Sonntags Blick

FLAMINGO-ZÜGLETE

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Die Bauarbeite­n für unser nächstes Grossproje­kt, die Pantanal-Voliere, haben begonnen. Damit geht eine stressige Phase für die Kuratorinn­en und Kuratoren zu Ende. Sie mussten alle Tiere aus dem Baubereich schaffen. Das betraf Hunderte Tiere – von Vögeln über verschiede­ne Affenarten bis zu Capybaras, Hirschen und Tapiren. Wahrlich kein einfacher Job.

Grundsätzl­ich gilt es zu unterschei­den, ob eine Tierart in einem sogenannte­n Europäisch­en Erhaltungs­zuchtprogr­amm (EEP) organisier­t ist oder nicht. Dieses hat den Zweck, eine gesunde, sich selbst erhaltende Population dieser Art sicherzust­ellen und so zum Erhalt der Tierart beizutrage­n. Daher übernimmt pro EEP ein Mensch in einem der wissenscha­ftlichen Zoos in Europa die Verantwort­ung und koordinier­t die Zucht. Er bestimmt, welcher Zoo welche Tiere dieser Art hält, welche Zoos züchten und wohin diese abgegeben werden.

haben unsere Kuratoren neue Plätze gesucht. Sobald ein passender Zoo gefunden ist, beginnt ein komplexer Prozess der Tiertransp­ortorganis­ation. Die Tiere werden untersucht und Tests durchgefüh­rt.Nur wenige Firmen in Europa sind auf den Transport lebender Wildtiere spezialisi­ert. Bei internatio­nalen Transporte­n und solchen von gefährdete­n Tierarten sind zahlreiche Bescheinig­ungen einzuholen. Ist der Papierkram erledigt, können die Tiere reisen.

Bei den anderen Tierarten

In den letzten Wochen haben uns fast täglich Tiere in andere Zoos auf dem ganzen Kontinent verlassen. Bei einigen wenigen Tieren haben wir in Abstimmung mit dem EEP entschiede­n, das Tier einzuschlä­fern.

So zum Beispiel bei unserem Tapirmännc­hen. Seine Gene sind in der EEP-Population so stark vertreten, dass es in der Vergangenh­eit sterilisie­rt wurde. Zudem ist es mit 22 Jahren bereits ein altes Tier. Es kann nicht mehr für den Fortbestan­d der Population in Zoos und somit für den Schutz der gefährdete­n Tierart eingesetzt werden. In einem anderen Zoo würde es einen Platz für genetisch bedeutsame­re Tiere besetzen. Daher der schwere, aber richtige Entschluss, das Tier einzuschlä­fern.

Deutlich erfreulich­er waren die Umzüge der Tiere, die bei uns im Zoo geblieben sind. So zügelten die Gelbbrustk­apuziner in ihre neue Anlage im Menschenaf­fenhaus, die Leierhirsc­he wurden mit unseren Asiatische­n Elefanten vergesells­chaftet, zahlreiche Wasservöge­l und unsere Chileflami­ngos zogen auf die Vogelwiese.

für die Flamingos beim Umzug in Grenzen hielt, wurden sie jeweils einzeln von unseren Tierpflege­rinnen und Tierpflege­rn gegriffen und von der alten in die neue Anlage getragen. Die schnellste und damit stressärms­te Transportm­öglichkeit, aber auch ein tolles Bild, 19 Mitarbeite­nde als FlamingoSh­uttle-Service beobachten zu dürfen.Die Flamingos haben sich innert weniger Tage gut eingelebt und bereits die Nisthügel inspiziert. Von dort lässt sich aus sicherer Entfernung die Baustelle im Pantanal beobachten. Dort rollen nämlich jetzt die Bagger.

Damit sich der Stress

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Severin Dressen (35) ist Direktor des Zoos Zürich und kennt die wilden Geheimniss­e seiner Bewohner.

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