PRÄSIDENTEN-PARADEN IN DEN DYNAMISCHEN DAKOTAS
Mit 46 früheren US-Präsidenten durch Rapid City in Süd-Dakota spazieren und dann einem der charismatischsten Präsidenten zu seinem Blockhaus in Medora, NordDakota folgen.
Ein früherer US-Präsident steht in der Innenstadt von Rapid City in Süd-Dakota an fast jeder Straßenecke, um mich zu grüßen. Neben mir ist der vom Filmstar zum Präsidenten gewordene Ronald Reagan, adrett im Westernlook gekleidet. Nicht weit davon arbeitet Thomas Jefferson an seiner Declaration of Independence und weiter die Straße hinunter gibt John F. Kennedy seinem kleinen Sohn ein Spielzeugflugzeug. Dann ist da noch George Washington, prächtig anzusehen in seiner Uniform aus dem Unabhängigkeitskrieg. Warum sind sie alle hier?
Es begann mit Abraham Lincoln. Als der Geschäftsmann Don Perdue, der neu zugezogen war, bemerkte, wie sehr den Besuchern von Rapid City die lebensgroße, sitzende Statue von “Honest Abe” gefiel, dachte er sich, dass noch viel mehr Besucher kommen würden und auch mehr Menschen hierher ziehen würden, wenn die Stadt zu einer “City of Presidents” würde.
1999 fiel mit Unterstützung des örtlichen Immobilienmaklers Dallerie Davis, den Künstlern der Stadt und verschiedenen Gönnern die Entscheidung innerhalb eines Jahrzehnts Bronzestatuen aller früheren US-Präsidenten zu produzieren und aufzustellen. Im nächsten Frühjahr wird sich Barack Obama, der 47. Präsident der USA der Präsidentenparade anschließen.
Die Statuen sind nicht nur unbewegliche, ganz individuelle Kunstwerke – sie dienen als Hintergrund für besondere Veranstaltungen. Am Jahrestag des D-Day kommen Soldaten und legen Blumen bei der Statue von ‘Ike’ Eisenhower, des Oberbefehlshabers der Alliierten im Zweiten Weltkrieg und zukünftigen Präsidenten ab. Am Abend des Todestags von Präsident Reagan gibt es ein Abendgebet an seinem Standplatz sowie Blumen, Fahnen und Jelly Beans (seine bevorzugte Süßigkeit) zu seinem Gedenken. Am internationalen Frauentag, werden Plakate mit den Bildern von verschiedenen First Ladies jeweils neben ihrem Ehemann platziert. An kalten Wintertagen bekommen die PräsidentenStatuen manchmal einen Schal um den Hals gebunden und jetzt, als ich die Straße hinunterging, waren aus keinem besonderen Anlass Ballons an einige der
MARY MOORE MASON SPAZIERT MIT 46 FRÜHEREN US-PRÄSIDENTEN DURCH RAPID CITY IN SÜD-DAKOTA UND FOLGT DANN EINEM DER CHARISMATISCHSTEN PRÄSIDENTEN ZU SEINEM BLOCKHAUS IN MEDORA, NORD-DAKOTA.
Statuen gebunden.
Perdue sagte potenziellen Besuchern: “Sie haben vier Präsidenten am Mount Rushmore National Memorial gesehen, kommen sie nach Rapid City und sehen sie sich den Rest der Familie an”. Ich entschied mich dafür die Reihenfolge umzukehren und fuhr die 39 km südlich nach Keystone … und da waren sie alle – die vier gigantischen, in Berggipfel gehauenen Köpfe der Präsidenten Washington, Jefferson, Theodore Roosevelt und Lincoln.
Ich genehmigte mir ein Vanilleeis, dessen Herstellung auf einem Rezept basiert, das Präsident Jefferson aus Frankreich mitbrachte, spazierte mit meinem Reiseführer die mit Fahnen geschmückte Promenade am Fuß des Denkmals entlang und erfuhr dabei noch mehr. Das große Vorhaben beschäftigte den Bildhauer Gutzon Borglum und sein Team von rund 400 Leuten von 1927 bis 1941. Es war nicht nur ein Tribut an die vier großen Präsidenten, sondern auch, so sagte Borglum, an das, was diese repräsentierten – “die Gründung, Erweiterung, Erhaltung und Vereinigung der Vereinigten Staaten”.
