«Bin froh, dass ich den Mut zu kündigen gefunden habe»
ZÜRICH. In vielen Kitas herrscht Notstand wegen Personalmangel und fehlender Finanzen.
hohe Vulkan ist schwer zu besteigen, da er zum grössten Teil vergletschert ist. Gletscherspalten erschweren den Aufstieg.
Lange Arbeitstage, wenig Ferien und Stress mit den Kindern: Alltag in vielen Kindertagesstätten der Schweiz. Deshalb wollen Kantone die Qualität der Betreuung in den Kitas verbessern und vereinheitlichen. Unter anderem dadurch, dass Praktikanten und Lernende im ersten und zweiten Lehrjahr nicht mehr Verantwortung für Kinder übernehmen. In einer Umfrage von 20 Minuten konnten Betroffene ihre Meinung kundtun.
«10 Stunden am Tag zu arbeiten war schon fast normal – ich bin froh, dass ich den Mut gefunden habe, zu kündigen». Anna (26) ist seit dem Jahr 2020 Fachfrau Betreuung EFZ. Auch sie litt unter dem Personalmangel und den immer wachsenden Kitas. «Ständig haben Leute gekündigt und Teams wurden gewechselt, darunter litt auch die Qualität der Kita-Betreuung. Viele Lernende müssen täglich Überstunden leisten oder dürfen ihre Ferien nicht beziehen – es war wie in einer Sekte». Aus ihrer Sicht wurden die Kinder teilweise traumatisiert, die Grundbedürfnisse der Kinder konnten oftmals nicht werden.
In vielen Kinderbetreuungsstätten habe der Personalmangel zur Folge, dass Lernende oder Praktikanten mehr Verantwortung übernehmen müssten, als für sie tragbar wäre – das werde von vielen Kitas ausgenutzt, erklärt Cyril (24). «Ich direkt befriedigt finde die Vorschläge der Sozialdirektorensowie der Erziehungsdirektorenkonferenz daher mehrheitlich berechtigt und wichtig – Kinder brauchen Zeit, um sich an die Betreuerinnen und Betreuer zu gewöhnen und die Kinderbetreuung braucht gut ausgebildetes Personal mit fairen Arbeitsbedingungen.» Etwas übertrieben finde er aber, dass auch Praktikanten oder Lernende im zweiten Lehrjahr nicht im Betreuungsschlüssel – dieser definiert, für wie viele Kinder jeweils eine Betreuungsperson zur Verfügung steht – mitgerechnet werden.
«Ich bin im dritten Lehrjahr in einer Kita und finde es eine absolute Frechheit, diese Forderungen – wie sollen die Lernenden Verantwortung übernehmen und Abläufe kennen lernen, wenn sie die Chance dazu nicht erhalten?» Laura (22) durfte von Anfang an Verantwortung übernehmen, im ersten Lehrjahr nur wenig, dann immer mehr, das finde sie richtig so, schreibt sie.