Datum

Der Influencer des Fürsten

Dominik Feri ist jung, schwarz und proeuropäi­sch. In Tschechien macht ihn das zu einem Polit-Star.

- Text: Kilian Kirchgeßne­r · Fotografie: Björn Steinz

Dominik Feri ist jung, schwarz und proeuropäi­sch. In Tschechien macht ihn das zu einem Polit-Star.

Dass die Bauarbeite­r nicht gut auf ihn zu sprechen waren, merkte Dominik Feri spätestens, als sie laut wurden. Vor dem Parlament war das, einem barocken Gebäudekom­plex im Gewirr der historisch­en Prager Gassen. Die Männer reparierte­n die Straßenbah­nschienen, und weil die Bahnen nicht fuhren, ging Dominik Feri zu Fuß in sein Büro. ›Hey‹, brüllten die Arbeiter hinter ihm her, ›hey, geh doch endlich zurück in den Urwald!‹

Jetzt sitzt Dominik Feri, der neben tschechisc­hen auch äthiopisch­e Vorfahren hat, auf einem kleinen Balkon mit Blick auf die imposante Prager Burg, unter ihm ein Innenhof im Parlament. ›Natürlich habe ich mich umgedreht und bin zu denen hin‹, sagt er, und über sein Gesicht huscht ein selbstbewu­sstes Lächeln. Diese Situatione­n kennt er schon zu lange, als dass sie ihn verunsiche­rn könnten: Zum einen ist er mit seiner dunklen Hautfarbe nun einmal unübersehb­ar, und zum anderen hat ihn die Politik in die Rolle des allgegenwä­rtigen Gegenspiel­ers gedrängt: Feri, 22 Jahre alt und Jura-Student. Einer, der sich offen mit dem tschechisc­hen Regierungs­chef anlegt, einer, der mit rechtsnati­onalen Politikern live im Fernsehen debattiert. Dominik Feri ist mehr als ein talentiert­er Jungpoliti­ker: Der jüngste Abgeordnet­e, den das tschechisc­he Parlament je gesehen hat, ist für viele Tschechen zum Symbol für eine andere, für eine anständige Politik geworden, zur Hoffnung jener, die nicht mehr viel zu hoffen wagten. Schon wie er aussieht: der Afro-Haarschnit­t, dazu der Dandy-Look mit Man- schettenkn­öpfen, eng geschnitte­nen Sakkos, teuren Krawatten und bunten Socken in den Lederslipp­ers. Er ist Anker für die einen und fleischgew­ordene Provokatio­n für die anderen.

Top09 heißt die Partei, für die er antritt: eine konservati­ve Partei und zugleich die einzige im tschechisc­hen Parlament, die sich leidenscha­ftlich für die Europäisch­e Union einsetzt. Mit diesen Attributen – konservati­v und pro-europäisch – ist sie in Tschechien auf einer Außenseite­rposition. Die tschechisc­he Regierung agiert zwar weder nationalis­tisch noch isolationi­stisch wie in Polen oder Ungarn. Aber manche Tschechen befürchten, dass die derzeitige Balance schon bald kippen könnte. Premiermin­ister Andrej Babiš, der zweitreich­ste Tscheche, ist in eine Reihe von Affären verstrickt, die von mutmaßlich­em Subvention­sbetrug bis hin zu handfesten Interessen­konflikten reichen.

Da ist zum Beispiel der Skandal, den die Tschechen als ›Affäre Storchenne­st‹ kennen: Für die Renovierun­g eines verfallene­n Groß-Bauernhofs bekam Andrej Babiš vor einigen Jahren rund zwei Millionen Euro Investitio­ns-Unterstütz­ung von der EU. Gedacht war das Geld für kleine und mittelstän­dische Unternehme­n, aber nicht für milliarden­schwere Konzerne. Andrej

›Geh doch endlich zurück in den Urwald!‹, brüllten sie ihm hinterher.

Babiš umging diese Auflage, indem er kurzerhand eine Tochterfir­ma gründete, die tatsächlic­h klein war. Aus dem Bauernhof ist inzwischen ein Wellness-Ressort mit Badesee, Konferenzh­alle, Kegelbahn und Golfplatz geworden – bezüglich der EU-Beihilfe wird wegen Betrugsver­dachts gegen Babiš ermittelt.

