Sommer: Wieder Wettlauf gegen die Zeit
Defensiv stabiler, offensiv weiter harmlos: Der Start ins EM-Jahr gegen Dänen wird überschattet von der Sommer-Verletzung.
Das tut schon beim Zuschauen weh! Es läuft die 25. Minute im Testspiel zwischen Dänemark und der Schweiz, da liegt Nati-Goalie Yann Sommer plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rücken. Mit wackelnder Hand deutet der 35-Jährige an, was passiert ist: Nach einem Eckball knickt Sommers rechter Fuss übel weg, empfindliche Zuschauer drehen sich bei diesem Anblick sofort weg.
Nach langer Pflege beisst Sommer auf die Zähne, bleibt vorerst auf dem Platz. Doch zehn Minuten später sitzt er wieder auf dem Rasen. Weil Hojlund ihn am gleichen Fuss erwischt, wird klar: Sommer muss raus! Sichtlich geknickt geht der Inter-Profi vom Platz, wird dabei von den Mitspielern getröstet.
Während Yvon Mvogo zu seinem siebten Länderspieleinsatz kommt,
beginnt für Sommer ab sofort ein Wettlauf gegen die Zeit. Schon wieder!
Rückblick: Im Oktober 2022 knickt Sommer im Trikot von Ex-Klub Gladbach schon einmal böse um. Damals lautet die Diagnose «Bänderriss und Kapselverletzung im linken Sprunggelenk». Und das einen Monat vor dem WM-Start in Katar. Sommer spielte zwar keine Minute mehr für Gladbach,
schaffte mit der Reha aber eine Punktlandung aufs erste Gruppenspiel gegen Kamerun.
Das macht Hoffnung, dass er auch dieses Mal rechtzeitig für die EM fit wird. Anders als 2022 bleiben Sommer drei Monate Zeit.
Mit deutlich mehr Sorgenfalten als Nati-Trainer Murat Yakin dürfte sein Amtskollege Simone Inzaghi den SommerSchock zur Kenntnis genommen haben: Der ist Trainer bei Inter Mailand, muss wohl vorerst auf seinen Stammgoalie verzichten, der seit dem Wechsel im Sommer in die Modemetropole in glänzender Verfassung ist und bereits einen neuen Serie-A-Rekord für die Anzahl Spiele ohne Gegentore einsackte.
Sollten alle Stricke reissen und für Sommer sogar die EM in Gefahr sein,
steht mit Gregor Kobel ein würdiger Ersatz bereit. Vorausgesetzt, der BVB-Profi bekommt seine Verletzungsprobleme in den Griff, die ihn zwangen, unter der Woche das Nati-Camp zu verlassen.
Yvon Mvogo unterstreicht derweil nach seiner Einwechslung mit einer Monsterparade gegen Christian Eriksen,
dass ein Nati-Goalieproblem weiter entfernt ist als der Mond von der Erde.
In der Offensive hingegen haben die Schweizer Probleme. Ohne Xherdan Shaqiri (siehe Seite 5), dafür mit neuem System, startet die Nati ins EM-Jahr, macht aber alles andere als einen eingespielten Eindruck. Auch nach dem Seitenwechsel wird klar: Da muss im nächsten Test am Dienstag in Irland und dann im EM-Vorbereitungscamp noch viel an den Automatismen gefeilt werden.
Immerhin: Die Systemfrage dürfte geklärt, das Modell mit Dreierabwehr das Gesicht sein, das Xhaka und Co. auch in Deutschland zeigen werden. Hinten lässt die Nati kaum was zu.
Auch weil die Dänen noch lange nicht in Bestform sind. Am Ende bleibts ein müder Kick. Und bei der Nullnummer. Und Sommer? Der wird noch vor dem Abpfiff ins Hotel gebracht, wo die Schwellung gekühlt wird.