Der Standard

Bombe bauen, weil das Fest langweilig war

Brandsatz gegen Flüchtling­shaus war laut Täter „bsoffene“Geschichte ohne Absicht

-

Feldkirch – 26. Jänner 2013.Ein Geburtstag­sfest im Bergdorf Batschuns. Thomas H. und Simon R. zechen. Weil das Fest nicht mehr „so gut“war, wollte H. dem R., den er von der Blasmusik kannte, zeigen, wie man eine Bombe baut.

Das Ergebnis erschütter­te tags darauf die Vorarlberg­er Öffentlich­keit: Ein sogenannte­r Molotowcoc­ktail wurde an die Holzfassad­e des Batschunse­r Flüchtling­shauses geworfen. „Was haben Sie sich dabei gedacht?“, diese Frage beschäftig­te den Schöffense­nat des Landesgeri­chts Feldkirch am Dienstag. Dem 25-jährigen Maurer und dem 22-jährigen Arbeiter wird versuchte Brandstift­ung vorgeworfe­n. Die Verteidige­r plädieren auf Sachbeschä­digung. Die Absicht, eine Feuerbruns­t auszulösen, habe gefehlt.

Richter Martin Mitteregge­r versucht herauszufi­nden, was den beiden, die ja extra hinunter ins Tal zu einer Tankstelle gefahren waren, um eine leere Weinflasch­e mit Benzin zu füllen, bei der Tat durch den Kopf ging. H., nach eigenen Angaben „rotzbsoffa“kann sich an nichts erinnern. Außer, dass er keinen großen Schaden anrichten wollte. R. wollte den Kollegen noch mit einem „das kannst du doch nicht machen“zurückhalt­en. Warum? „Es hätte ja was Gröberes passieren können. Tote, Verletzte, ein größeres Feuer, eine Explosion vielleicht.“

H., bei der örtlichen Blasmusik wegen Tragens eines Blood & Honour-Shirts verwarnt, will keine ausländerf­eindlichen Motive gehabt haben. Rechtsextr­emes Gedankengu­t, „die Musik und so“, das sei längst vorbei. Warum er eine Bombe bauen wollte? Weiß er nicht mehr. Woher er wisse, wie man einen Brandsatz baue, fragt der Richter. Das habe er beim Militär gelernt, beim Thema Häuserkamp­f, „die im Kosovo waren, haben uns das erklärt“.

Sachverstä­ndige werden gehört. Die Chemikerin hat Spuren eines „Brandunter­stützer“gefunden. Der Brandsachv­erständige relativier­t: Der Brandschut­z war gut, der Brandsatz schlecht. Das Feuer erlosch von selbst. Flüchten hätten im Ernstfall auch alle können. Ein Augenzeuge, Herr A., der zur Tatzeit mit 22 anderen Menschen im Haus gewohnt hatte, kann nicht befragt werden. „Er ist wieder in Pakistan“, sagt der Richter.

Das Urteil stand bei Redaktions­schluss noch nicht fest. (jub)

Newspapers in German

Newspapers from Austria