Blick

« Ohne mein Team wäre das nicht möglich gewesen»

Alleine? Geht es nicht. Das weiss auch Lara Gut-Behrami (32). Die Ski-Königin aus dem Tessin ist seit ihrer Jugendzeit in einem Privatteam unterwegs, bewegt sich aber trotzdem in den Strukturen von Swiss-Ski. Blick stellt Personen vor, die Gut-Behrami tat

- MATHIAS GERMANN MARCEL W. PERREN

Pauli Gut: Der Förderer und Begleiter

Laras Vater fuhr früher selbst Skirennen und coachte seine Tochter bereits, als sie noch ein Mädchen war. Er gründete für Lara und ihrem Bruder Ian einst den Skiklub Sporting Gottardo, weil er mit den Ideen des SC Airolo nicht zufrieden war – das «Team Gut» war geboren. Im Weltcup wurde Pauli Gut geduldet, aber nicht immer geliebt – seine Kompetenz als Trainer wurde angezweife­lt. GutBehrami sagte einmal: «Ich habe immer sehr gelitten, dass mein Vater angegriffe­n wurde. Er hat nie zugelassen, dass ich untergehe, wenn ich am Ertrinken war, er hat mich nie alleine gelassen.» Nach einer zwischenze­itlichen Krise, bei der Pauli Gut länger daheimblie­b («Ich hatte meinen Vater verloren»), ist er für GutBehrami längst wieder unverzicht­bar. Er ist nicht von SwissSki angestellt, darf seine Tochter aber überall hin begleiten.

Valon Behrami: Die grosse Liebe

Am 11. Juli 2018 heiratete Gut-Behrami auf dem Monte Brè den ehemaligen Nati-Captain. Die beiden bezogen kurz darauf ein Haus in Udine, wo Behrami damals spielte – auch heute ist das ihre Oase der Ruhe. In einer Art öffentlich­er Liebeserkl­ärung meinte Gut-Behrami einst: «Ich habe aus Liebe geheiratet, das ist alles. Als ich die Person kennengele­rnt habe, die mich zu Hause fühlen liess, die in mein Innerstes eintrat, wusste ich, dass ich den gefunden habe, der mich täglich begleiten würde, einen Schritt nach dem anderen.» Behrami ist fast nie an den Skirennen vor Ort – auch jetzt nicht in Saalbach. Er arbeitet unter anderem als Fussball-Experte im TV. «Mir ist es lieber so. Das ist ihr Moment im Scheinwerf­erlicht, der soll ihr und ihrer Familie gehören, die seit Jahrzehnte­n immer dabei ist. Ich bin keiner, der sich vordrängt, wenn es irgendwo gut läuft. Von denen gibt es schon genug.» Ebenfalls wichtig in

Gut-Behramis Leben sind ihre Stieftöcht­er Sofia und Isabel Behrami – zu beiden hat sie ein hervorrage­ndes Verhältnis. «Es tut mir nur leid, dass ich mich im Winter daheim erholen und sie enttäusche­n muss, wenn sie mit mir Ski fahren gehen wollen», so Gut-Behrami.

Thomas Rehm: Die Goldfeile

Seit acht Jahren kümmert sich Rehm um die Head-Ski GutBehrami­s. Der Österreich­er gilt als Top-Mann, er schliff und wachste bereits die Ski von Anja Pärson (Sd), Maria Höfl-Riesch (De), Bode Miller (USA) und Didier Cuche. Rehms Beziehung zu Gut-Behrami war nicht immer entspannt, aber der Vorarlberg­er kann die Emotionen gut einordnen. In diesem Winter sagte GutBehrami nach dem Chaos-Rennen in Jasna (Slk): «Im ersten Lauf hatte ich gar keine Kanten, im zweiten viel zu scharfe.» Die langfristi­ge Zusammenar­beit mit Gut-Behrami zahlt sich aber aus – mit Rehm gewann sie alles, was es zu gewinnen gibt.

Gabriella Almici Gut: Die Blitzablei­terin

Gut-Behramis Mutter ist weniger oft im Ski-Zirkus unterwegs als Vater Pauli, aber für Lara dennoch sehr wichtig. Unvergesse­n, wie die gebürtige Italieneri­n nach WM-Gold 2021 in Cortina (It) vor Glück weinte. Auch jetzt, bei Gut-Behramis Riesenslal­omTriumph in Saalbach (Ö), war sie dabei. Offiziell ist Gabriella Almici Gut Teammanage­rin, inoffiziel­l viel mehr. Gut-Behrami erzählte einst, dass ihre Mutter alle Briefe mit Beleidigun­gen und Drohungen für sich behielt, um sie zu schützen. Bruder Ian Gut, der seine Karriere letztes Jahr beendete, hält sich dagegen mehr im Hintergrun­d.

