START INS UHRENJAHR 2021
Neuvorstellungen und Highlights
FÜR DIE ERFOLGSVERWÖHNTE SCHWEIZER UHRENINDUSTRIE WAR DAS JAHR 2020 KEIN SONDERLICH GUTES. SARS-COV-2 STÖRTE DIE GESCHÄFTE GEWALTIG. IM VERGLEICH ZU 2019 GINGEN IHRE EXPORTE UM 21,8 PROZENT AUF NUR NOCH 17 MILLIARDEN SCHWEIZER FRANKEN ZURÜCK. SPEZIELL IM ZWEITEN QUARTAL VERZEICHNETEN DIE FABRIKANTEN RÜCKSCHLÄGE AUF HISTORISCHEM NIVEAU. GEGENÜBER APRIL BIS JUNI 2019 GABEN DIE AUSFUHREN UM SAGENHAFTE 61,6 PROZENT NACH. ANSCHLIESSEND GING ES ZUM GLÜCK WIEDER AUFWÄRTS. DER INLANDSNACHFRAGE IM REICH DER MITTE SEI DANK. IN CHINA NÄMLICH ZEICHNETE SICH EINE BEMERKENSWERTE ERHOLUNG AB, WÄHREND DER REST DER WELT WEITERHIN LEIDEN MUSSTE. ABER AUCH IN DER SCHWEIZ SELBST GAB ES WENIG ANLASS ZUM JUBELN, DENN DAS AUSBLEIBEN SPEZIELL CHINESISCHER TOURISTEN BESCHERTE VIELEN JUWELIEREN MASSIVE PROBLEME. NUN WARTEN ALLE, WAS DAS JAHR 2021 BRINGEN WIRD. PANDEMIEBEDINGT SIND DIE GEWOHNTEN FRÜHJAHRS-UHRENMESSEN WIE SCHON IM VORJAHR ABGESAGT. NEUVORSTELLUNGEN GEHEN DESHALB IN ALLER REGEL VIRTUELL ÜBER DIE BÜHNE. ABER AUCH AM BILDSCHIRM ZEIGT SICH, DASS DIE CORONAKRISE DAS TICKEN DER MECHANISCHEN UHR, WELCHES TRADITIONSGEMÄSS DEN HERZSCHLAG MENSCHLICHER KULTUR VERKÖRPERT, KEINESWEGS ZUM STILLSTAND BRINGT. THE SHOW MUST GO ON.
WESTMINSTERSCHLAG VOM HANDGELENK
Nicht weniger als 432 Komponenten benötigen die Handwerker im Hause Bulgari für ein Exemplar des neuen, 8,35Millimeter hohen Kalibers BVL428 mit Titanbrücken. Nach seiner Fertigstellung findet es Schutz in einer 44-Millimeter-Titanschale mit mattierter schwarzer DLC-Beschichtung. Die Wahl des Gehäusematerials kommt nicht von ungefähr. Das von ihm umfangene Uhrwerk besitzt nämlich eine eindrucksvolle akustische Dimension. Selbige bringt der leichte, aber dennoch feste Werkstoff besonders gut zur Geltung. Nach Betätigung des linken Drückers repetiert ein komplexer Mechanismus die Zeit minutengenau. Und das mit besonderer Raffinesse: Während normale Konstruktionen die Zahl der Viertelstunden durch Doppelschläge kundtun, geschieht das beim «Octo Roma Carillon»-Tourbillon durch drei sorgfältig aufeinander abgestimmte Töne, welche an Westminster erinnern. Genau das bringt der Begriff Carillon zum Ausdruck. Die zugehörigen Hämmer und Tonfedern zeigen sich ebenso durchs vordere Saphirglas wie der lautlos agierende Fliehkraftregler für die Ablaufgeschwindigkeit. Im «Süden» des durchbrochen gestalteten Zifferblatts dreht ein Minutentourbillon seine Pirouetten. Nach circa 75Stunden benötigt das Uhrwerk manuellen Energienachschub. Seine Unruh oszilliert mit drei Hertz. Nach 15Exemplaren endet die Produktion.
