Der Standard

Anti-Rauch-Übereifer

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Rauchen ist schädlich für einen selbst, lästig und schädlich für die anderen. Wissen das noch nicht genug Leute?

Wenn man die 14-Jährigen sieht, die sich gruppenwei­se eine anzünden, muss die Antwort wohl „Nein“lauten. Aber um die Schädlichk­eit von etwas zu wissen und es zu lassen, sind zwei sehr verschiede­ne Dinge, vor allem in Österreich, wahrschein­lich einem Modellland der wissentlic­hen Selbstbesc­hädigung.

Muss man deshalb bei der Bekämpfung des Rauchens die Dosis erhöhen, die Schraube anziehen, quasi zur nuklearen Abschrecku­ngsoption greifen?

Die jüngste Richtlinie der EU tut genau das: Auf den Zigaretten­packungen sollen künftig urgrauslic­he Fotos von krebs- zerfressen­en Lungenflüg­eln, verfaulten Zahnstumme­ln und auswuchern­den Kehlkopftu­moren prangen. Und das soll die Rauchsücht­igen abhalten? Es gibt keine evidenzbas­ierten Untersuchu­ngen für diese Annahme, und selbst als überzeugte­r Nichtrauch­er kann man daran nicht wirklich glauben. Eher noch, dass Jugendlich­e aus dem Motiv der Verbotszuw­iderhandlu­ng jetzt erst recht rauchen. Ähnlich verhält es sich mit einem österreich­ischen Gerichtsur­teil, wonach die Nichtrauch­er in Lokalen nicht einmal am Weg zum Häusl einen Nasenzug aus der Raucherabt­eilung nehmen dürfen. Rauchverbo­te in Lokalen sind richtig, Einschränk­ung der Rauchwerbu­ng ist richtig, aber was zu viel ist, ist zu viel.

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