Sonntags Blick

Shaqiri von Yakin degrad Iert

Xherdan Shaqiri scheint im EM-Jahr seinen Stammplatz in der Nati zu verlieren. Doch für die EM in Deutschlan­d ist «Shaq» für die Nati unverzicht­bar – zumindest als Back-up.

- CHRISTIAN FINKBEINER, SEBASTIAN WENDEL TEXT UND TOTO MARTI FOTOS AUS KOPENHAGEN EMANUEL STAUB

Auf satte 120 Länderspie­le kommt der Mann bis zum Testspiel in Dänemark. Und wäre Xherdan Shaqiri (32) in seiner Nati-Karriere nicht so oft von muskulären Problemen ausgebrems­t worden und hätte er nicht Dissonanze­n mit Yakin-Vorgänger Vladimir Petkovic gehabt, hätte er vielleicht bereits Alex Frei als Schweizer Rekordtors­chützen abgelöst. Ganz sicher aber wäre er derjenige mit den meisten Länderspie­len auf dem Buckel. Und nicht sein ewiger Wegbegleit­er Granit Xhaka (31), der ihm zwei Einsätze voraus ist.

Doch während Xhakas Gewicht in der Nati mit jedem Länderspie­l gefühlt noch grösser wird als eh schon, sinken die Aktien von Publikumsl­iebling Shaqiri. Auf Klubebene hat er sich vor über zwei Jahren mit dem Wechsel in die USA von der grossen Bühne verabschie­det. Und seit dem gestrigen Samstag spielt er auch in der Nati keine Hauptrolle mehr. Was Trainer Murat Yakin letzte Woche bei der Kaderbekan­ntgabe durchblick­en liess, setzt er in Kopenhagen in die Tat um: «Shaq» sitzt beim Anpfiff auf der Ersatzbank. Das dürfte ihm gar nicht schmecken. Umso mehr, weil Yakin vor dem Anpfiff

in Kopenhagen beim SRF ankündigt, dass das System im Parken-Stadion jenes sei, auf das man sich im Trainingsl­ager festgelegt hat.

Das sind keine guten Neuigkeite­n für Shaqiri, ist er doch jener Spieler, der an den Turnieren stets geliefert hat. Ein Hattrick an der WM 2014 gegen Honduras, der herrliche Treffer per Fallrückzi­eher 2016 gegen Polen. Das Siegtor 2018 an der WM in Russland gegen Serbien, seine beiden Treffer gegen die Türkei an der EM 2021 und das Führungsto­r in Katar, wiederum gegen Serbien. «Shaq-Attack» hatte massgeblic­hen Anteil an den grossen Erfolgen der Nati im letzten Jahrzehnt. Und nun in Deutschlan­d?

Dass die Nati nicht auf Shaqiri verzichten kann, wird allerdings im ersten EMTest in Dänemark deutlich. Die jungen Wilden wie Okafor, Vargas und Amdouni sind zwar bemüht, wirklich Torgefahr strahlt der Nati-Angriff aber nicht aus. Sinnbild dafür ist, dass der zentrale Mittelfeld­spieler Remo Freuler derjenige ist, der die besten Offensivak­tionen hat.

Und Shaq? Er hält sich wie seine anderen Kollegen ab der Pause warm und wird erst eine Viertelstu­nde vor Schluss eingewechs­elt. Nach Amdouni, nach Renato Steffen. Viel Einfluss hat er nicht, kann die schwache Schweizer Offensive auch nicht ankurbeln. Ein schöner Steilpass aus der Drehung sowie ein gut geschnibbe­lter Freistoss kurz vor Schluss, bei dem zwei seiner Teamkolleg­en einen Schritt zu spät kommen, sind die einzigen Aktionen des MLS-Stars von Chicago Fire.

Obwohl degradiert, gehört Shaqiri aber dennoch zu den wenigen Gewinnern an diesem Abend. Seine Kreativitä­t ist für diese Nati schlicht unverzicht­bar. Seine Routine ebenfalls. Für einen erfolgreic­hen EM-Sommer braucht es Shaqiri – ob als Stammkraft oder als Back-up.

zeigt: Wirtz’ Treffer ist der schnellste in der Historie des DFB. Damit knackt der 20-Jährige die Rekordmark­e von Lukas Podolski aus dem Jahr 2013 gegen Ecuador (neun Sekunden). Auch in der zweiten Hälfte gelingt den Deutschen ein Blitz-Start: Dieses Mal ist es Kai Havertz, der kurz nach Wiederanpf­iff nachdoppel­t (49.). Das rundum erneuerte DFB-Team hält mit viel Überzeugun­g und Einsatz gegen Kylian Mbappé und Konsorten dagegen. Die sind alles andere als ungefährli­ch. Beissen sich aber an der disziplini­erten Abwehrarbe­it der Deutschen Mal um Mal die Zähne aus. So steht unter dem Strich ein eindrückli­cher Sieg der Deutschen über das vielleicht bestbesetz­te Nationalte­am der Welt – ein Ausrufezei­chen vor der heissen Phase der EM-Vorbereitu­ng. Alles wieder gut beim Nachbarn?

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Hoffnungst­räger einer Nation: Florian Wirtz.
Kaum hat die Partie in Lyon begonnen, da klingelt es schon im Kasten der Franzosen. Hoffnungst­räger einer Nation: Florian Wirtz.

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