TICKENDER SIEBENZYLINDER
Gleich sieben stehend angeordnete Federhäuser besitzt das Manufaktur-Handaufzugskaliber HUB9011 von Hublot. Sie präsentieren sich beim Blick durch das speziell geformte Saphirglas der «Big Bang MP-11». Dank üppiger Energiereserven müssen die Besitzer spätestens nach 14Tagen zur markanten Aufzugskrone greifen. Damit das Aufziehen nicht in Arbeit ausartet, liefert Hublot ein spezielles Werkzeug mit. Zur Ausstattung des aus 270 Komponenten montierten Uhrwerks gehört auch eine unübersehbare digitale Tankuhr. Im Zuge seiner Konstruktion ersannen die Techniker ein innovatives Schneckengetriebe zur Umlenkung der Drehbewegungen aus der Horizontalen in die Vertikale. Die Antriebswellen des Motors stehen nämlich in einem 90-Grad-Winkel zum eigentlichen Räderwerk und der Zeitanzeige. Transparenten Schutz für diese Ausnahme-Mechanik bietet ein blaues Saphirgehäuse. Seine Oberfläche ist nach allen Regeln der Kunst poliert. Von dieser 45 Millimeter grossen und bis zu drei bar wasserdichten Armbanduhr fertigt Hublot insgesamt 50 Stück.
ARMBANDUHR FÜR EINEN HELDEN
In den Vereinigten Staaten von Amerika gilt Carl Brashear als Held. Dem verdienten Marinetaucher widmet Oris summa summarum 2000 Exemplare einer nostalgisch anmutenden Armbanduhr. Ihr Bronzegehäuse mit einseitig rastender Drehlünette misst 40 Millimeter. Nachdem die Schale einen massiven Edelstahlboden mit spezieller Gravur und Prägung besitzt, tickt das Manufaktur-Automatikkaliber 401 sozusagen im Verborgenen. Abgeleitet ist es vom 400 mit Zentralsekunde. Bei dieser limitierten Taucheruhr dreht der Sekundenzeiger seine Runden jedoch bei «6». Die Käuferinnen und Käufer kommen in den Genuss von beruhigenden fünf Tagen Gangautonomie. Zwei seriell geschaltete Federhäuser speichern die hierfür erforderliche Energie. Der in eine Drehrichtung aufziehende Rotor bewegt sich um ein robustes Gleitlager. Eine neuartige Verzahnung des Getriebes steigert die Übertragungseffizienz auf beachtliche 85 Prozent. Mehr als 30 der
rund 150Komponenten bestehen aus nicht eisenhaltigen Werkstoffen. Zu ihnen gehören auch Anker und Ankerrad. Hierfür verwendet Oris Silizium. Alle zusammen gewährleisten hohe Resistenz gegenüber magnetischen Einflüssen. Als vertrauensbildende Massnahme können zehn Jahre Garantie gelten. Nach exakt dieser Zeitspanne wird bei diesem moderaten Investment in die persönliche Zeit auch der erste Service fällig.
CHRONOGRAPHISCHES AUS DEM VAL DE TRAVERS
Seine Provenienz kann der «Tondagraph GT Rose Gold Blue» aus dem Hause Parmigiani Fleurier schwerlich verleugnen. Diese Armbanduhr greift die kannelierte Lünette der ersten «Toric» des Firmengründers auf. Massgeblich mitgewirkt am augenfälligen Auftritt hat auch der erfahrene Designer Dino Modolo. Im Inneren der sportiv anmutenden Schale feiert das neue Kaliber PF071 seinen Einstand. Dieser COSC-zertifizierte Mikrokosmos besitzt einen 22-karätigem Goldrotor. Die Verbindung zwischen dem Zeit-Motor und dem Kurzzeitmesser stellt eine energiesparende, ruckfrei agierende Vertikalkupplung her. Die beiden Totalisatoren reichen bis 30Minuten und zwölf Stunden. Für Zehntelsekunden-Stoppgenauigkeit lässt Parmigiani die Unruh unter einer stabilen Brücke mit flotten fünf Hertz oszillieren. Handwerkliches Können verknüpft sich mit rund 50 Innenwinkeln bei den skelettierten Bauteilen. Allesamt wurden sie manuell angliert und poliert. Eine weitere Besonderheit des Automatikwerks besteht im Zwei-Scheiben-Grossdatum unterhalb der «12». Lediglich 25Stück entstehen von diesem 42Millimeter grossen und bis zu zehn bar wasserdichten Roségold-Chronographen mit Gliederband aus dem gleichen Material sowie einem strahlend blauen Zifferblatt.
