Gratiskafi für Geimpfte – Wirt mit Tod bedroht
REINACH. Der Besitzer eines Restaurants wollte Geimpften ein Zückerli anbieten. Dafür erhielt er eine Todesdrohung.
Ein Baselbieter Gastronom kündigte an, allen geimpften Gästen einen Kaffee zu offerieren. Wegen der Aktion, mit der er zur Impfung motivieren wollte, erhält er jetzt Morddrohungen via Telefon. Laut Soziologe Marko Kovic zeigt der Fall, dass sich einzelne Personen in der Impfdebatte radikalisiert haben. Er ruft beide Lager dazu auf, auf Drohungen zu verzichten.
«Heute wurde eine Grenze überschritten», wandte sich der Wirt eines Baselbieter Restaurants gestern per Video auf Facebook an seine Gäste. Er berichtet, er sei soeben am Telefon mit dem Tod bedroht worden, gerade mal fünf Minuten nachdem er in einem Post geimpften Gästen einen Kaffee offeriert habe. «Der Herr konnte mir genau erzählen, wie ich mein Leben lebe. Er habe genug Zeit, zu schauen, dass meine Stimme verstumme.» Er habe nachgefragt, was er damit meine. Der
Mann am Telefon entgegnete: «Du wirst es sehen, lange lebst du nicht mehr.»
Der Wirt machte die Todesdrohung, die mit der Aktion für Geimpfte zusammenhängt, gestern auf Facebook publik und erstattete Anzeige bei der Baselbieter Polizei. Diese konnte den Eingang der Anzeige gestern nicht bestätigen.
Dass er mit seinem Geschenk an Geimpfte einen Shitstorm ernten würde, damit habe er gerechnet. «Das ist halt so, wenn man seine Meinung sagt.» Der Kaffee für Geimpfte sei eine spontane Idee gewesen.
Bislang sind vor allem Exponentinnen und Exponenten aus Politik und Wissenschaft zur Zielscheibe von Impf und Massnahmengegnern geworden. Gegenüber 20 Minuten berichteten mehrere prominente Epidemiologen und Politikerinnen, dass sie mit Morddrohungen konfrontiert worden seien.
«Dieser Fall ist schon ziemlich krass», sagt Marko Kovic, Sozialwissenschaftler und Experte für Verschwörungstheorien. Dass der Wirt die Todesdrohung zur Anzeige bringt, findet er richtig und wichtig.