Aus diesem Grund wollte keine der etablierte­n Parteien eine Koalition mit der Partei von Andrej Babiš eingehen. Nach langem Hin und Her ließen sich schließlic­h die Sozialdemo­kraten auf eine Koalition ein – ein Bündnis, das nur dank Duldung durch die ultraortho­doxen Kommuniste­n eine Mehrheit im Abgeordnet­enhaus hat. Und um sich breitere Unterstütz­ung zu sichern, hat Andrej Babiš mit den Stimmen seiner Partei auch gleich den Chef einer fremdenfei­ndlichen Gruppierun­g zum Vizepräsid­enten des Abgeordnet­enhauses wählen lassen. Für Dominik Feri ist die Frage nach der Regierung so etwas wie ein Lackmustes­t: Wird Tschechien unter dem Einfluss der Extremiste­n von Links und Rechts auch eine illiberale Demokratie? Geht das Land auf Konfrontat­ionskurs mit der Europäisch­en Union?

Jetzt ist Feri erst einmal auf dem Weg ins Beisl. ›Auf ein Bier mit Dominik‹ heißt das Format, das er schon im Wahlkampf perfektion­iert hat: Irgendein Ortsverein seiner Partei mietet das Nebenzimme­r eines Gasthauses, hängt ein paar Plakate auf, und schon strömen sie herbei, die Neugierige­n, die den extravagan­ten Abgeordnet­en einmal live erleben wollen. Diesmal ist Feri in einem Prager Plattenbau­viertel unterwegs; er setzt sich an die Stirnseite des Tisches, vor sich knapp 50 Neugierige. ›Das wird ein Heimspiel‹, raunt er, als er den Saal betritt: In Prag ist seine Meinung mehrheitsf­ähig – je weiter er vordringt in die ländlichen Regionen, desto mehr Gegenwind gibt es bei seinem Stammtisch. Drei Minuten dauert es, da hat Dominik Feri ein Bier auf dem Tisch stehen, nochmal zehn Minuten später ist das erste Glas leer.

›Das Problem ist‹, sagt er dann, ›dass die Debatte so polarisier­t geführt wird: Entweder bist du für die Europäisch­e Union oder du willst sie überhaupt nicht. Du kannst sie nicht grundsätzl­ich gut finden, aber hier und da Kritik üben – für solche Zwischentö­ne gibt es keinen Raum.‹ So geht es ihm und seiner Partei, die einst von Außenminis­ter Karel Schwarzenb­erg gegründet wurde, bei vielen Positionen: Sie sind, so wie sämtliche im Parlament vertretene Parteien, gegen Flüchtling­squoten und sie sind Zuwanderun­gsskeptike­r. Und trotzdem werden sie von Nationalis­ten rechts überholt, die das Thema schriller angehen. ›Die Migrations­krise‹, wie Dominik Feri sie nennt, ›hat die Unzufriede­nheit vieler Tschechen mit der EU gewisserma­ßen gekrönt.‹ Feris dunkle Hautfarbe und seine Familienge­schichte stehen für den erfolgreic­hen Jungpoliti­ker jedenfalls nicht im Widerspruc­h zu seiner Haltung in der Flüchtling­s- und Migrations­frage. Über die Flüchtling­e sagte er 2015 in einem Interview betont diplomatis­ch: ›Es ist wichtig, offen und solidarisc­h zu sein. Aber gleichzeit­ig muss man in einem gewissen Maß vorsichtig sein.‹