KLANGVOLLE HIGHEND-MECHANIK
Was die hoch komplizierte Platin-Referenz 6103P von Patek Philippe akustisch wiedergeben soll, entscheiden einzig und allein die künftigen Besitzerinnen und Besitzer. Zu diesem Zweck findet sich zwischen den unteren Bandanstössen der 44,8 Millimeter grossen Armbanduhr ein Wählhebel. Dieser befiehlt dem aus 703 Teilen komponierten Handaufzugskaliber GS 36-750 PS IRM, welche Art des Selbstschlags in Aktion treten soll: grosses Schlagwerk, bei dem die Stunden und Viertelstunden erklingen, oder das kleine Pendant, welches nur die Zahl der vollen Stunden ertönen lässt. Wer gar nichts hören möchte, schaltet den Ruhezustand ein. Eine Betätigung des in die Aufzugs- und Zeigerstellkrone integrierten Drückers setzt die ebenfalls vorhandene Minutenrepetition mit Carillon in Gang. Die nötige Kraft zur akustischen Wiedergabe der Stunden durch eine tief gestimmte Tonfeder, der Viertelstunden per Dreifach-Schlag und der Minuten mit hohen Tönen liefert ein eigenes Federhaus. Seine Kraft reicht für 24 Stunden. Ein weiterer Energiespeicher hält das eigentliche Uhrwerk 72Stunden lang am Ticken. Zwei Gangreserveanzeigen erinnern ans rechtzeitige Aufziehen. Zu den Besonderheiten der ersten puristischen GrandeSonnerie-Armbanduhr des Genfer Familienunternehmens gehört auch eine patentierte springende Sekunde. Nächtliches Erfassen der Zeit auch ohne Schlagwerk ermöglicht Super-LumiNova-Leuchtmasse auf dem feinen Emailzifferblatt und den Zeigern.
ULTRAFLACHES SKELETT
Auf ultraflache Uhrwerke versteht sich Piaget seit 1960. Dem 2,3Millimeter flachen Mikrorotor-Weltrekord 12P folgte 2010 das ähnlich konzipierte, in der Höhe 2,35 Millimeter messende 1200P.
Das Jahr 2013 brachte eine durchbrochen konstruierte Ausführung namens 1200S. Dieses Automatikwerk mit 0,11 Millimeter dünner Stundenrad-Brücke findet nun in das sportlich-elegante Polo-Gehäuse aus edlem Stahl. Sein Durchmesser beträgt 42 Millimeter. Durch das komplexe Uhrwerk reduziert sich die Bauhöhe der «Polo Skeleton» gegenüber der normalen «Polo S» mit dem vier Millimeter flachen Zentralrotor-Kaliber 1110P um 2,9 auf nur noch 6,5 Millimeter. Die aktuellen Unterschiede gegenüber dem ursprünglichen Kaliber 1200S bestehen in einer grauen oder blauen PVD-Beschichtung der tragenden Teile. Ausserdem verwendet Piaget für die Schwungmasse das kostengünstigere Schwermetall Wolfram. Eine weitere Besonderheit der neuen «Polo Skeleton» besteht in der Möglichkeit, das stählerne Gliederband mit wenigen Handgriffen selbst gegen ein gleich mitgeliefertes Lederband tauschen zu können.
ROGER DUBUIS EXCALIBUR 39 MM
Wer behauptet, dass Frauen keine automobile Leidenschaft entwickeln können, irrt gewaltig. Diese Erkenntnis hat Roger Dubuis dazu bewogen, ein weiteres Gemeinschaftswerk mit seinem italienischen Reifenpartner aus der Taufe zu heben. Damit die neue «Excalibur Spider Pirelli» auch gut an zarte Handgelenke passt, ist die DLC-beschichtete Titanschale lediglich 39Millimeter gross. Wasser hält sie bis zu zehn bar Druck vom darin verbauten Uhrwerk fern. Wie das Wort Spider, also Spinne, im Modellnamen verheisst, besitzt das Manufakturkaliber RD510SQ eine konstruktiv durchbrochene Struktur. Somit verbirgt es nichts von dem, was es zur Messung der kostbaren Zeit braucht. Bei «7» bewegt sich ein Tourbillon jede Minute einmal um 360 Grad. Ist die gegenüber bei «1» erkennbare Zugfeder durch Drehungen an der gummibeschichteten Krone voll gespannt, läuft die aus 179 Komponenten zusammengefügte Mechanik beruhigende 60 Stunden lang. Die Entwicklung und Produktion des Ganzen erfolgen nach den Vorgaben des Genfer Siegels. Ihm zufolge darf die Armbanduhr pro Woche nicht mehr als eine Minute falsch gehen. Bedingt durch die Limitierung ist Schluss nach insgesamt 28 Exemplaren.