Bergwanderer, die näher an die Spitze des Monuments wollen, können das jetzt über den neuen Blackberry Trail machen, der mit dem bekannten Centennial Trail verbunden ist. Was wäre das für eine Hilfe für Cary Grant und Eva Marie Saint gewesen, bei ihrem Versuch aus dem Bergversteck des durchtriebenen Schurken James Mason zu entkommen, wie es in Hitchcocks großartigem Thriller North by Northwest aus dem Jahr 1959 zu sehen ist. Aber dann hätten wir auch nicht das Vergnügen gehabt, die beiden über das Gesicht von Abraham Lincoln schlittern zu sehen.
WEITER NACH NORD-DAKOTA
Vielleicht der markanteste aller früheren Präsidenten war Teddy Roosevelt, der auch in der malerischen Stadt Medora in Nord-Dakota präsent ist. Ich werde durch den Medora-Experten Daniel Gannarelli bei einem Cocktail im The Rough Riders
Hotel, in dem Teddy einst übernachtete, über die örtlichen Gegebenheiten informiert. Dann bewundere ich an einer örtlichen Straßenecke die Bronzestatue des Präsidenten, der die Rough Rider Uniform trägt. Sehenswert ist auch seine kleine, hübsche Maltese Cross Cabin im südlichen Teil des Theodore Roosevelt National Park. Benannt ist diese Blockhütte nach einer entsprechenden Schnitzerei auf einer ihrer Balken. Die Hütte wurde von einem abgelegeneren Platz an ihren heutigen Standort umgesetzt.
Theodore Roosevelt – ein reicher, junger Mann aus New York – kam 1883 erstmals hierher, um Bisons zu jagen. Er war von der herrlichen Landschaft der Badlands so stark beeindruckt, dass er eine Ranch kaufte. Diese würde – zusammen mit einer anderen, die er später erwarb - sein Zufluchtsort, als ein Jahr später seine Mutter und seine Frau (letztere im Kindbett) am selben Tag starben.
Medora wurde von einem weiteren bemerkenswerten Mann gegründet, dem jungen Franzosen Marquis de Mores, der manchmal Freund und manchmal Gegner Roosevelts war. Er benannte die gerade entstehende Gemeinde nach seiner Frau, die Tochter eines reichen Bankbesitzers aus New York und ging daran ein Imperium der Vieh- und Fleischwirtschaft zu schaffen. Leider scheiterte er 1886 und die Familie kehrte nach Frankreich zurück. Sie hinterließ nichts als die Ruinen der Fleischfabrik und das “Chateau De Mores”, welches - wie ich finde - in Wirklichkeit eher ein Farmhaus mit 26 Zimmern voller viktorianischer Möbel und Erinnerungsstücke ist.
Um die Begeisterung Roosevelts für diese Gegend besser zu verstehen, unternahm ich eine 58 km lange Tour durch den Südteil des 283 qkm umfassenden Nationalparks, der seinen Namen trägt. In den dramatischen Hügeln aus vielfarbigem Lehm und auf dem Weideland, das zum Little Missouri River hinunterführt, gibt es grasende Bisons und Wildpferde, Kolonien von geschäftigen, kleinen Präriehunden und eine verlassene Ranch. Dem Rat der Park Ranger entsprechend, fuhr ich nicht weiter bis zu Roosevelts Elkhorn Ranch, weil diese nur über eine 40 km lange, steile, nicht geteerte Straße erreichbar ist und es dort auch keine Reste des ursprünglichen Gebäudes mit acht Zimmern mehr gibt.
Roosevelts Versuche Viehwirtschaft zu betreiben, schlugen fehl. Aber er profitierte von den dabei erworbenen Reitkünsten und Führungsqualitäten, als er später, während des SpanischAmerikanischen Kriegs, das 1. USFreiwilligen-Kavallerieregiment - die Rough Riders - aufbaute und führte. Nachdem er aus der Schlacht am San Juan Hill auf Kuba als Held zurückkam, ging er in die Politik. Während seiner Präsidentschaft von 1901 bis 1909 nutzte er seine Liebe zur Natur und Wildnis, um mit dem Kongress an der Schaffung von fünf Nationalparks, 150 nationalen Wäldern und dutzenden bundeseigenen Schutzgebieten zu arbeiten. Ganz wie er 1918 sagte: “Ich wäre nie Präsident geworden, wenn ich meine Erfahrungen nicht in Nord-Dakota gemacht hätte.”