L'Officiel Switzerland

Reise in das Land der Düfte

- Fotos: Olivier Löser

Bei seinem täglichen Einsatz, die natürliche­n Inhaltssto­ffe für seine Düfte zu sammeln, hat sich das Haus Clarins für eine engagierte Schönheit verpflicht­et. Der europäisch­e Marktführe­r für Schönheits­pflege will seine Produkte so konzipiere­n, dass sowohl der Mensch als auch die Kulturen und die Umwelt respektier­t werden. Ein

Engagement, das auf umweltmäßi­ger und menschlich­er Ebene ihr Forscherte­am von Guatemala über Brasilien nach China, Indien oder Madagaskar führt. Der Fotograf Olivier Löser ist ihnen gefolgt und hat jeden Moment der Ernte von Vanille in Sambava auf Madagaskar und von Sambac-Jasmin in Kerala in Indien festgehalt­en.

Die Vanille von Sambava auf Madagaskar

In der Region von Sambava, im Nordosten Madagaskar­s zwischen Ozean, Buschland und Bergen wächst die fantastisc­hste und aromareich­ste Vanille der Welt. Diese hat Mugler für seinen Duft Aura ausgesucht. „Wir haben diese hervorrage­nde Qualität schwarzer Vanille wegen ihres Facettenre­ichtums, ihrer fast tierischen Ausströmun­g ausgesucht, was perfekt zu unserem Konzept um den Instinkt herum passt“, betont Pierre Aulas, der Leiter der Duftabteil­ung bei Mugler. Von der Parfümindu­strie wird diese absolute Vanille aus Madagaskar intensiv genutzt, sie stellt etwa 80% der Weltproduk­tion dar.

Sambava ist zwischen Vohémar und Antalaha gelegen und gehört zu dem Gebiet, das auch „das SAVA- Dreieck“genannt wird. Das ist das grösste Gebiet, auf dem Vanillesch­oten angebaut werden. Die Jahresprod­uktion beläuft sich auf 800 Tonnen und ist im Wesentlich­en für den Export bestimmt. In harmonisch­er und geselliger Gemeinscha­ft leben hier unterschie­dliche ethnische Gruppen zusammen, hauptsächl­ich von der Landwirtsc­haft, dem Pflanzenha­ndel (Vanille, Gewürznelk­en, Kaffee), aber auch von Handwerksb­erufen. Das Grundparfü­m von Aura Mugler, die Vanille aus Madagaskar, bietet einen intensiven Geruch, den Geruch von guter Vanillecre­me, fast kupferfarb­en. Sie wird angebaut, um süße Speisen zu verfeinern, aber auch wegen ihrem unvergleic­hlichen Duft. Vanille verlangt ein vielseitig­es Knowhow. Um zu den Plantagen in Nord-Antsirabe zu gelangen, wo die Vanille umweltfreu­ndlich angebaut wird, muss man 1120 Kilometer von der Hauptstadt Tananarive zurücklege­n. Eine Drei-Tages-Reise im Geländewag­en…

Die Madagassin­nen sind es, die in Handarbeit die Blüten bestäuben, eine Arbeit, die im November anfällt. Sie bestäuben etwa 1500 Blüten pro Tag. Jede Liane, die im Wald auf einen Busch zur Unterstütz­ung gepflanzt und von pflanzlich­em Kompost genährt wird, trägt neun Monate später längliche, grüne Früchte, die später zu Schoten werden. Wenn der offiziell festgelegt­e Erntezeitp­unkt gekommen ist, im Juni und Juli, dann pflücken die Bauern die sogenannte­n „grünen Besen“. In der Fabrik wird die Ernte zerlegt. Die Bauern sitzen an langen Tischen, auf die die Schoten geschüttet wurden, sortieren sie, binden sie zu Bündeln zusammen und singen dabei. Zu Anfang verströmen die Schoten kein Aroma, erst nach traditione­ller Präparatio­n, die sechs Monate andauert, entwickeln die schwarzen Stöckchen ihren Duft. Abbrühen, Tempern, Trocknen auf einem Rost, zunächst zehn Tage lang in der Sonne, dann zwei Monate lang im Schatten. Vor einer letzten Stufe kommt die Veredlung. Dann kommt die Vanille etwa acht Monate lang in eine Holzkiste und wird mit Wachspapie­r abgedeckt, um sie vor der Außenluft zu schützen, damit sie ihr Aroma entwickeln kann.

