Sonntags Blick

Sommer: Wieder Wettlauf gegen die Zeit

Defensiv stabiler, offensiv weiter harmlos: Der Start ins EM-Jahr gegen Dänen wird überschatt­et von der Sommer-Verletzung.

- SEBASTIAN WENDEL, CHRISTIAN FINKBEINER TEXT UND TOTO MARTI FOTO AUS KOPENHAGEN

Das tut schon beim Zuschauen weh! Es läuft die 25. Minute im Testspiel zwischen Dänemark und der Schweiz, da liegt Nati-Goalie Yann Sommer plötzlich mit schmerzver­zerrtem Gesicht auf dem Rücken. Mit wackelnder Hand deutet der 35-Jährige an, was passiert ist: Nach einem Eckball knickt Sommers rechter Fuss übel weg, empfindlic­he Zuschauer drehen sich bei diesem Anblick sofort weg.

Nach langer Pflege beisst Sommer auf die Zähne, bleibt vorerst auf dem Platz. Doch zehn Minuten später sitzt er wieder auf dem Rasen. Weil Hojlund ihn am gleichen Fuss erwischt, wird klar: Sommer muss raus! Sichtlich geknickt geht der Inter-Profi vom Platz, wird dabei von den Mitspieler­n getröstet.

Während Yvon Mvogo zu seinem siebten Länderspie­leinsatz kommt,

beginnt für Sommer ab sofort ein Wettlauf gegen die Zeit. Schon wieder!

Rückblick: Im Oktober 2022 knickt Sommer im Trikot von Ex-Klub Gladbach schon einmal böse um. Damals lautet die Diagnose «Bänderriss und Kapselverl­etzung im linken Sprunggele­nk». Und das einen Monat vor dem WM-Start in Katar. Sommer spielte zwar keine Minute mehr für Gladbach,

schaffte mit der Reha aber eine Punktlandu­ng aufs erste Gruppenspi­el gegen Kamerun.

Das macht Hoffnung, dass er auch dieses Mal rechtzeiti­g für die EM fit wird. Anders als 2022 bleiben Sommer drei Monate Zeit.

Mit deutlich mehr Sorgenfalt­en als Nati-Trainer Murat Yakin dürfte sein Amtskolleg­e Simone Inzaghi den SommerScho­ck zur Kenntnis genommen haben: Der ist Trainer bei Inter Mailand, muss wohl vorerst auf seinen Stammgoali­e verzichten, der seit dem Wechsel im Sommer in die Modemetrop­ole in glänzender Verfassung ist und bereits einen neuen Serie-A-Rekord für die Anzahl Spiele ohne Gegentore einsackte.

Sollten alle Stricke reissen und für Sommer sogar die EM in Gefahr sein,

steht mit Gregor Kobel ein würdiger Ersatz bereit. Vorausgese­tzt, der BVB-Profi bekommt seine Verletzung­sprobleme in den Griff, die ihn zwangen, unter der Woche das Nati-Camp zu verlassen.

Yvon Mvogo unterstrei­cht derweil nach seiner Einwechslu­ng mit einer Monsterpar­ade gegen Christian Eriksen,

dass ein Nati-Goalieprob­lem weiter entfernt ist als der Mond von der Erde.

In der Offensive hingegen haben die Schweizer Probleme. Ohne Xherdan Shaqiri (siehe Seite 5), dafür mit neuem System, startet die Nati ins EM-Jahr, macht aber alles andere als einen eingespiel­ten Eindruck. Auch nach dem Seitenwech­sel wird klar: Da muss im nächsten Test am Dienstag in Irland und dann im EM-Vorbereitu­ngscamp noch viel an den Automatism­en gefeilt werden.

Immerhin: Die Systemfrag­e dürfte geklärt, das Modell mit Dreierabwe­hr das Gesicht sein, das Xhaka und Co. auch in Deutschlan­d zeigen werden. Hinten lässt die Nati kaum was zu.

Auch weil die Dänen noch lange nicht in Bestform sind. Am Ende bleibts ein müder Kick. Und bei der Nullnummer. Und Sommer? Der wird noch vor dem Abpfiff ins Hotel gebracht, wo die Schwellung gekühlt wird.

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Bänder der Nation Erst knickt Yann Sommer (l.) um, dann gibts auch noch von Hojlund auf die Socken.
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Vor der WM in Katar verletzt sich Yann Sommer am linken Fuss. Diesmal ist es der rechte.

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