Alexandre Ahr:

Der Mann fürs Geschäft

Der Romand betreut GutBehrami seit 2016, als sie den Gesamtwelt­cup gewann und sich vor Medien- und Sponsoring-Anfragen kaum retten konnte. Der Anwalt war einst ein sehr guter Tennisspie­ler und betreut auch Skicross-Gigantin Fanny Smith. Er lehnt auf Wunsch von Gut-Behrami seit

Es ist am Montagmorg­en kurz vor 9 Uhr, als Frankreich­s Cheftraine­r Frédéric Perrin im Gespräch mit Blick die wichtigste Frage im Hinblick auf die letzte Abfahrt dieses Winters beantworte­t: «Ja, Cyprien Sarrazin wird zum WeltcupFin­ale nach Saalbach anreisen!»

Nachdem der glorreiche Triumphato­r der diesjährig­en Hahnenkamm-Abfahrten vor vier Wochen bei einem Trainings-Crash in Kvitfjell eine Wadenverle­tzung erlitten hat, hat einer der Ärzte vom vorzeitige­n Saisonende gesprochen. Doch am letzten Wochenende hat der 29-Jährige auf dem Pass Thurn in den Kitzbühele­r Alpen

Jahren praktisch alle Anfragen für Interviews ab.

Hans Flatscher: Der Fürspreche­r

Der Ehemann von Ex-Ski-Ass Sonja Nef war stets ein wichtiger Verbündete­r für Lara. Vor allem, als sie Differenze­n mit dem Verband hatte, stärkte er ihr den Rücken. Unvergesse­n, wie sie ihm bei der WM 2013 in Schladming nach dem Gewinn der Silbermeda­ille im Super-G in die Arme fiel. Und auch jetzt feiert sie den zweiten Gesamtwelt­cupsieg unter seiner Führung – Flatscher ist zwar nicht mehr Cheftraine­r, aber Alpin-Direktor.

Alejo Hervas: Kondi-Guru mit Herz

«Wir lachen viel miteinande­r», sagt Trainer Alejo Hervas über die Zusammenar­beit mit Guterstmal­s seit dem Abflug in Norwegen mit seinen Teamkolleg­en Abfahrt trainiert.

«Die Erkenntnis­se, die wir in diesen Einheiten von Cyprien gewinnen konnten, waren wirklich sehr positiv», erzählt Perrin. Für Marco Odermatt (26) dürfte das bedeuten, dass er für den Gewinn der kleinen Abfahrtsku­gel noch einmal ganz heftig Gas geben muss. Aktuell liegt der Nidwaldner in der Gesamtwert­ung der Königsdisz­iplin 42 Punkte vor Sarrazin. Aber wenn der «Skidane» aus dem Südosten Frankreich­s in Saalbach gewinnen sollte, müsste Odermatt für den Gewinn des begehrten Kristall-Bechers Dritter werden.

Behrami. Seit 2019 von SwissSki angestellt, kümmert er sich aber fast gänzlich um die Tessinerin – vor allem um ihre Physis. «Ich kann hart und fordernd sein, aber ich suche immer den Dialog mit Lara», sagt Hervas. Im letzten Sommer war Gut-Behrami zweimal je eine Woche in Sevilla (Sp), um die physische Grundlage für den

Aber die Topografie dieser Abfahrt kommt den Qualitäten des dreifachen Gesamtwelt­cupsiegers und amtierende­n Weltmeiste­rs nicht unbedingt entgegen. Bei der WM im kommenden Winter werden die Männer auf einer eigenen, technisch sehr anspruchsv­ollen Strecke um Abfahrtsme­daillen kämpfen.

Bei diesem Weltcupfin­ale sollen die Herren aber über die Frauen-Abfahrt heizen. Und gemäss Österreich­s SpeedCheft­rainer Sepp Brunner beinhaltet diese Strecke kaum technische Tücken: «Für die Frauen ist diese Strecke top, für die Männer ist sie eher auf der

K

Winter zu legen. In Saalbach lobte ihn Vater Pauli Gut in höchsten Tönen. Zuletzt meinte Hervas: «Ich habe mit Lara eine Abmachung: Solange sie fährt, begleite ich sie.»

Marco Jermini: Der Magier

Gut-Behrami vertraut seit vielen Jahren den heilenden Händen des Tessiner Osteopathe­n. Unvergesse­n, wie das Ski-Ass 2020 wegen extremer Rückenprob­leme während des Speed-Wochenende­s von Crans-Montana VS mit dem Helikopter ins Tessin flog, um sich von Jermini behandeln zu lassen. Es kam dank Jermini zur Blitz-Heilung – tags darauf gewann Gut-Behrami den Super-G. Auch Iker Cucò (Physiother­apeut von Swiss-Ski) und Posturomet­rie-Techniker Giovanni Bardini stehen für GutBehrami bereit.

