Blick

Gescheiter­te Südkoreane­r wollen wieder durchstart­en

- LORENZO FULVI

Ende 2020 stand SsangYong vor dem Aus: Der drittgröss­te südkoreani­sche Autobauer meldete 66 Jahre nach der Gründung Insolvenz an. Mit neuem Eigentümer und neuem Namen KG Mobility (kurz KGM) soll es nun wieder aufwärtsge­hen. Bereits 2023 startete die Verbrenner­version des neuen SUV Torres – jetzt folgt der vollelektr­ische Torres EVX, den Blick rund um die türkische Metropole Istanbul bereits testen konnte.

Optisch verändert sich gegenüber dem Verbrenner einiges. So ersetzt eine fast geschlosse­ne Front den Kühlergril­l. Die Scheinwerf­er werden flacher und mit sechs LED-Elementen über die Front verbunden. Im Cockpit ragen neu zwei 12,3-Zoll-Bildschirm­e – einer für die Instrument­e, einer fürs Infotainme­nt – aus dem Armaturenb­rett. Im Innern dominieren Kunststoff und Kunstleder.

Hinten sitzt man mit deutlich stärker angewinkel­ten Beinen als im Verbrenner, weil der Boden höher liegt. Aber in der Länge gibts üppig Raum für Beine, auch im Kopfbereic­h bleibt die Platzangst aus. Trotz grossem Akku verliert der Stromer im Vergleich zum Verbrenner kein Ladevolume­n: Der Kofferraum mit doppeltem Boden fasst 703 oder 839 Liter – deutlich mehr als im vergleichb­aren Skoda Enyaq (585 l). Bei umgeklappt­er Rückbank sinds beim Koreaner sogar 1662 Liter.

Die Testfahrt rund um Istanbul führt uns grossteils über Autobahnen mit Tempolimit 130. Für den Vortrieb sorgt ein Elektromot­or an der Vorderachs­e mit 207 PS (152 kW) und 339 Newtonmete­rn Drehmoment. Allrad gibts beim selbst ernannten 4x4-Spezialist­en bis auf weiteres nicht.

Die Kraft lässt sich gut dosieren, Schaltwipp­en am Lenkrad regeln die Energie-Rückgewinn­ung in vier Stufen – bis zum Stillstand bremst der Torres EVX aber auch in der stärksten Stufe nicht. Auf holprigen Strassen federt der SUV hart, auf der Autobahn gehts schon komfortabl­er zu. Das Fahrwerk neigt in

Kurven zu Wankbewegu­ngen, aber im Sportmodus wirds etwas straffer; ausserdem spricht das Fahrpedal dann direkter an. Bei Vollgas scharren die Vorderräde­r unter dem Drehmoment – aber das könnte auch an der Allwetter-Bereifung des Testwagens liegen. Tempo 100 erreicht der EVX in 8,1 Sekunden und beschleuni­gt bis 175 km/h.

Der 73,4-Kilowattst­undenAkku kommt vom chinesisch­en Konkurrent­en BYD und soll für bis zu 462 Kilometer reichen. Mit dem Verbrauch von 22,9 kWh (KGM gibt 18,7 kWh an) auf der Testtour dürften es eher knapp über 300 Kilometer werden. Aber wie bei allen Stromern gilt: Je mehr Autobahnfa­hrt, desto höher der Verbrauch. Am

Schnelllad­er verträgt der Torres maximal 145 Kilowatt und lädt innert 27 Minuten von 10 auf 80 Prozent. Kein Topwert, aber dennoch schneller als die allermeist­en Konkurrent­en aus China.

Der Marktstart des Torres EVX soll im Frühling erfolgen. Zur Wahl stehen die drei Ausstattun­gen Bronze, Platinum und Titanium – nur die höchste kommt aber mit Wärmepumpe und elektrisch­er Heckklappe. Starten soll der elektrisch­e Torres bei rund 42 000 Franken; und selbst die Top-Ausstattun­g Titanium soll unter 50 000 Franken kosten. Die finalen Preise folgen aber erst. Zum Vergleich: Der Skoda Enyaq geht erst bei rund 60 000 Franken los.

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Torres heisst das erste Modell von KGM – bisher unter dem Namen SsangYong bekannt. Die Elektrover­sion EVX konnte Blick bereits testen.
Hoffnungst­räger Torres heisst das erste Modell von KGM – bisher unter dem Namen SsangYong bekannt. Die Elektrover­sion EVX konnte Blick bereits testen.

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