« Ohne mein Team wäre das nicht möglich gewesen»
Alleine? Geht es nicht. Das weiss auch Lara Gut-Behrami (32). Die Ski-Königin aus dem Tessin ist seit ihrer Jugendzeit in einem Privatteam unterwegs, bewegt sich aber trotzdem in den Strukturen von Swiss-Ski. Blick stellt Personen vor, die Gut-Behrami tat
Pauli Gut: Der Förderer und Begleiter
Laras Vater fuhr früher selbst Skirennen und coachte seine Tochter bereits, als sie noch ein Mädchen war. Er gründete für Lara und ihrem Bruder Ian einst den Skiklub Sporting Gottardo, weil er mit den Ideen des SC Airolo nicht zufrieden war – das «Team Gut» war geboren. Im Weltcup wurde Pauli Gut geduldet, aber nicht immer geliebt – seine Kompetenz als Trainer wurde angezweifelt. GutBehrami sagte einmal: «Ich habe immer sehr gelitten, dass mein Vater angegriffen wurde. Er hat nie zugelassen, dass ich untergehe, wenn ich am Ertrinken war, er hat mich nie alleine gelassen.» Nach einer zwischenzeitlichen Krise, bei der Pauli Gut länger daheimblieb («Ich hatte meinen Vater verloren»), ist er für GutBehrami längst wieder unverzichtbar. Er ist nicht von SwissSki angestellt, darf seine Tochter aber überall hin begleiten.
Valon Behrami: Die grosse Liebe
Am 11. Juli 2018 heiratete Gut-Behrami auf dem Monte Brè den ehemaligen Nati-Captain. Die beiden bezogen kurz darauf ein Haus in Udine, wo Behrami damals spielte – auch heute ist das ihre Oase der Ruhe. In einer Art öffentlicher Liebeserklärung meinte Gut-Behrami einst: «Ich habe aus Liebe geheiratet, das ist alles. Als ich die Person kennengelernt habe, die mich zu Hause fühlen liess, die in mein Innerstes eintrat, wusste ich, dass ich den gefunden habe, der mich täglich begleiten würde, einen Schritt nach dem anderen.» Behrami ist fast nie an den Skirennen vor Ort – auch jetzt nicht in Saalbach. Er arbeitet unter anderem als Fussball-Experte im TV. «Mir ist es lieber so. Das ist ihr Moment im Scheinwerferlicht, der soll ihr und ihrer Familie gehören, die seit Jahrzehnten immer dabei ist. Ich bin keiner, der sich vordrängt, wenn es irgendwo gut läuft. Von denen gibt es schon genug.» Ebenfalls wichtig in
Gut-Behramis Leben sind ihre Stieftöchter Sofia und Isabel Behrami – zu beiden hat sie ein hervorragendes Verhältnis. «Es tut mir nur leid, dass ich mich im Winter daheim erholen und sie enttäuschen muss, wenn sie mit mir Ski fahren gehen wollen», so Gut-Behrami.
Thomas Rehm: Die Goldfeile
Seit acht Jahren kümmert sich Rehm um die Head-Ski GutBehramis. Der Österreicher gilt als Top-Mann, er schliff und wachste bereits die Ski von Anja Pärson (Sd), Maria Höfl-Riesch (De), Bode Miller (USA) und Didier Cuche. Rehms Beziehung zu Gut-Behrami war nicht immer entspannt, aber der Vorarlberger kann die Emotionen gut einordnen. In diesem Winter sagte GutBehrami nach dem Chaos-Rennen in Jasna (Slk): «Im ersten Lauf hatte ich gar keine Kanten, im zweiten viel zu scharfe.» Die langfristige Zusammenarbeit mit Gut-Behrami zahlt sich aber aus – mit Rehm gewann sie alles, was es zu gewinnen gibt.
Gabriella Almici Gut: Die Blitzableiterin
Gut-Behramis Mutter ist weniger oft im Ski-Zirkus unterwegs als Vater Pauli, aber für Lara dennoch sehr wichtig. Unvergessen, wie die gebürtige Italienerin nach WM-Gold 2021 in Cortina (It) vor Glück weinte. Auch jetzt, bei Gut-Behramis RiesenslalomTriumph in Saalbach (Ö), war sie dabei. Offiziell ist Gabriella Almici Gut Teammanagerin, inoffiziell viel mehr. Gut-Behrami erzählte einst, dass ihre Mutter alle Briefe mit Beleidigungen und Drohungen für sich behielt, um sie zu schützen. Bruder Ian Gut, der seine Karriere letztes Jahr beendete, hält sich dagegen mehr im Hintergrund.