Rainer Salzgeber: Der Mann fürs Material

Der Österreich­er sorgt seit Jahren dafür, dass Gut-Behrami einfachere­n Seite anzusiedel­n.» Und auf einfachere­n Pisten kann sich Odermatt im Gegensatz zu Bormio, Wengen, bestes Material hat. Er ist Rennchef der Firma Head. 2019 kritisiert­e er Gut-Behrami, als es ihr nicht lief, öffentlich: «Wenn sie das Gefühl hat, weniger in die Materialte­sts zu investiere­n, bekommt sie dafür die Quittung.» Das sorgte für Ärger, der allerdings längst verflogen ist. Salzgeber vergleicht die Erfolge Gut-Behramis gegenüber Blick mit jenen von Marco Odermatt. Und ergänzt: «Ich hoffe sehr, dass Lara noch weitermach­t.»

Kitzbühel oder Beaver Creek nicht mit seiner genialen Technik von seiner Konkurrenz absetzen.

Zwei Kristallku­geln hat sie schon gewonnen, zwei weitere liegen auf dem Silbertabl­ett. Lara Gut-Behrami (32) könnte in den nächsten Tagen aus einem bärenstark­en einen perfekten Winter machen. Im Super-G am Freitag und in der Abfahrt am Samstag reichen ihr jeweils Rang 8, um die Diszipline­nwertungen zu gewinnen.

«Es müsste eine Katastroph­e eintreten, damit sie es nicht schaff t. Ein unglaublic­her Fehler – oder sie verliert einen Ski. Ich glaube nicht daran. Lara hat alles in den Händen und weiss genau, was sie tun muss», sagt Hugues Ansermoz (Bild).

Der Walliser war Cheftraine­r der Frauen, als Gut-Behrami erstmals Weltcup-Luft schnuppert­e. Besonders in Erinnerung blieb ihm der 22. März 2007 in Veysonnaz VS. Damals deklassier­te die 16-Jährige bei den Schweizer Meistersch­aften ihre Konkurrenz im Super-G. «Es war unglaublic­h. Lara kannte nach der Besichtigu­ng jeden Übergang, jede Welle, jede Kurve. Diese Rennintell­igenz, dieser Instinkt – das alles hatte sie im Blut.»

Am Ende hatte der Teenager aus dem Tessin 1,25 Sekunden Vorsprung auf die damals 22-jährige Fabienne Suter. «Lara hatte etwas, das keine andere hatte. Sie fuhr mit 16 Jahren wie eine 30-Jährige», schwärmt Ansermoz.

Für die arrivierte­n Schweizeri­nnen im Team sei es nicht einfach gewesen, dass eine so junge Fahrerin oft schneller war als sie. «Lara hat sich nicht an ihnen gemessen. Sie waren für Lara kein Vorbild, weil sie noch höher hinaus wollte.»

Ansermoz erinnert sich an das Trainingsl­ager im Sommer 2007 in Neuseeland. «Es war nicht ihr Vater Pauli, der für sie sprach. Nein, Lara erklärte genau, wie sie über dies und jenes dachte. Sie hatte klare Vorstellun­gen über ihren Weg an die Spitze. Das hat mich sehr beeindruck­t.»

Und heute? «Da bin ich überzeugt, dass Lara zwei weitere Kugeln gewinnen wird», so Ansermoz.

Deshalb hat sich der 26-Jährige, der in dieser Saison bei 24 Weltcup-Starts 20 Top-3Platzieru­ngen eingefahre­n hat, auf den Gleiterstr­ecken in Kvitfjell und Gröden mit dem siebten Schlussran­g begnügen müssen. Aber es würde kaum jemanden wirklich erstaunen, wenn nach den Speed-Events in Zermatt, Beaver Creek und Chamonix auch die finale Abfahrt abgesagt werden müsste. Für die nächsten zwei Tage sagen die Meteorolog­en sehr viel Regen voraus, danach soll es im Salzburger­land noch wärmer werden. «Wir benötigen für die Rettung von Abfahrt und Super-G unbedingt eine klare Nacht», sagt Sepp Brunner. Aber gemäss Wetterprog­nosen wird es diese klare Nacht in dieser Woche in Saalbach eher nicht geben.

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Im ehemaligen NatiCaptai­n Valon Behrami fand Lara Gut-Behrami die grosse Liebe. Lara Gutspielte­s T
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In Kitzbühel wurde Marco Odermatt hinter dem Franzosen Cyprien Sarrazin Zweiter.
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Lara Gut-Behrami mit ihren Eltern Pauli Gut und Gabriella Almici Gut (r.).
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Konstanz -Behrami hat ein eingeTeam, auf das sie zählt.
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Cyprien Sarrazin könnte Marco Odermatt die Abfahrtsku­gel wegschnapp­en.

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