SPORTLICHE MARKEN-PARTNERSCHAFT
1963 präsentierte Jack W. Heuer den betont schlichten CarreraChronographen. Im gleichen Jahr gelangte der legendäre, von Ferdinand Alexander Porsche gestaltete 911er Sportwagen auf den Markt. Einen solchen legte sich der Chef des Uhrenherstellers 1968 im Zuge einer Zusammenarbeit mit dem Schweizer Rennfahrer Joseph «Jo» Siffert zu. Von 1984 bis 1986 kooperierte die TAGGruppe (Techniques d'Avant Garde), welche Heuer im Jahr 1985 übernahm, erstmals mit Porsche. Seit 1999 arbeiten beide Unternehmen bei Motorsport-Events wie dem Porsche Carrera Cup, dem Supercup und der Endurance-Weltmeisterschaft zusammen. 2019 gesellte sich die FIA Formel-E hinzu. Den Beginn der offiziellen Markenpartnerschaft zwischen TAG Heuer und Porsche im Jahr 2021 markiert ein 44 Millimeter grosser Carrera-Chronograph. Seine Keramik-Lünette mit Tachymeterskala trägt den Schriftzug Porsche. Die 44-Millimeter-Edelstahlschale birgt das hauseigene Automatikkaliber Heuer 02 mit 80Stunden Gangautonomie. Durch ihren Sichtboden zeigt sich der passend zum PorscheLenkrad gestaltete Rotor. Der TAG Heuer «Carrera Porsche Chronograph Special Edition 44mm Calibre Heuer 02 Automatik» ist unlimitiert entweder mit Leder- oder Stahlband erhältlich.
EIN MECHANISCHES BALLETT FÜR DAS WEIBLICHE HANDGELENK
Die neuesten Kreationen des Hauses Van Cleef & Arpels vereinigen Bewegung und Musik. An femininen Handgelenken bewirken sie ein faszinierendes Seh- und Klangerlebnis. Nach Auslösung der selbst entwickelten Mechanik erwacht das Zifferblatt zum Leben. Der Vorhang öffnet sich und gibt den Blick frei auf fünf in Tutus gehüllte Ballerinen sowie ein lebendiges Farbenspiel. Dazu erklingt eine passende Melodie in den kristallinen Tönen eines Glockenspiels und einer Spieluhr. Letztere besteht aus einer Zehn-Klingen-Klaviatur. Gezupft wird sie von Stiften, welche sich an der Unterseite der rotierenden, reich verzierten Scheibe befinden. Vier Hämmer schlagen ebenso viele Gongs des Glockenspiels an. Auf diese Weise erzeugen sie zusätzliche Töne. Das speziell konzipierte Uhrengehäuse verstärkt den Klang, indem es ihn durch die mit Diamanten ausgefasste Oberfläche nach aussen trägt. Auf diese Weise versetzt die traditionsreiche Marke Augen und Ohren in die zauberhafte Welt des Balletts. 52 Stunden beträgt die Gangautonomie des Handaufzugswerks mit retrograder Zeitanzeige. Zur Wahl stehen drei verschiedene Modelle. Die «Lady Arpels Ballerine Musicale Émeraude» zeigt lebendige grüne Farbnuancen. Auf der oberen Krone spiegelt ein Cabochon die Zifferblattfarbe wider. Das mit Edelsteinen ausgefasste Weissgoldgehäuse findet mit 44,5Millimeter ans Handgelenk. Ruckzuck auswechseln lässt sich das Armband.
TEMPO-STOPPER
Vor 52 Jahren debütierte bei Zenith das erste Chronographenkaliber mit Selbstaufzug und fünf Hertz Unruhfrequenz, El Primero genannt. Im kürzlich vorgestellten «Chronomaster Sport» muss es dem neuen Automatikkaliber 3600 weichen. Die Entwicklung des Newcomers erfolgte nach Kriterien des 21. Jahrhunderts. Dazu gehören die Reduzierung der nötigen Komponenten auf nur noch 311 sowie gezielte Massnahmen zur effizienteren, Fehler minimierenden Montage. Überarbeitete Zahnprofile tragen zur Steigerung der Gangautonomie von 50 auf 60 Stunden bei. Weil sich der zentrale Chronographenzeiger flott innerhalb nur zehn Sekunden um seine Achse dreht, erfolgt sein Antrieb durch das Ankerrad. Festgehalten hat Zenith am klassischen Schaltrad zur Steuerung der drei Chronographen-Funktionen Start, Stopp und Nullstellung. Bei «3» erfasst ein Totalisator Intervalle bis zu 60Sekunden, ein bei «6» positioniertes Pendant zählt bis zu 60 Minuten. Sekundengenaues Einstellen der Zeit-Zeiger gestattet fortan der neu integrierte Unruhstopp. Bis zu zehn bar Wasserdruck hält das Stahlgehäuse mit Keramiklünette und 41 Millimeter Durchmesser problemlos aus.