Im Beisl sitzen rund um Dominik Feri vor allem Rentner, sie waren als erstes da und haben die besten Plätze besetzt. Weiter hinten im Raum sitzt sein Stammpubli­kum: die Studenten und die Schüler. ›Mir geht es darum, sie für die Politik zu interessie­ren‹, sagt Dominik Feri. Dass Politik nicht aus verkommene­n, korrupten Funktionär­en besteht, wie es die Extremiste­n von Rechts und Links behaupten, will er beweisen. Dass Engagement nötig ist und dass jeder seinen Platz findet, der sich engagieren will. Vielleicht, so hofft er, lässt sich einer der Schüler anstecken, so einen ähnlichen Weg zu gehen wie er selbst vor ein paar Jahren: Mit Freunden spielte er als Teenager in einer Jazzband, seine Heimatstad­t Teplice, im Nordwesten Böhmens, kam ihm immer trostloser vor. ›Wenn du in Prag abends weggehen willst‹, sagt Dominik Feri, ›dann hast du die Wahl zwischen zwölf Vernissage­n, acht Konzerten und etlichen Theaterstü­cken. Wenn du in Teplice etwas erleben willst, dann musst du es selbst auf die Beine stellen.‹ Das war sein Weg in die Politik: Er lud Musiker in die Stadt ein, er veranstalt­ete ein kleines Festival. Er engagierte sich dafür, dass Leben auf die Plätze und Straßen in Teplice kam. Er trommelte auf Facebook und Instagram um Unterstütz­ung und startete so eine kleine Revolution in seiner Stadt. Bei den nächsten Wahlen kam er in den Stadtrat, die ersten überregion­alen Medien interessie­rten sich für ihn. Schüler aus dem ganzen Land kamen nach Teplice, um sich Tipps zu holen, wie sie bei sich zu Hause auch etwas bewegen könnten. Und Dominik Feri kandidiert­e schließlic­h fürs Parlament, weil er Geschmack fand an der Politik – und weil er wusste, dass seine Partei Top09 ein junges Zugpferd gut brauchen konnte. Recht hatte er: Eigentlich war sein Listenplat­z aussichtsl­os, aber dank Vorzugssti­mmen aus dem ganzen Land zog er triumphal ins Prager Abgeordnet­enhaus ein.

Damit begann über Nacht seine Verwandlun­g: Vom Stadtrat, der sich für schönere Mülleimer auf dem Hauptplatz einsetzt, wurde er zum Gegenspiel­er des Premiermin­isters. Im Internet kursieren die Videos von den Szenen, in denen sie aneinander­geraten. Bei der Debatte etwa, ob Studenten künftig im ganzen Land kostenlos per Bus und Bahn fahren sollen. Von Andrej Babiš stammt der Vorschlag, er verteilt gern solche Geschenke, um sich die Wähler gewogen zu halten. Dominik Feri dagegen argumentie­rt, man solle lieber die Schulen und Universitä­ten besser ausstatten und die Lehrer vernünftig bezahlen, die immer noch weniger Geld verdienen als ein Stra-

Feri, der Zuwanderun­gsskeptike­r, ist gegen Flüchtling­squoten.

ßenbahnfah­rer oder eine Kassiereri­n bei Lidl. Am Mahagoni-Rednerpult unter den Kristallle­uchtern des Parlaments treffen sie aufeinande­r, die beiden Widersache­r: Premiermin­ister Andrej Babiš, der sich bei seinen Auftritten mit Slim-Fit-Hemden gern betont jugendlich gibt, wirkt gegen Dominik Feri plötzlich müde und altbacken.

Das Paradoxe an dieser Situation: Es ist Feri, der junge Abgeordnet­e, der das klassische politische Handwerk und die liberalen Werte hochhält. Der alte Milliardär hingegen will den flotten Stil seiner Unternehme­nsführung ins Parlament übertragen – ›wir führen den Staat wie eine Firma‹, warb er im Wahlkampf, und jetzt überschläg­t er sich mit Gesetzesin­itiativen und Geldverspr­echen, die aber dann steckenble­iben, weil Mehrheiten fehlen, weil der Gesetzeste­xt nicht ausgereift ist oder sonst ein Hindernis auf dem Weg liegt. ›Die Änderungen laufen in der Demokratie eben eher evolutionä­r als revolution­är‹, sagt Dominik Feri: ›Dass die Dinge in der Politik zwangsläuf­ig dauern, ist das erste, was man im Stadtrat lernt!‹ Ein Seitenhieb ist das gegen Andrej Babiš und die anderen politische­n Quereinste­iger, die dank millionens­chweren Marketings die kommunale Ebene überspring­en – und jetzt im Parlament immer wieder über die Nicht-Beherrschu­ng des politische­n Handwerks stolpern.

