Nacktbilder auf Handy: 2 Fälle zeigen, wie es dazu kommt
ZÜRICH. Die Polizei findet öfter illegale Pornografie auf Handys von Kindern und Jugendlichen. Doch wie kommt es zu so einem Fall überhaupt?
29 Fälle von Kinderpornografie auf den Handys von unter Elfjährigen registrierte das Bundesamt für Statistik 2021. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen und mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl der Fälle. Susanne Nielen, Sozialarbeiterin bei der Opferberatung Aargau, erzählt von einer Gruppe 14- bis 15-Jährigen, die eine Gruppe gleichaltriger Mädchen tyrannisiert habe. «Sie hielten die Mädchen fest und fotografierten sie zwischen den Beinen. Diese Bilder verschickten sie darauf im Klassenchat.» Die Mädchen wandten sich an die Opferberatung und erstatteten Strafanzeige. Sie befänden sich in therapeutischer Behandlung.
Ein weiterer Fall ist der einer 17-Jährigen. Ein volljähriger Mann habe Fotos von ihr verlangt, sie habe diese geschickt. Er habe sie daraufhin erpresst. Nielen: «Sie wandte sich an uns und erstattete Strafanzeige – das Verfahren läuft noch.» Die 17-Jährige lebe aber weiterhin mit der Angst, dass die Fotos veröffentlicht würden.
Laut Nielen sind es häufig ExPartner, die intime Bilder der Betroffenen veröffentlichen. Dass am Ursprung oft eine Freundschaft oder Beziehung steht, bestätigt Stefanie Pürro von der Fachstelle Gesundheitsförderung und Prävention der Stadt Bern: «Oft bittet der eine die andere etwa um ein Foto ihrer Brüste, mit dem Versprechen, dieses nicht weiterzuleiten.» Er mache es dennoch.
«Es gibt immer zwei Ursachen», erklärt Kinderpsychologe Philipp Ramming, weshalb schon Kinder so handeln. Erstens gehe es um die Neugierde am Verbotenen. «Diese ist für Kinder und Jugendliche absolut faszinierend.» Zweitens gebe es Kinder, die schon mit elf Jahren ein verstärktes sexuelles Interesse hätten, aber in ihrer Entwicklung schlecht begleitet würden. «Andere gleichaltrige Kinder sind hingegen noch naive Mitläufer.» Meistens seien es kleinere Gruppen, die solche Aufnahmen verbreiteten. Diese Kinder wollten sich mit solchen
Aktionen wichtig machen.
Laut Ramming geraten solche Bilder in die Köpfe der Kinder und sie werden sie nicht mehr los. «Das ist ausgesprochen ungünstig für die sexuelle Entwicklung, weil sexuelle Lust mit Freude an Erniedrigung und Gewalt verknüpft wird.»