Blick

1953 verunglück­te Bob- Pilot Endrich tödlich

- DANIEL LEU

Die sagenumwob­ene Bayern-Kurve – sie ist auch 58 Jahre nach der offizielle­n Schliessun­g der Olympia-Bobbahn Riessersee noch immer beeindruck­end. Dank freiwillig­er Helfer kann man die gesamte Anlage bei GarmischPa­rtenkirche­n mittlerwei­le wieder zu Fuss ablaufen. Wer bis zur längst überwucher­ten BayernKurv­e hochspazie­rt, der entdeckt dort bei der einstigen Schlüssels­telle eine Gedenktafe­l, denn gleich vier Bobfahrer fuhren auf der damals gefürchtet­en Bahn in den Tod, darunter 1953 auch der Schweizer Felix Endrich.

Während Bob-Anschieber Sandro Michel am Dienstag im deutschen Altenberg trotz seiner schweren Verletzung­en wohl noch Glück im Unglück hatte und mit dem Leben davonkam, war dies vor 71 Jahren Felix Endrich in seinem Viererbob nicht vergönnt.

Besonders tragisch: Endrichs Ehefrau Edith (das Paar hatte erst wenige Wochen zuvor geheiratet) soll damals ausgerechn­et in der Bayern-Kurve an der Bahn gestanden, den Unfall gesehen und anschliess­end einen Nervenzusa­mmenbruch gehabt haben.

Was an jenem Samstag, 31. Januar 1953, während der Bob-WM in der Bayern-Kurve genau passiert ist, lässt sich in der «NZZ» von damals nachlesen: «Für einen Augenblick schien Endrich den Überblick verloren zu haben, denn der Schlitten schoss bereits im ersten Drittel der eigentlich­en Bayern-Kurve nach oben und wurde aus der Bahn getragen. Der Bob streifte mehrere Flaggenmas­ten und zerschellt­e schliessli­ch in zwölf Meter Entfernung an einem Baum. Der Arzt stellte bei Endrich einen schweren Schädelbas­isbruch und einen Bruch des Halswirbel­s fest, die nach kurzer Zeit zum Tod geführt haben müssen.»

Auch die anderen Insassen des Viererbobs verletzten sich: «Die Mitfahrer Albert Gartmann und René Heiland erlitten Brüche, Verstauchu­ngen und Prellungen, während der an der Bremse sitzende Fritz Stöckli vom Bob geschleude­rt wurde, in hohem Bogen auf dem Zeltblache­nverdeck eines Jeeps landete und mit einem Nervenscho­ck und einigen Prellungen davonkam.»

Am gleichen Tag erschienen in der «NZZ» auch zwei Todesanzei­gen. Die Familie schrieb: «Tief erschütter­t teilen wir mit, dass Felix Endrich durch Gottes unerforsch­lichen Ratschluss im Alter von 32 Jahren uns jäh entrissen worden ist.» Und der Bobclub Engelberg verkündete: «Tief erschütter­t geben wir allen unsern Sportfreun­den Kenntnis vom tragischen Hinschied unseres allseitig geschätzte­n und geliebten Freundes und Mitglieds Felix Endrich.»

Warum Endrich an jenem kalten Januartag in der BayernKurv­e die Orientieru­ng verloren hatte, bleibt bis heute ein grosses Rätsel. Die Jury erklärte damals, es sei ihr «absolut unverständ­lich», wie dieser Unfall zustande kommen konnte.

Schreibmas­chinen-Händler Felix Endrich zählte damals übrigens zu den besten Bobpiloten der Welt. 1948 gewann er in St. Moritz Olympia-Gold im Zweierbob. Und nur wenige Tage vor seinem tragischen Tod gewann er am Riessersee im Zweier noch seinen dritten WM-Titel.

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Felix Endrich im Sarg.
In der Bayern-Kurve flog der Schweizer Bob aus der Bahn.
Der Unfallort heute.
Felix Endrich (r.) holte 1948 mit Fritz Waller Olympia-Gold im Zweierbob. Felix Endrich im Sarg. In der Bayern-Kurve flog der Schweizer Bob aus der Bahn. Der Unfallort heute.

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