20 Minuten - Zurich

«Bin immer für meine Partnerin da»

- THs

Roland Hubli (58) pflegt seit acht Jahren seine an Frühdemenz erkrankte Partnerin (56) zu Hause. Als die Diagnose kam, wusste er gleich, dass sich sein Leben für immer verändern würde: «Die Mitteilung des Arztes hat uns den Boden unter den Füssen weggezogen.» Zu Beginn seien die Pflegebedü­rfnisse seiner Partnerin noch gering gewesen, erzählt Roland. Doch die Demenz schritt voran und seit drei Jahren kümmert er sich Vollzeit um seine Partnerin. «Ich helfe ihr beim Essen und Trinken wie auch bei der Körperpfle­ge. Es ist ein 24-Stunden-Job, der mich physisch und emotional fordert.» Die Unterstütz­ung durch die Spitex, die ihm morgens und mittags jeweils für eine Stunde zur Seite steht, biete zwar eine gewisse Entlastung, doch die Hauptlast der Pflege trage er allein.

Zum Teil erkenne seine Partnerin Roland nicht mehr: «Wenn sie mich anschaut, fühlt es sich an, als ob sie durch mich durchblick­t – als ob ich unsichtbar wäre. Das tut weh.» Auch wenn er sein Leben fast komplett zurückstel­len muss, schöpft der 58-Jährige seine Kraft aus der Liebe, die er für seine Partnerin empfindet: «Ich war immer für sie da und werde bis zum bitteren Ende für sie da sein.» Doch: Die Pflege der Partnerin ist auch mit finanziell­en Hürden verbunden. Ein Bundesgeri­chtsurteil 2019 macht möglich, dass Personen, die ihre Angehörige­n pflegen, neu dafür entschädig­t werden können. Davon macht auch Roland Gebrauch. Nach der Beantragun­g der Gelder und einer kurzen Pflegeausb­ildung erhalte er nun seit drei Wochen 35 Franken pro Stunde Aufwand für seine Pflegeleis­tungen: «Eine späte, aber willkommen­e Anerkennun­g für Menschen wie mich.»

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20min/M. Spicher Roland Hubli pflegt seine Partnerin, die an Frühdemenz leidet.

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