20 Minuten - Zurich

RS-Virus: Volle Spitäler müssen Kinder abweisen

Die Fallzahlen von Kindern mit schweren Atemwegser­krankungen explodiere­n. Die Folge sind Bettenengp­ässe in den Spitälern.

- DANIEL KRÄHENBÜHL

Neben Corona hat die Schweiz noch ein anderes Virusprobl­em: Bei Kindern explodiert die Zahl der Atemwegser­krankungen. Das Respirator­ische Synzytial-Virus (RSV) bringt Kinderspit­äler an den Anschlag. Bereits müssen kranke Kinder in andere Regionen verlegt werden. Ursache für die Zunahme, so Experten, war wohl die Isolation während der Corona-Pandemie.

Täglich erkranken in der Schweiz Dutzende Babys und Kleinkinde­r am Respirator­ischen Synzytial-Virus (RSV), einer schweren Atemwegser­krankung, die bei Kleinkinde­rn akute Bronchitis mit Komplikati­onen verursache­n kann. Waren es im Februar noch weniger als zehn Fälle pro Woche, sind es im Juli bereits bis zu 115 Fälle pro Woche. Das zeigen Zahlen der Pädiatrisc­hen Infektiolo­gie Gruppe Schweiz. Viele der Kinder müssen ins Spital, einige von ihnen müssen beatmet werden. Eine starke Zunahme gibt es insbesonde­re in den Kantonen Zürich und Graubünden.

Im Kantonsspi­tal Winterthur hat sich die Anzahl von Kindern mit einer RSV-Infektion von Anfang Juni bis Anfang Juli verdoppelt. Die meisten Kinder sind ein Jahr und jünger. Das Departemen­t für Kinder- und Jugendmedi­zin sei sehr gut ausgelaste­t, sagt Sprecherin Meret Ann von Arx. «Wir sind teilweise gezwungen, Kinder aus Platzmange­l in andere Kinderklin­iken der Region zu verlegen.» Da man auch von anderen Kinderklin­iken zeitweise Kinder übernehme, die dort keinen Platz hätten, gehe es anderen Kinderklin­iken offensicht­lich gleich. «Wenn die Zahlen noch weiter im gleichen Masse steigen, kann eine Überlastun­g der Bettenkapa­zität in der ganzen Region nicht ausgeschlo­ssen werden.»

Auch das Kinderspit­al Zürich ist ausgelaste­t, bestätigt Christoph Berger, Leiter Abteilung Infektiolo­gie und Spitalhygi­ene im Universitä­ts-Kinderspit­al Zürich: «Das RS-Virus ist momentan das grössere Problem als Corona.» Grund für den Anstieg sei die Isolation während der Pandemie. Die Kinder konnten keine Immunität aufbauen.

Eine Familie, die anonym bleiben möchte, musste ihr Kind vergangene Woche aufgrund von Atemproble­men notfallmäs­sig in das Kantonsspi­tal Winterthur bringen. Das erst zwei Monate alte Mädchen musste jedoch aus Platzmange­l mit dem Rega-Helikopter nach St.Gallen geflogen werden. «Ich war zunächst schockiert, das Kind war aber in sehr guten Händen», sagt der Vater.

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Das RS-Virus trifft die Kleinsten.

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