Absagen trotz Personalmangel
LUZERN. Nadja Duss aus Luzern findet seit fünf Jahren keinen Job – sie bekommt nur Absagen. Ursprünglich hat die 24-Jährige eine Lehre im Detailhandel begonnen. Kurz vor dem Abschluss habe man ihr gekündigt. Danach fand sie ausser temporäre Jobs keine feste Stelle. Den Grund für die Absagen sieht Nadja unter anderem bei den grossen Lücken in ihrem Lebenslauf: «Es ist schwierig, wenn man nicht wie ein Roboter funktioniert und zeitweise ausfällt. Damit verliert man den Anschluss an die Berufswelt», sagt die 24-Jährige. Mit dem Gang an die Öffentlichkeit will sie auf die Problematik aufmerksam machen und so mehr Verständnis für Menschen schaffen, bei denen nicht immer alles rund läuft.
Bei einem neuen Job sei sie flexibel: «Ich kann mich für vieles begeistern. Der Lohn wie auch der Standort sind für mich zweitrangig», sagt sie. Ihre Wunschvorstellung: Im Bereich Beauty als Hair-Stylistin oder Nail-Artistin zu arbeiten.
Laut Psychotherapeut Felix Hof steigen mit jeder Absage die Enttäuschung und Selbstzweifel: «Betroffene fragen sich nach ihrem Platz in der Gesellschaft und fühlen sich nutzlos», so Hof.
Gründe für Absagen gebe es verschiedene. «Heutzutage fordern viele Unternehmen trotz Personalmangel von potenziellen Angestellten eine hundertprozentige Passgenauigkeit», sagt Karriereberaterin Regula Hunziker-Benoist. Besonders bei Grossunternehmen, deren Bewerbungsprozesse automatisiert seien und eine strenge Vorselektion vorgenommen werde, seien die Erfolgsaussichten klein. Deshalb rät sie, sich bei kleineren und persönlicheren Firmen zu bewerben, diese seien oft auch kompromissbereiter.