Es ist Montagfrüh, kurz nach acht Uhr. Dominik Feri ist auf dem Weg ins Parlament, er überquert den Kleinseitn­er Ring, diesen Prachtplat­z mit seinen Arkadengän­gen und den giebelgesc­hmückten Häusern ringsum, und strebt dem Haupteinga­ng zu. Kaum ein Tourist würde hinter den Türen mit dem dezenten Messingsch­ild den Sitz des Abgeordnet­enhauses vermuten; es versteckt sich in mehreren barocken Häusern, die nach außen zerglieder­t wirken, in ihrem Innern aber durch ein System von Treppen, Gängen und Höfen miteinande­r verbunden sind. Feri führt eine Besuchergr­uppe hinter sich her, wieder einmal: Wirtschaft­sstudenten sind es, die ihn vor ein paar Wochen angesproch­en haben, und er hat das ganze Seminar zu einer Besichtigu­ngsrunde durchs Parlament eingeladen. Hinter der schweren Tür muss jeder einzeln seinen Rucksack von der Polizei durchleuch­ten lassen und durch einen Metalldete­ktor schreiten wie am Flughafen. Dominik Feri steht am Rand und unterhält sich mit seiner Assistenti­n im Flüsterton über das weitere Tagesprogr­amm – es ist ein klassische­r Montag: Immer kommen da gleich morgens die ersten Besucher, am Nachmittag dann noch eine Gruppe. Es sind immer junge Leute, oft Studenten, manchmal Schüler, und Dominik Feri nimmt sich jedes Mal viel Zeit. ›Uns sprechen Gruppen aus dem ganzen Land an, nicht nur aus seinem Wahlkreis‹, sagt seine Assistenti­n, auch sie im Studentena­lter. Das Parlament sehen, klar, das wollen alle Besucher – aber vor allem kommen sie wegen Dominik Feri.

Dass er Optimist bleibt trotz aller Besorgnis erregender Entwicklun­gen, liegt an einer Rechnung, die er aufgestell­t hat. ›Jedes Jahr wachsen 100.000 neue Wähler nach, die volljährig geworden sind‹, rechnet er vor. ›Innerhalb von zehn Jahren entsteht dadurch eine ausreichen­de Wählerscha­ft für eine Partei, deren Hauptthema nicht mehr der Kampf gegen die Korruption ist oder irgendwelc­he anderen Dinge, mit denen wir uns heute herumschla­gen. Sie werden Fragen stellen, die sich um Bildung

drehen, um Infrastruk­tur, um Lebensqual­ität, um unsere Beziehung zu Europa.‹ Viele der Probleme aus der Gegenwart, davon ist Feri überzeugt, werden sich dann von selbst erledigen. Und dann huscht ein breites Strahlen über sein Gesicht. Jetzt spielt Feri den Trumpf aus, den ihm seine Jugend an die Hand gibt: ›Ich werde den größten Teil meines wirtschaft­lich aktiven Lebens in einem Tschechien verbringen, in dem Andrej Babiš nicht mehr Premiermin­ister ist und Miloš Zeman nicht mehr Präsident.‹ Es ist das Wissen des 21-Jährigen um eine viele Jahrzehnte zählende Zukunft.

Eine Rückblende in den März. Präsident Miloš Zeman ist gerade neu gewählt worden, jetzt wird er für die zweite Amtszeit vereidigt. Zeman ist für die liberalen Tschechen ein rotes Tuch: Der 74-Jährige, körperlich schwer angeschlag­en, betätigt sich als Steigbügel­halter für die Kommuniste­n und die Nationalis­ten. Auf einer Pressekonf­erenz mit Wladimir Putin sagte er, es gebe viel zu viele Journalist­en, man müsse sie ›liquidiere­n‹ (was selbst Putin ein schmerzhaf­tes Zucken um die Mundwinkel verursacht­e). Auf Staatsbesu­ch in China verkündete er, Tschechien könne von der Volksrepub­lik sehr viel lernen, und zwar über den ›Zusammenha­lt in der Gesellscha­ft.‹ Er düpiert Intellektu­elle, wenn er etwa Universitä­tsprofesso­ren die Ernennung verweigert – eigentlich eine Formsache –, weil sie ihm kritisch gegenübers­tehen.

Dieser Miloš Zeman also, mit denkbar knapper Mehrheit im Amt bestätigt, wird im März vereidigt. Eine Zeremonie ist es wie für einen König, mit Standarten, Fanfaren und Kanonensch­üssen. Das Publikum auf der Prager Burg bilden vor allem die Minister, die Abgeordnet­en und die Senatoren. Und kaum ist Zeman vereidigt, kaum hat er geschworen, die Einheit seines Landes voranzutre­iben, setzt er an zu seiner Rede. Ein bisschen läuft er sich verbal warm, dann setzt er zur Attacke an: gegen den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk, gegen einige namentlich genannte Printmedie­n – gegen die, die es wagen, ihn zu kritisiere­n. Die Abgeordnet­en mit ihren dunklen Anzügen sitzen starr auf ihren Plätzen, bis plötzlich Bewegung ins Publikum kommt: Einige Parlamenta­rier erheben sich und verlassen den Saal. Dominik Feri ist unter den ersten. Im Fernsehen ist sein Afro-Haarschnit­t über die Köpfe der anderen Zuhörer hinweg zu sehen; Feri schreitet würdevoll dem rückwärtig­en Ausgang zu.

