Weisse Blätter und Alpakas: Das sind die Codes der Proteste in China
PEKING. Bei den Protesten gegen die Covid-Politik der chinesischen Regierung gibt es kreative Formen des Widerstandes.
Die weissen Seiten
Ins Auge fallen zunächst die unbeschriebenen, weissen Blätter, die viele Demonstrierende hochheben. Sie symbolisieren nicht nur die Zensur und die daraus folgende Sprachund Wortlosigkeit der Menschen. «Das weisse Papier symbolisiert die Unzufriedenheit, dass alle verstehen, wovon wir sprechen, dies aber nicht explizit sagen dürfen», sagte ein Demonstrant zur Nachrichtenagentur Reuters. Mathematische Gleichungen Studierende der Elite-Universität
Tsinghua etwa kritzeln als Zeichen des Protestes eine mathematische Gleichung auf das Papier. Es handelt sich dabei um die sogenannten Friedmann-Gleichungen, die in der Kosmologie die zeitliche Entwicklung des Universums beschreiben. Dabei geht es um den russischen Namensgeber, den Mathematiker und Physiker Alexander Friedmann: Sein Name klingt wie «freed man», «befreiter Mensch».
Alpakas als derber Fluch Eine Frau in Ürümqi, der Hauptstadt des Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang, ging mit drei Alpakas spazieren, der kleineren Version von Lamas. Diese Tiere werden in China seit 2009 als Symbol des Protestes gegen die Internetzensur verwendet. Das geht auf «Cao Ni Ma» zurück, ein mystisches, alpakaähnliches Wesen.
Direkt übersetzt heisst es «GrasSchlamm-Pferd». Doch je nachdem, wie auf Chinesisch eine Silbe betont wird, ergibt sich daraus ein Wortspiel beziehungsweise ein derber Fluch («Fi** deine Mutter»). Gegenteil-Gesang
Die Menschen singen und skandieren auf der Strasse. Auf Twitter beobachtete Tony Lin, dass die Polizei die Menschen aufforderte, das Skandieren von «Keine Lockdowns mehr» einzustellen. Daran habe sich die Menge gehalten – und stattdessen «Mehr Lockdowns» oder «Ich will Corona-Tests machen» angestimmt. Clever, zumal die Polizei gegen diese Slogans bestimmt nichts haben kann.