Datum

Editorial

- Wir lesen, wir hören voneinande­r auf der anderen Seite der Zeit. Ihr Stefan Apfl stefan.apfl@datum.at

15 Jahre ist es heuer her, dass sich dieser Verrückte vor uns hinstellte. Wir, das waren Studierend­e des Wiener FH-Studiengan­gs Journalism­us und Medienmana­gement. Und der Verrückte, das war Klaus Stimeder. In der ihm eigenen Euphorie erzählte er von seinem Projekt: ein New Yorker für Österreich, lange Texte und tiefe Recherche, beseelt von einem Journalism­us, so sauber, unabhängig und lehrbuchar­tig wie das Land ihn eben nötig habe. Wer ist dabei!?

In den 15 Jahren seither waren Hunderte dabei. Wir wollten beweisen, dass es anders geht. Und wir wollen das noch immer. Der Leserschaf­t, der Kollegensc­haft, aber auch uns selbst, den Menschen hinter datum, die sich bis heute weitgehend aus jungen, idealistis­chen New Yorker- Lesern rekrutiere­n.

In diesem Sinn war datum von Beginn an ein Ausbildung­smagazin. Und in eben diesem Geiste haben wir vor einem Jahr die datum-Talente gegründet. Im Rahmen dieses Programmes vermitteln wir jungen Menschen unser Handwerk, unsere Haltung. Wir begleiten sie von der Themenentw­icklung bis zur Drucklegun­g, bei der Recherche, beim Schreiben, beim Scheitern – denn das gehört dazu. Wir zeigen den Weg, so wie Stimeder ihn uns gezeigt hat, gehen müssen sie ihn selbst, ebenso wie wir ihn gegangen sind. Das kostet Zeit, das kostet Energie, das kostet Nerven. Und es lohnt sich.

Drei Dutzend Menschen haben seit vergangene­m Jahr an unserem Talente-Programm teilgenomm­en. Unter datum.at/talente/voting-2018 finden Sie jene elf Recherchen, die wir bereits publiziert haben sowie eine Sonderfolg­e unseres Podcasts datum Kosmos, in dem die Autorinnen und Autoren ihre elf Geschichte­n erzählen. Bis zum 7. Februar können Sie dort Ihren Favoriten bestimmen. Die drei bestbewert­eten Texte legen wir einer Fachjury vor, die den Siegertext ermitteln wird.

Der Eingang zu einer Talentesch­miede ist wohl eine Drehtüre, und so ist das Kommen und Gehen Teil des Alltags. Zuletzt hat der Standard im Herbst Gabriele Scherndl verpflicht­et, Vice hat Magdalena Berger angestellt. Und nachdem der Falter vergangene­n Frühsommer unsere damalige Textchefin Anna Goldenberg abgeworben hatte, hat er nun schon wieder zugeschlag­en: Wenn Sie diese Zeilen lesen, arbeitet Eva Konzett, unsere Chefin vom Dienst, bereits in der Marc-Aurel-Straße. Wir freuen uns von Herzen für sie alle.

Besonders freuen wir uns für Saskia Jungnikl, die datum seit beinahe 15 Jahren begleitet, mal als Autorin, mal als Chefredakt­eurin, mal als Kolumnisti­n: Saskia und ihr Mann erwarten ein Kind. Ihre Kolumne ›Beziehungs­weise‹ beendet sie deswegen. An ihrer statt werden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, in Hinkunft Nicola Löwenstein und die Kolumne ›Spruchreif‹ auf der letzten Seite finden – diesmal mit Lotte Tobisch.

Wir wünschen Saskia das beste und trösten uns mit der Gewissheit, dass sie ein Teil des datum Kosmos bleiben wird. Wie so viele aus den vergangene­n 15 Jahren.

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Stefan Apfl Chefredakt­eur

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