«Ich war mit der Nati im Flieger, während die Mutter beerdigt wurde»
ZÜrICH Die Baustellen im EM-Kader und private Einblicke: Trainer Murat Yakin im Interview.
Murat Yakin, wie heisst der Natitrainer im September?
Muss ich so weit denken?
Wollen Sie trainer bleiben?
Mich erfüllt das nach wie vor mit Stolz und Freude. Aber im Sport gibt es keine Garantien und man muss sich immer neu beweisen. Wir werden es nach der EM sehen.
Im Herbst standen Sie sehr in der Kritik.
Spielerisch hat sehr viel sehr gut funktioniert. Wir haben vieles selbst verschuldet im Herbst. Wir sind aufgrund der Resultate teilweise auch nervös geworden. Mich interessierte aber nur, dass wir unsere Ziele erreichen.
Hat Sie diese Kritik nicht getroffen? Sie wirkten alleingelassen und mussten den tod Ihrer Mutter verarbeiten.
Natürlich war es in der Kombination nicht einfach für mich.
Was soll ich ein Lächeln im Gesicht haben, wenn die Mutter im Sterben liegt? Es war schwierig, mit der Nati im Flieger zu sein, während die Mutter beerdigt wurde.
Wie konnten Sie sich auf die Arbeit als trainer fokussieren?
Ich musste funktionieren, mich auf mich und auf meine Aufgabe fokussieren. Der Weg in meinem Leben war noch nie einfach. Ich konnte auch in dieser Situation von einem Rat meiner Mutter profitieren: nicht alles so ernst nehmen.
Kommen wir zu Ihrem EM-Kader: Es gibt ein Sturmproblem – ist Breel Embolo gesetzt?
Ja, wenn er gesund ist.
Erst kürzlich sorgte er wieder für Schlagzeilen. Ist er den Fans noch vermittelbar?
Die Geschichte ist lange her. Er ist älter und reifer geworden. Sobald er das erste Tor schiesst, ist vieles wieder vergessen.
Akanji hat bei ManCity gegen real im Mittelfeld gespielt. Für die Nati schiesst er tore.
Grundsätzlich kann er alles spielen. Derzeit ist er fast unser treffsicherster Torschütze – und ich sagte Giorgio Contini, ob wir ihn nicht auch im Sturm bringen sollen (lacht).
Haris Seferovic, der seit seinem Wechsel nach Dubai nicht mehr berücksichtigt wurde?
Die Tür für ihn war nie zu. Wir beobachten ihn intensiv. Es ist nach wie vor alles möglich.
YB-Stürmer Joël Monteiro soll noch vor der EM den pass erhalten. Wie siehts bei ihm aus?
Er ist sehr treffsicher, hat gute körperliche Voraussetzungen. Leider hat er sich jetzt zu einem ungünstigen Zeitpunkt verletzt.
Beim letzten Natizusammenzug war Xherdan Shaqiri und seine rolle das grosse thema.
Wir wissen, was wir an Shaq haben. Wo er seine Stärken hat und dass er ein enorm wichtiger Spieler ist für die Nati. Ein Entscheidungsspieler.
Es machte den Eindruck, als würden Sie nicht mehr
zwingend auf ihn setzen.
Der Saisonstart in der MLS war kurz zuvor, er hatte erst wenige Spiele in den Beinen. Es war abgemacht, dass er im ersten Spiel pausiert.
Wo ist denn das problem?
Man darf die lange Pause im Winter und die Spielweise in der US-Liga nicht unterschätzen. Letztlich liegt die Verantwortung bei ihm wie bei allen anderen Spielern auch, dass sie fit zu uns kommen.
Könnte das für Sie eine heikle personalie werden?
Niemand hat so einen genialen Fuss wie er. Wenn es spielerisch und taktisch Sinn ergibt, kommt er natürlich von Beginn an. Am Schluss entscheide ich, welches Team gegen welchen Gegner die beste Option ist.