Alexandre Ahr:
Der Mann fürs Geschäft
Der Romand betreut GutBehrami seit 2016, als sie den Gesamtweltcup gewann und sich vor Medien- und Sponsoring-Anfragen kaum retten konnte. Der Anwalt war einst ein sehr guter Tennisspieler und betreut auch Skicross-Gigantin Fanny Smith. Er lehnt auf Wunsch von Gut-Behrami seit
Es ist am Montagmorgen kurz vor 9 Uhr, als Frankreichs Cheftrainer Frédéric Perrin im Gespräch mit Blick die wichtigste Frage im Hinblick auf die letzte Abfahrt dieses Winters beantwortet: «Ja, Cyprien Sarrazin wird zum WeltcupFinale nach Saalbach anreisen!»
Nachdem der glorreiche Triumphator der diesjährigen Hahnenkamm-Abfahrten vor vier Wochen bei einem Trainings-Crash in Kvitfjell eine Wadenverletzung erlitten hat, hat einer der Ärzte vom vorzeitigen Saisonende gesprochen. Doch am letzten Wochenende hat der 29-Jährige auf dem Pass Thurn in den Kitzbüheler Alpen
Jahren praktisch alle Anfragen für Interviews ab.
Hans Flatscher: Der Fürsprecher
Der Ehemann von Ex-Ski-Ass Sonja Nef war stets ein wichtiger Verbündeter für Lara. Vor allem, als sie Differenzen mit dem Verband hatte, stärkte er ihr den Rücken. Unvergessen, wie sie ihm bei der WM 2013 in Schladming nach dem Gewinn der Silbermedaille im Super-G in die Arme fiel. Und auch jetzt feiert sie den zweiten Gesamtweltcupsieg unter seiner Führung – Flatscher ist zwar nicht mehr Cheftrainer, aber Alpin-Direktor.
Alejo Hervas: Kondi-Guru mit Herz
«Wir lachen viel miteinander», sagt Trainer Alejo Hervas über die Zusammenarbeit mit Guterstmals seit dem Abflug in Norwegen mit seinen Teamkollegen Abfahrt trainiert.
«Die Erkenntnisse, die wir in diesen Einheiten von Cyprien gewinnen konnten, waren wirklich sehr positiv», erzählt Perrin. Für Marco Odermatt (26) dürfte das bedeuten, dass er für den Gewinn der kleinen Abfahrtskugel noch einmal ganz heftig Gas geben muss. Aktuell liegt der Nidwaldner in der Gesamtwertung der Königsdisziplin 42 Punkte vor Sarrazin. Aber wenn der «Skidane» aus dem Südosten Frankreichs in Saalbach gewinnen sollte, müsste Odermatt für den Gewinn des begehrten Kristall-Bechers Dritter werden.
Behrami. Seit 2019 von SwissSki angestellt, kümmert er sich aber fast gänzlich um die Tessinerin – vor allem um ihre Physis. «Ich kann hart und fordernd sein, aber ich suche immer den Dialog mit Lara», sagt Hervas. Im letzten Sommer war Gut-Behrami zweimal je eine Woche in Sevilla (Sp), um die physische Grundlage für den
Aber die Topografie dieser Abfahrt kommt den Qualitäten des dreifachen Gesamtweltcupsiegers und amtierenden Weltmeisters nicht unbedingt entgegen. Bei der WM im kommenden Winter werden die Männer auf einer eigenen, technisch sehr anspruchsvollen Strecke um Abfahrtsmedaillen kämpfen.
Bei diesem Weltcupfinale sollen die Herren aber über die Frauen-Abfahrt heizen. Und gemäss Österreichs SpeedCheftrainer Sepp Brunner beinhaltet diese Strecke kaum technische Tücken: «Für die Frauen ist diese Strecke top, für die Männer ist sie eher auf der
K
Winter zu legen. In Saalbach lobte ihn Vater Pauli Gut in höchsten Tönen. Zuletzt meinte Hervas: «Ich habe mit Lara eine Abmachung: Solange sie fährt, begleite ich sie.»
