« Die Tiere sind in Sicherheit – unsere Eltern leider nicht»
Für ein Ehepaar kam jede Hilfe zu spät. Sieben Personen wurden in der Nacht auf gestern aus einem brennenden Mehrfamilienhaus in Pfaffnau LU evakuiert, ein Mann und eine Frau (74 und 68) konnten nur noch tot geborgen werden.
Das Feuer war um Mitternacht herum ausgebrochen. Auch eine angrenzende Scheune fing Feuer. «Ich habe es gesehen, als ich ins Bett gehen wollte. Zuerst dachte ich, dass ich träume», erzählt eine Leserin Blick.
Die Feuerwehr erreichte den Brandort um etwa 0.20 Uhr und kämpfte gegen das Inferno an, berichtet die Leserin. Auch von Zofingen AG aus waren die meterhohen Flammen zu sehen.
Drei Personen wurden mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung vom Rettungsdienst in das Spital gebracht, wovon zwei das Spital bereits verlassen konnten. Beim Einsatz sollen ein Hund, vier Pferde sowie einige Ziegen gerettet worden sein, erklärt Gemeindepräsidentin
Sandra Cellarius gegenüber Blick.
Die beiden verstorbenen Personen wurden zunächst vermisst. Erst am Nachmittag meldete die Luzerner Polizei, dass sie tot gefunden gefunden worden seien. «Tier sind in Sicherheit. Eusi Eltere leider ned», hatte Cécile F.* vor der traurigen Gewissheit in einem Facebook-Eintrag zum Brand geschrieben. «Momentan gots nur no drum för Tier e Platz zfinde.» Im Gespräch mit Blick bestätigte die Tochter den Eintrag: «Ich bin am Boden zerstört.»
Zu «20 Minuten» sagt die Tochter, dass ihre Eltern gemäss der Polizei im Schlaf gestorben sein sollen. Dies sei zumindest ein kleiner Trost für die Angehörige. Sie stehe aber noch immer unter Schock. «Ich kann es noch nicht fassen. Ich funktioniere im Moment nur noch. Ich werde wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen realisieren, dass meine Eltern gestorben sind.»
Auch die Gemeindepräsidentin zeigt sich schockiert. «Man hoff t natürlich immer, dass so was nicht passiert. Ich bin persönlich tief betroffen», sagt sie im Interview. Zudem dankt sie den Einsatzkräften, die unermüdlich gegen die Flammen kämpften.
Eine Frau sagt zu Blick, dass zwei ihrer Tanten zuunterst in dem Haus wohnten. Zudem hätten zwei Bekannte von ihr dort gelebt. Es geht ihnen, soweit sie weiss, gut, sie hat sie aber seit dem Brand nicht gesehen. «Ich war am Sonntag noch bei meinen Tanten und habe sie zur Kirche abgeholt. Es ist ein Schock, das Haus jetzt so zu sehen. Kleidung, wichtige Dokumente: Sie haben alles verloren.»
Vom Haus ist nicht mehr viel übrig, der zweite Stock ist nur noch zur Hälfte da, das Dach ist weg. Die Feuerwehr schaute sich die Brandruine von oben an, setzte dafür einen Hubretter und eine Drohne ein. Es qualmte noch immer stark.
Laut Simon Kopp, Medienchef der Luzerner Staatsanwaltschaft, ist die Brandursache noch unklar. Brandermittler der Luzerner Polizei wurden jedoch bereits hinzugezogen. Das Gelände ist grossräumig abgesperrt. Im Einsatz standen die Feuerwehren Pfaffnau-Roggliswil, Zofingen und ein Rettungshelikopter.
* Name geändert
«Man hofft immer, dass so was nicht passiert.» Sandra Cellarius, Gemeindepräsidentin
Nach dem deutlichen Ja zur 13. AHV-Rente kommt der Siegeszug der Gewerkschaften ins Stocken: Das Referendum gegen die neue Gesundheitsfinanzierung steht auf der Kippe. «Wir haben bisher 32 000 Unterschriften gesammelt», sagt VPOD-Generalsekretärin Natascha Wey (41) zu Blick.
Die Gewerkschaft der Service-public-Angestellten hat Anfang Jahr das Referendum ergriffen, um die jüngste Gesundheitsreform zu bodigen. Nun bleibt noch knapp ein Monat, um die benötigten 50 000 Unterschriften zu schaffen und die Vorlage überhaupt vors Volk zu bringen. «Es ist machbar, aber es wird knapp», so Wey.
Eine Mitschuld trägt ausgerechnet ein gewerkschaftlicher Grosserfolg: Die Abstimmungskampagne für die 13. AHV-Rente hat viele Kräfte gebunden. «Ein grosser Teil unserer Ressourcen ist in den Abstimmungskampf geflossen», erklärt Wey. «Jetzt müssen wir nochmals auf die Strasse, um die benötigten Unterschriften zusammenzubringen.»
Dabei kann sie auf die Unterstützung eines politischen Schwergewichts zählen, das nun sein ganzes Renommee in die Waagschale wirft: Gewerkschaftsboss und SP-Ständerat Pierre-Yves Maillard (56). So hat mittlerweile auch der Gewerkschaftsbund die Unterstützung des Referendums gegen die umstrittene «Einheitliche Finanzierung der Leistungen im ambulanten und im stationären Bereich» (Efas) beschlossen.
Ziel der Vorlage ist es, ambulante und stationäre Gesundheitsleistungen künftig aus einer Hand zu finanzieren. Heute werden ambulante Behandlungen allein von den Krankenkassen bezahlt, aus Prämiengeldern. Stationäre Leistungen – mit Spitalübernachtung also – übernehmen zu mindestens 55 Prozent die Kantone, den Rest die Krankenversicherer.
Neu sollen sämtliche Abrechnungen über die Krankenkassen laufen. Die bisherigen Kantonsgelder fliessen in eine «Gemeinsame Einrichtung KVG», die diese entsprechend verteilt. Dabei sollen die Kantone neu mindestens 26,9 Prozent der Gesamtkosten übernehmen, die Prämienzahlenden 73,1 Prozent.
Maillard sind diese neuen Finanzströme ein Dorn im Auge. «Mit der Reform erhalten die Krankenkassen noch mehr Macht», moniert der frühere Waadtländer Gesundheitsdirektor. «Neben 35 Milliarden Prämiengeld würden sie zukünftig auch noch 11 Milliarden Steuergelder verwalten!» Die Kantone würden damit im Gesundheitswesen an Steuerungsmacht verlieren – somit würde die demokratische Kontrolle eingeschränkt.
«Das eigentliche Problem ist nicht die heutige Finanzierung, sondern dass die Tarife in der ambulanten Behandlung nicht überall kostendeckend sind», erklärt Wey. «Das ist ein Fehlanreiz, der mit der Reform nicht behoben wird. Zudem befürchten wir höhere Kosten für die Versicherten.»