YUNNAN UND SICHUAN DER URSPRUNG DES TEES
Der Tee ist neben dem Wasser das am meisten konsumierte Getränk. Weltweit werden täglich 500 Millionen Tassen getrunken und knapp 4 Millionen Tonnen im Jahr produziert. Seine vielfältigen wohltuenden Eigenschaften machen aus dem Tee ein unersetzliches Lebenselixier, das in manchen Ländern untrennbar mit der Kultur verknüpft ist. Ein Blick hinter die Kulissen einer chinesischen Passion.
Der Sage nach soll der chinesische Kaiser Shennong, der im Schatten eines Baumes in einem Wald von Yunnan eingeschlummert war, im Jahre 2737 v. Chr. die Vorzüge des Teeaufgusses entdeckt haben, als ein Blatt in seine Trinkschale mit warmem Wasser fiel… Eine andere Legende verweist auf den buddhistischen Mönch Bodhidharma. Nach sieben Jahren der Meditation waren ihm die Augen so schwer geworden, dass er sich, um nicht einzuschlafen, die Augenlider abschnitt. Als diese zu Boden fielen, sollen zwei Teesträucher aus der Erde gewachsen sein. Auch neuere Studien belegen, dass der Tee vermutlich in Yunnan entstanden ist, wo seit Jahrtausenden die Camellia Sinensis heimisch ist, ein wildes Teestrauchgewächs mit langen, dunkelgrünen Blättern. In den Wäldern dieser chinesischen Provinz haben die Teepflücker auf den Bäumen grosse Mühe, die höchsten Blätter zu erreichen. Dieser Anblick mag viele überraschen, die an die kleinen, in akkuraten Reihen gepflanzten Sträucher klassischer Teeplantagen gewöhnt sind. Die Region zählt über 200 Teepflanzenarten, die auch heute noch in freier Wildbahn gedeihen. Einige von ihnen sind mehrere tausend Jahre alt und aufgrund ihres Standortes und des erhöhten Schutzes besonders schwer zugänglich. Doch auch die «nur» einige hundert Jahre alten Sträucher liefern einen herausragenden Tee, der an längst vergangene Zeiten erinnert, als man ihn noch, zu Ziegeln gepresst, mit dem Pferde zur Verbotenen Stadt beförderte. Dort galt das wertvolle Elixier als «kaiserliches Getränk». Man brachte die Blätter sogar auf der sagenumwobenen Teestrasse über den Himalaya zu den tibetischen Mönchen, für die der Tee ein unverzichtbarer Bestandteil der Meditation war und ist.