Marco Jermini: Der Magier
Gut-Behrami vertraut seit vielen Jahren den heilenden Händen des Tessiner Osteopathen. Unvergessen, wie das Ski-Ass 2020 wegen extremer Rückenprobleme während des Speed-Wochenendes von Crans-Montana VS mit dem Helikopter ins Tessin flog, um sich von Jermini behandeln zu lassen. Es kam dank Jermini zur Blitz-Heilung – tags darauf gewann Gut-Behrami den Super-G. Auch Iker Cucò (Physiotherapeut von Swiss-Ski) und Posturometrie-Techniker Giovanni Bardini stehen für GutBehrami bereit.
Rainer Salzgeber: Der Mann fürs Material
Der Österreicher sorgt seit Jahren dafür, dass Gut-Behrami einfacheren Seite anzusiedeln.» Und auf einfacheren Pisten kann sich Odermatt im Gegensatz zu Bormio, Wengen, bestes Material hat. Er ist Rennchef der Firma Head. 2019 kritisierte er Gut-Behrami, als es ihr nicht lief, öffentlich: «Wenn sie das Gefühl hat, weniger in die Materialtests zu investieren, bekommt sie dafür die Quittung.» Das sorgte für Ärger, der allerdings längst verflogen ist. Salzgeber vergleicht die Erfolge Gut-Behramis gegenüber Blick mit jenen von Marco Odermatt. Und ergänzt: «Ich hoffe sehr, dass Lara noch weitermacht.»
Kitzbühel oder Beaver Creek nicht mit seiner genialen Technik von seiner Konkurrenz absetzen.
Zwei Kristallkugeln hat sie schon gewonnen, zwei weitere liegen auf dem Silbertablett. Lara Gut-Behrami (32) könnte in den nächsten Tagen aus einem bärenstarken einen perfekten Winter machen. Im Super-G am Freitag und in der Abfahrt am Samstag reichen ihr jeweils Rang 8, um die Disziplinenwertungen zu gewinnen.
«Es müsste eine Katastrophe eintreten, damit sie es nicht schaff t. Ein unglaublicher Fehler – oder sie verliert einen Ski. Ich glaube nicht daran. Lara hat alles in den Händen und weiss genau, was sie tun muss», sagt Hugues Ansermoz (Bild).
Der Walliser war Cheftrainer der Frauen, als Gut-Behrami erstmals Weltcup-Luft schnupperte. Besonders in Erinnerung blieb ihm der 22. März 2007 in Veysonnaz VS. Damals deklassierte die 16-Jährige bei den Schweizer Meisterschaften ihre Konkurrenz im Super-G. «Es war unglaublich. Lara kannte nach der Besichtigung jeden Übergang, jede Welle, jede Kurve. Diese Rennintelligenz, dieser Instinkt – das alles hatte sie im Blut.»
Am Ende hatte der Teenager aus dem Tessin 1,25 Sekunden Vorsprung auf die damals 22-jährige Fabienne Suter. «Lara hatte etwas, das keine andere hatte. Sie fuhr mit 16 Jahren wie eine 30-Jährige», schwärmt Ansermoz.
Für die arrivierten Schweizerinnen im Team sei es nicht einfach gewesen, dass eine so junge Fahrerin oft schneller war als sie. «Lara hat sich nicht an ihnen gemessen. Sie waren für Lara kein Vorbild, weil sie noch höher hinaus wollte.»
Ansermoz erinnert sich an das Trainingslager im Sommer 2007 in Neuseeland. «Es war nicht ihr Vater Pauli, der für sie sprach. Nein, Lara erklärte genau, wie sie über dies und jenes dachte. Sie hatte klare Vorstellungen über ihren Weg an die Spitze. Das hat mich sehr beeindruckt.»
Und heute? «Da bin ich überzeugt, dass Lara zwei weitere Kugeln gewinnen wird», so Ansermoz.
Deshalb hat sich der 26-Jährige, der in dieser Saison bei 24 Weltcup-Starts 20 Top-3Platzierungen eingefahren hat, auf den Gleiterstrecken in Kvitfjell und Gröden mit dem siebten Schlussrang begnügen müssen. Aber es würde kaum jemanden wirklich erstaunen, wenn nach den Speed-Events in Zermatt, Beaver Creek und Chamonix auch die finale Abfahrt abgesagt werden müsste. Für die nächsten zwei Tage sagen die Meteorologen sehr viel Regen voraus, danach soll es im Salzburgerland noch wärmer werden. «Wir benötigen für die Rettung von Abfahrt und Super-G unbedingt eine klare Nacht», sagt Sepp Brunner. Aber gemäss Wetterprognosen wird es diese klare Nacht in dieser Woche in Saalbach eher nicht geben.