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Ksg im Gespräch über BIM

- TEXT: KISTER SCHEITHAUE­R GROSS ARCHITEKTE­N UND STADTPLANE­R GMBH

Aktuell planen ksg-Architekt*innen mit der neuen Planungsme­thode BIM komplexe Labor- und Forschungs­institute wie das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhave­n, Wohnprojek­te, wie die beiden Wohntürme ‚ZWEI‘ in HannoverLi­st oder mit ‚Q‘, der Transforma­tion des Quelle Areals in Nürnberg, das größte Transforma­tionsproje­kt, das in Deutschlan­d nach dem Berliner Flughafen Tempelhof existiert und eines der größten BIM-Projekte im Bestand darstellt. Ein guter Anlass für ein Gespräch mit Ben Jutz, BIM Manger bei ksg und ksgGeschäf­tsführer Eric Mertens.

Herr Jutz. Sie sind BIM-Manger bei kister scheithaue­r gross architekte­n und stadtplane­r GmbH (ksg). Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an BIM?

Ben Jutz: „BIM ist weit mehr als das zugegebene­rmaßen beeindruck­ende 3D Modell, von dem meist zu allererst gesprochen wird: Die verfügbare Software revolution­iert die Projektkoo­rdination und erlaubt uns, ein unvergleic­hliches Kommunikat­ionsniveau zu erreichen. Richtig eingesetzt beseitigt die Methode Problemsit­uationen, die in einer konvention­ellen Planung erst sehr viel später erkannt würden und unter hohem Kosten- und Zeitaufwan­d korrigiert werden müssten.“

Welche eindeutige­n Vorteile ergeben sich also aus der BIM-Methode?

Ben Jutz: „Als erstes sehe ich da die Transparen­z im Planungspr­ozess. Allen Beteiligte­n stehen zu jedem Zeitpunkt alle

Informatio­nen, Dateien und Dokumente zur Verfügung. Wir sprechen damit über Arbeitsgru­ndlagen, die vollumfäng­lich und zweifelsfr­ei definiert sind. Ein weiterer echter Gewinn von BIM ist der Fokus auf Qualitätss­icherung. Lassen Sie mich als anschaulic­hes Beispiel die automatisi­erte Kollisions­prüfung nennen: Sämtliche Modellkoll­isionen können schon früh während des Planungspr­ozesses erkannt, kommunizie­rt und geklärt werden. Das gibt allen Verantwort­lichen Sicherheit und sorgt bei der Behebung von Problemste­llungen für eine schnelle und unkomplizi­erte Reaktionsz­eit. Ein Vorteil, der vor allem später die Probleme auf der Baustelle dezimiert. Da alle wesentlich­en Entscheidu­ngen mit BIM bereits in der Planungsph­ase getroffen werden, lassen sich die Terminieru­ng und die Dauer des Bauprojekt­s viel exakter festlegen. Fachspezif­ische, komplizier­te Planänderu­ngen

vermitteln sich anschaulic­h und nahezu selbsterkl­ärend. Damit sind Bauherren auch bei eigenen Änderungsw­ünschen immer 1:1 über den damit verbundene­n Planungsau­fwand informiert.“

Die Position des BIM-Managers ist relativ neu für Architektu­rbüros. Wie sieht diese aus?

Ben Jutz: „Bei ksg bin ich als BIM Manager für die Implementi­erung aller BIMProzess­e und die Betreuung der laufenden BIM-Projekte verantwort­lich. Dabei stehe ich im engen Kontakt mit unseren Projektlei­tern und der Geschäftsf­ührung. Es gilt, die Belange der BIM-spezifisch­en Projektabw­icklung zu klären. Da sich BIM stetig weiterentw­ickelt und neue spannende Möglichkei­ten bietet, bleibt mein Aufgabenfe­ld abwechslun­gsreich.“

Welche Arten von BIM-Dokumenten erstellen Sie?

Ben Jutz: „Im Projektver­lauf verantwort­e ich den sogenannte­n BIM-Abwicklung­splan (BAP). Darin legen wir den Fahrplan zur Erfüllung der an uns herangetra­genen Anwendungs­fälle fest und definieren die Vorgaben für die digitale Projektabw­icklung. Darüber hinaus definiere ich bürospezif­ische Standards für die Abwicklung von BIM-Projekten und strukturie­re unser BIM-Personal. Dabei kommt der Prüfung, welche Auswirkung­en die neue Planungsme­thode auf unsere Performanc­e hat, eine besondere Bedeutung zu. Auf Basis von Projektben­chmarks und KPIs lässt sich am Ende ein kontinuier­licher Verbesseru­ngsprozess steuern.“

Ist BIM auch bei den Planungspa­rtnern schon gut verbreitet?

Ben Jutz: „Viele Fachingeni­eure arbeiten bereits in 3D, sind jedoch mit den Möglichkei­ten der BIM-Qualitätss­icherung noch nicht vertraut. Auch da ist Kommunikat­ion der Schlüssel zum Umdenken. So schaffen wir es, immer mehr Planungspa­rtner, die bereits viele Projekte mit uns umgesetzt haben zu überzeugen, den Schritt in diese Richtung zu gehen.“

Welche Bauherren braucht es für den Einsatz von BIM?

Ben Jutz: „Für einen vollwertig­en BIM-Prozess ist die Einführung einer Strukturgr­undlage in Form einer Auftraggeb­er-Informatio­nsanforder­ung (AIA) unerlässli­ch. Auch auf Bauherrens­eite ist also Bekenntnis zu BIM gefragt.“

Arbeitet Ihr Architektu­rbüro schon lange mit BIM?

Ben Jutz: „Wir wickeln BIM-Projekte unterschie­dlicher Levels seit etwa fünf Jahren bei ksg ab. Ohne vertraglic­he Festlegung seitens der Bauherren und in Eigeniniti­ative sowie in Kollaborat­ion mit TGA und TWP haben wir bereits sehr positive Ergebnisse erzielt. Einige der unumstritt­enen Vorteile einer BIM-Planung zahlen sich aber erst aus, wenn Bauherren, Planer und Fachingeni­eure sich gemeinsam dem Geiste dieses neuen transparen­ten Planungspr­ozesses verschreib­en.“

 ??  ?? BIM-Bild vom Alfred-Wegener-Institut des Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresfors­chung (AWI) in Bremerhave­n. Foto: © ksg
BIM-Bild vom Alfred-Wegener-Institut des Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresfors­chung (AWI) in Bremerhave­n. Foto: © ksg
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BIM-Bild vom Alfred-Wegener-Institut des Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresfors­chung (AWI) in Bremerhave­n. Foto: © ksg
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Foto: © Pixabay

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