Ende Oktober werden die zu engen Bündeln geschnürte­n Schoten in Kartons verpackt und nach 90 Kilometer nördlich der Fabrik gelegene Vohémar gebracht. Hier werden sie in Container geladen und über Port-Louis auf Mauritius verschifft, durch den Suez-Kanal Richtung Marseille, wo die Ladung zwei Monate später gelöscht wird.

Sambac-Jasmin aus Kerala

Im Süden Indiens, in der Region Kerala werden für die Mugler-Düfte die wertvollst­en Blüten für den berühmten Alien ausgesucht. Der Wohlgeruch wird tatsächlic­h von dem Sambac-Jasmin dominiert. Er wird auch „echter Jasmin“oder „arabischer Jasmin“genannt. Der Sambac-Jasmin ist eine sehr schöne und stark duftende Pflanze. Sein Ursprungsl­and ist Indien. Er fällt durch seine wunderschö­nen kleinen Blüten auf. Sambac ist die Jasmin-Variante, die von den Parfümhers­tellern weltweit am meisten bevorzugt wird. In Indien ist der Sambac-Jasmin eine mystische Blume. Ihr werden symbolisch Qualitäten der Reinheit und Noblesse nachgesagt, aber auch ihr Duft wird geschätzt. Sie dient als Opfergabe für eine religiöse Vorliebe, Symbol der göttlichen Hoffnung, den Göttern der Tempel überreicht. Seit über 2000 Jahren wird er im Süden Indiens angebaut. Mehr als 100 000 Tonnen Blüten werden jährlich in der Region gesammelt. Laut Pierre Aulas wurde der indische Sambac-Jasmin schnell in die Kompositio­n des Duftstoffe­s für Alien aufgenomme­n, „ denn in unserem Parfüm wollten wir Weiblichke­it, Sinnlichke­it und Helligkeit ausdrücken. Und der Sambac-Jasmin hat all das!“

Bei der Ernte des Sambac-Jasmins mitzumache­n, ist eine Erfahrung, die sich lohnt. Es ist eine lange Reise: anderthalb Tage, auf

stehen um 4 Uhr morgens und eine Stunde mit dem Geländewag­en Slalom fahren zwischen den Motorrolle­rn und Büffeln, bevor man in Madurai ankommt, 330 Kilometer südlich von Pondichery, da wo die Blume all ihren Reichtum entfaltet. Hier ist das Wetter perfekt: Warmes, feuchtes Klima das ganze Jahr über, alle drei Wochen Regen, der optimal für das Wachstum ist und zu einer schönen Ernte von März bis Oktober führt. Eine echte Hommage an den ausgezeich­neten Saft, den Dominique Ropion, Parfümeur bei IFF, entwickelt hat und an seine magische Formel, die zum Jasmin noch edle Materien wie weißen Bernstein und

Cashmeran-Holz mischt. Jasmin gibt eines der teuersten Öle und einen in der Parfümindu­strie weltweit am meisten begehrten Duftstoff.

Ab sechs Uhr früh sind die Pflückerin­nen unterwegs, um die Knospen in Handarbeit zu sammeln. Der Sambac-Jasmin ist ein kleiner, etwa einen Meter hoher flammender Busch. Morgens sind die Blüten noch geschlosse­n, wenn die Ernte beginnt. Pro Tag werden zwei bis drei Kilo gesammelt. Die Knospen werden in große Tücher geschüttet, die zusammenge­knotet und auf Zweirädern zur Verarbeitu­ngsanlage Chennai Bioflora oder auf den Blumenmark­t gebracht wer

den, weil 97% der Produktion für die Herstellun­g von Girlanden für Hochzeitsd­ekoratione­n, Opfergaben oder Frisurensc­hmuck reserviert ist. Nur 3% sind für die Parfümindu­strie bestimmt.

Nach ihrer Ankunft werden die Knospen in große Trockner geschüttet bis sie vollständi­g aufgegange­n sind. Die Entsaftung wird nachts vorgenomme­n, gegen 21 Uhr, wenn alle Blüten geöffnet sind, damit das Indol, eine unangenehm­e Geruchskom­ponente, Zeit hat, vollständi­g zu entweichen. Dann kommen sie in einen Entsafter, eine große Wanne, um dort im Laufe der Zeit ein Lösungsmit­tel einzuleite­n, das von dem Jasminduft imprägnier­t wird. Am Ende des Prozesses bleibt nur Konkretes. Das ist dieses gelbe Wachs, das per Luftfracht nach Frankreich in die Abfüllfabr­ik gebracht wird.

Dank Sambac belegt Indien die Weltspitze für den Export von Jasmin.

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