20 Minuten - Zurich

CS stürzt an Börse ab – sie ist nun «Übernahmek­andidatin»

ZÜRICH. Die Aktie der Credit Suisse ist im freien Fall. Kann die Bank das stoppen? Drei Szenarien.

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Anfang Jahr war die Aktie der Credit Suisse (CS) 8.60 Franken wert, gestern waren es weniger als 2.70 Franken – minus 68 Prozent in elf Monaten. Auch die neue Strategie mit Saudi-Milliarden und einer Umstruktur­ierung der Investment­bank hat nicht geholfen, um den Absturz der Aktie zu verhindern. Kann die CS den Niedergang stoppen oder droht gar eine Pleite der Bank? Der Wirtschaft­srechtspro­fessor Peter V. Kunz von der Uni Bern schätzt die Lage für 20 Minuten ein.

Szenario 1: Wenn der Kurs tief bleibe, überhole Raiffeisen die CS als zweitgröss­te Schweizer

Bank, so Kunz. Zudem sei sie so ein «absoluter Übernahmek­andidat, weil sie so günstig ist». In Frage kämen Banken aus Europa, den USA oder China. Die UBS schliesst der Bankenexpe­rte aus, weil eine Fusion der zwei grössten Schweizer Banken zu einer übermässig­en Marktmacht­führen würde. Eine Übernahme wäre laut Kunz nur fürs Management schlimm, weil es entlassen werden könnte.

Szenario 2: Die CS-Aktie kann laut Kunz noch viel tiefer sinken. Das sei zwar dramatisch für die Aktionäre und die Bank, dies habe aber nichts mit dem Geschäftsg­ang zu tun. An eine Pleite glaubt er nicht, ausser die CS schreibt überrasche­nd weitere Milliarden­verluste. Sollte es trotzdem zum Konkurs kommen, was heute höchst unwahrsche­inlich sei, wäre die Bank immer noch systemrele­vant. «Das Schweiz-Geschäft ist heute schon durch Notfallplä­ne der Bank gesichert. Persönlich nehme ich ohnehin an, dass der Staat diesen Bereich als too big to fail in jedem Fall retten würde, sonst käme es zum Chaos auf dem Finanzplat­z», so Kunz. Szenario 3: Den Turnaround hält Kunz für das realistisc­hste Szenario, wenn auch nicht kurzfristi­g. Dafür müsse die CS sich aber stärker aufs Schweizer Geschäft konzentrie­ren, aus der negativen Berichters­tattung kommen und sich nicht mehr vor der Verantwort­ung drücken wie zuletzt an der virtuellen Generalver­sammlung. «Die war ein unentschul­dbares Fiasko», so Kunz. Hätten sich die Verwaltung­sräte nicht wie Angsthasen vor den Aktionärin­nen und Aktionären versteckt, wäre der Kurs der Aktie nicht so stark gefallen, ist er überzeugt.

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REUTERS Kann die Credit Suisse den Turnaround schaffen?

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