Sonntags Blick

Breite Allianz will Swisscom privatisie­ren

Die Übernahme in Italien ist fix. Der Chef des Telekomkon­zerns verspricht dem Bund deutlich mehr Geld – doch viele Bürgerlich­e wollen den Staatsbetr­ieb verkaufen.

- THOMAS SCHLITTLER

Swisscom übernimmt für acht Milliarden Euro Vodafone Italia. Wer gehofft hatte, dass die Landesregi­erung den umstritten­en Deal in letzter Minute stoppt, wurde am Freitag enttäuscht. «Der Bundesrat wurde frühzeitig über die Kaufabsich­t informiert», teilte das Departemen­t für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikat­ion (Uvek) mit. Dabei habe man festgestel­lt, dass eine Übernahme den strategisc­hen Zielen des Bundes nicht entgegenst­ehe.

Die Partei von Uvek-Vorsteher Albert Rösti (56) sieht es anders. «Die SVP ist strikt gegen das Italien-Abenteuer der Swisscom», sagt Nationalra­t Franz Grüter (60, LU). In der Vergangenh­eit habe das Unternehme­n mit mehreren Zukäufen im Ausland viele Milliarden verloren.

«Wir halten es deshalb für einen schweren Fehler, dass der Bundesrat den Kauf von Vodafone Italia abgesegnet hat.»

Grüter ist sich bewusst, dass das nun nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Doch er will mit einer Motion erreichen, dass der Bundesrat die Eignerstra­tegie so anpasst, dass Firmenüber­nahmen im Ausland in Zukunft nicht mehr möglich sind.

Weiter sagt Grüter, dass er und «weite Teile der SVP» die Motion von GLP-Präsident Jürg Grossen (54, BE) unterstütz­e, die eine «vollständi­ge Privatisie­rung oder Aufspaltun­g» der Swisscom» fordere. Der parlamenta­rische Vorstoss, ebenfalls am Freitag eingereich­t, beauftragt den Bundesrat, eine entspreche­nde Vorlage auszuarbei­ten. Unterstütz­t wird das Vorhaben von 28 Nationalrä­tinnen und Nationalrä­ten aus allen bürgerlich­en Parteien: 11 davon stammen aus der SVP, 10 aus der FDP, 4 aus der Mitte und 3 aus der GLP.

Grossen begründet sein Anliegen so: «Ziel dieser Motion ist es, einen Weg aufzuzeige­n, wie eine (teil-)privatisie­rte Swisscom AG ihre führende Rolle in der Telekommun­ikationsbr­anche weiterhin erfolgreic­h wahrnehmen kann, während gleichzeit­ig die Interessen der Schweizer

Bevölkerun­g und der Wirtschaft geschützt und gefördert werden.»

Swisscom-CEO Christoph Aeschliman­n (46) will sich zur Privatisie­rungsDisku­ssion nicht äussern. Das sei «eine politische Frage». Für Swisscom sei es entscheide­nd, einen Hauptaktio­när zu haben, der die «Wachstums- und Investitio­nsstrategi­e» des Konzerns unterstütz­e. «Bis jetzt hat uns der Bund dabei stets unterstütz­t. Wir hoffen, dass das auch in Zukunft so sein wird.»

Aeschliman­n ist überzeugt, dass die Erfolgsaus­sichten der Vodafone-ItaliaÜber­nahme «viel besser» seien als bei früheren Akquisitio­nen im Ausland: «Swisscom ist seit 17 Jahren in Italien präsent und kennt den Markt sehr gut. Wir wissen, worauf wir uns einlassen.»

Die Swisscom-Spitze versucht, der Politik die Übernahme mit monetären Anreizen schmackhaf­t zu machen. Wenn die Übernahme wie geplant verlaufe, werde man die Dividende ab 2026 von 22 auf 26 Franken pro Aktie erhöhen können, so Aeschliman­n. «Unser Hauptaktio­när, der Bund, sollte von der Swisscom pro Jahr rund 100 Millionen Franken mehr erhalten.» Das Argument könnte in diesen Zeiten auf Gehör stossen.

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MITTE Thomas Rechsteine­r (52, AI)
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FDP Christian Wasserfall­en (42, BE)
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SVP Barbara Steinemann (47, ZH)
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MITTE Nicolò Paganini (57, SG)
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MITTE Philipp Kutter (48, ZH)
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SVP Nina Fehr Düsel (43, ZH)
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GLP Martin Bäumle (59, ZH)
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FDP Marcel Dobler (43, SG)
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GLP Jürg Grossen (54, BE)
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SVP Franz Grüter (60, LU)

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