir das Experiment auflösten und die hilfsbereiten Passanten damit konfrontierten, begründete eine Frau ihr Eingreifen wie folgt: «Meiner Freundin ist genau das vor Jahren passiert. Sie hat es noch immer nicht verarbeitet. Sie hätte sich gewünscht, ihr hätte damals jemand geholfen.»