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Modernes Computerscreening kann Erblindung von Diabetikern verhindern
Alle vier bis sechs Stunden erblindet in Deutschland ein Diabetiker durch Diabetische Retinopathie. Dabei ließe sich das durch eine frühzeitige Diagnose verhindern. Die Nürnberger Voigtmann GmbH hat als Spezialist für MedizinIT ein entsprechendes Diagnosetool entwickelt: ITOS erlaubt ein effektives Massenscreening und kann auch von Ärzten genutzt werden, die keine Fachausbildung in der Augenheilkunde haben.
Mit ITOS, kurz für Integriertes Tele-Ophthamologisches System, hat Voigtmann GmbH ein kostengünstiges und effektives Testverfahren entwickelt, das nach Jahren aufwändiger Entwicklungsarbeit inzwischen als Medizinprodukt in Europa zugelassen ist und in verschiedenen Praxen und Kliniken zum Einsatz kommt. Die Screening-Stationen machen es möglich, Augenhintergrundbilder mittels einer Funduskamera aufzunehmen und die so erstellten Bilder ganz automatisch zu analysieren. „Inzwischen kommen auch Mediziner aus anderen Fachbereichen auf uns zu, die sich für die Screening-Methode interessieren“, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter Peter Voigtmann. Viele andere Fachbereiche wie Internisten oder Kardiologen haben häufig mit Diabetikern zu tun und können ohne Fachausbildung in der Augenheilkunde einen derartigen ITOS-Test ansondern bieten. Finden sich tatsächlich Hinweise auf eine Netzhauterkrankung, kann der Patient an einen Augenarzt oder ein augenärztliches Zentrum verwiesen werden.
Das gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Erlangen entwickelte System kombiniert Screening-Technologie mit computergestützter Analysesoftware, die die Voigtmann GmbH als Experte auf diesem Gebiet entwickelt hat. Das erleichtert die Diagnose ungemein, da bislang die aufgenommenen Bilder durch speziell geschulte Experten ausgewertet werden mussten. Der bestehende Bedarf konnte so nicht gedeckt werden.
Diabetes ist ein globales Problem und so hat die Voigtmann GmbH inzwischen international expandiert. Das Unternehmen hat nicht nur eine Niederlassung in den USA eröffnet, arbeitet auch eng mit einem Partner in Mexiko zusammen. „Wir haben dort eine Studie durchgeführt, um zu schauen, ob es ethnische Unterschiede gibt“, erklärt Peter Voigtmann. Das hat sich in der Studie aber nicht bestätigt. Das ITOS-System funktionierte hier genauso zuverlässig, wie in Deutschland.
In Deutschland hat sich jüngst die Rechtslage geändert, was die Entwicklung und Nutzung derartiger, innovativer Medizinprodukte in Zukunft vereinfachen wird. Im November 2019 verabschiedete der Bundestag das Digitale-Versorgungs-Gesetz (DVG), das zum Beispiel den Zugang zu digitalen Krankenakten regelt, Videosprechstunden und Apps auf Rezept ermöglicht. Auch eröffnet das Gesetz neue Möglichkeiten für die digitale Medizinforschung. „Deutschland war in diesem Bereich bis Ende letzten Jahres auf einem der drei letzten Plätze in Europa“, sagt Peter Voigtmann. „Experten gehen davon aus, dass Deutschland mit dem neuen Gesetz weltweit führend werden kann.“