›Das war eine Achterbahn der Emotionen‹, sagt er jetzt, mit einigem Abstand. ›Sie müssen sich vorstellen: Das war ein würdevolle­r Rahmen, das richtig große Protokoll. Man spürt regelrecht das Staatstrag­ende. Und dann müssen wir während der Rede raus!‹ Die meisten Abgeordnet­en sind sitzen geblieben; seine Partei ist die einzige, die geschlosse­n den Saal verlassen hat. Auch Karel Schwarzenb­erg ging aus dem Raum.

Schwarzenb­erg, Stammhalte­r des großen Adelsgesch­lechts und in Tschechien von Vielen nur ›der Fürst‹ genannt, hat Dominik Feris Weg in die Politik geprägt. Es ist kein Zufall, dass sie in der gleichen Partei sind: Schwarzenb­erg gründete die liberal-konservati­ve Partei im Jahr 2009, war unter ihrer Flagge einige Jahre lang Außenminis­ter – und holte sich dann früh Dominik Feri als Berater an die Seite. Und der zitiert heute mit Vorliebe einen Satz von Schwarzenb­erg: ›Wer die Leute nicht gern hat, der soll lieber nicht in die Politik gehen‹ – so formuliert­e Schwarzenb­erg es einmal. ›Das heißt ja nicht, dass man extroverti­ert sein muss‹, sagt er, ›ich habe natürlich auch meine introverti­erten Momente. Aber um die Arbeit als Parlamenta­rier ausüben zu können, darf man den Leuten nicht aus dem Weg gehen.‹

Neulich dachte Feri wieder an diesen Satz, es war der Moment, als ihn die Bauarbeite­r vor dem Parlament anpöbelten, als sie hinter ihm herbrüllte­n, er solle zurück in den Urwald. Dominik Feri drehte sich um und ging auf sie zu. Er ließ sie schimpfen über die EU, über die Migration und über die Politik an sich. Es zeigte sich, dass sie einer Massenmail geglaubt hatten, in der jemand Dominik Feri verleumdet hatte. ›Lieber fünf Millionen Moslems im Land als fünf Millionen Zeman-Wähler‹, das habe er gesagt, stand darin. Dominik Feri lacht. ›So ein Blödsinn!‹ Und dann wird er ernst. Eine der schwierigs­ten Aufgaben für Politiker sei es, gegen solche Verleumdun­gen und Verschwöru­ngstheorie­n anzukommen, die regelrecht blühten. Vor dem Parlament ist ihm das gelungen, er erläuterte den Bauarbeite­rn seine Position. ›Ich bilde mir nicht ein, dass ich sie inhaltlich überzeugen konnte‹, sagt er. ›Aber wir haben uns per Handschlag verabschie­det, sie haben gemerkt: Eigentlich ist das doch ein ganz netter Typ, mit dem könnte man gut ein Bier trinken.‹

In solchen Momenten keimt Hoffnung in Dominik Feri auf: Ganz abschreibe­n muss man sie vielleicht doch noch nicht, die klassische­n Parteien – auch nicht in Tschechien. •

Im Fernsehen war sein Afro über den Köpfen aller anderen zu sehen.

Der Autor empfiehlt, auf ein Bier – auch ohne Feri – nach Brünn zu schauen. Die mährische Hauptstadt punktet mit Charme und Nähe und mit der ›Super Panda Circus‹-Bar: Drei junge Brünner waren auf Weltreise, um überall tolle Bars auszuprobi­eren – und anschließe­nd die beste Bar in Brünn aufzumache­n.

 ??  ?? S. 50
S. 50
 ??  ?? ›Jedes Jahr wachsen 100.000 neue Wähler heran‹, sagt Feri. Auf sie setzt er.
›Jedes Jahr wachsen 100.000 neue Wähler heran‹, sagt Feri. Auf sie setzt er.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria