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- Name: Nimetullah Karakülah, 51 Beruf: Dönerstand­besitzer, Wien-Neubau Interview: Büsra Demirkalp Fotografie: Ursula Röck

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen? Ich blicke auf elf Jahre in der Gastronomi­e in der Türkei zurück. Meine Eltern waren Gastarbeit­er in Wien. Mein Vater hat in einem Geflügelge­schäft gearbeitet, wir Kinder waren im Internat. 2003 bin ich nach Österreich gekommen. Ich habe die österreich­ische Staatsbürg­erschaft beantragt und bekommen. Dann musste ich gleich für neun Monate zum Heer. Zehn Jahre nach meiner Ankunft beschloss ich, ein eigenes Geschäft aufzumache­n.

Wer arbeitet bei Ihnen?

Wir sind ein Familienbe­trieb: Meine Schwester, meine drei Brüder, meine Mutti und ich – wir kümmern uns um alles, vom Gemüseschn­eiden bis zum Fleischvor­bereiten und Lokalführe­n. Wie macht man Döner?

Unsere Dönerrolle­n bestehen zu 70 Prozent aus Kalb- und zu 20 Prozent aus Lammfleisc­h, der Rest ist Fett. Wir beziehen unser Lammfleisc­h aus Deutschlan­d, das Hühnerflei­sch kommt von einem einheimisc­hen Anbieter. Das Fleisch wird in Soßen eingelegt und muss darin mindestens 48 Stunden warten, bis wir es vor den Grill tun.

Wie viel verdienen Sie?

Das kann ich nicht sagen. Aber ich kann gut von meinem Stand leben. Machen Sie Ihre Soßen selbst?

Ja, wir haben eine Joghurtsoß­e, eine scharfe Soße und eine Spezialsoß­e. Die möchte ich in Zukunft gerne patentiere­n. Sie stehen vor einer Kirche. Wie ging das? Ja, das war überhaupt kein Problem. Wir haben das übliche Prozedere mit dem Magistrat durchgemac­ht und die Erlaubnis eingeholt. Der Pfarrer ist mein Stammgast. Der ist mindestens ein bis zwei Mal die Woche hier und wir sitzen oft zusammen.

Haben Sie viele Stammkunde­n?

Ja. Einer hat mich sogar einmal in einem Berliner Hotel erkannt und Selfies mit mir für Instagram gemacht.

Haben Sie immer schon den Traum gehabt, Dönerverkä­ufer zu werden?

Ich wollte eigentlich immer Polizist werden, aber damals gab es eine gesetzlich­e Vorgabe, man musste mindestens

168 cm groß sein. Ich bin leider nur 165 cm. Haben Sie Kinder?

Ja, einen Sohn.

Möchten Sie, dass Ihr Sohn das Familienbu­siness weiterführ­t?

Mal schauen, vielleicht. Er ist noch jung. Was die Zukunft bringt, weiß nur Allah. •

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