England lockert wieder – das sagen Schweizer
LONDON. Trotz steigender Infektionszahlen fielen gestern in England fast alle Corona-Massnahmen. Drei Expats erzählen, wie sie mit den Lockerungen umgehen.
Während Monaten galten in England strikte Corona-Massnahmen. Gestern hat Premierminister Boris Johnson nun trotz steigender Corona-Infektionszahlen die meisten geltenden Beschränkungen aufgehoben (siehe auch Box). Die Schweizerin Deborah Moser, die in London als Tanz- und Pilateslehrerin arbeitet, freut sich über die Lockerungen: «Als Tanzlehrerin bin ich darauf angewiesen, dass wir sportliche Aktivitäten wieder ohne Einschränkungen durchführen können.» Abgesehen davon werden sich die Massnahmen aber nicht auf ihren Alltag auswirken, so die 31-Jährige: «Ich habe nicht vor, in Clubs zu gehen, da ich nicht das Risiko eingehen möchte, in Quarantäne zu müssen.»
Peter Kiechl (38) lebt seit acht Jahren in einem kleinen Dorf in der Grafschaft Somerset. Er findet den Öffnungsschritt «eine dumme Idee»: «Die Fallzahlen sind wieder am Steigen, mit der Aufhebung der Massnahmen geht die Regierung ein zu hohes
Risiko für eine erneute Welle ein.» Seine Frau sei zudem Risikopatienten: «Wir sind zwar beide doppelt geimpft, dennoch mache ich mir Sorgen, dass sie sich anstecken könnte. Mit dem Öffnungsschritt vernachlässigt die Regierung meiner Meinung nach die Risikopatienten.»
F.* aus Zürich arbeitet seit April bei einer Bank in London. «Ich bin grösstenteils im Homeoffice und nur einmal pro Woche im Büro. Zudem gelten bei uns im Geschäft Masken- und Testpflicht», erzählt der 26-Jährige. Dem Entscheid, die Corona-Massnahmen trotz der steigenden Corona-Zahlen und der Delta-Variante zu lockern, steht F. kritisch gegenüber. «Meiner Meinung nach ist die Entscheidung ein Fehler und wurde zu früh getroffen.»