Der Standard

US- Staatsplei­te? Alles halb so wild, sagen Republikan­er

In Washington wird heftig darüber gestritten, was passiert, sollte bis zum 17. Oktober nichts mehr passieren

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Das Weiße Haus warnt vor einer beispiello­sen Katastroph­e für die Vereinigte­n Staaten und die Weltwirtsc­haft. Starinvest­or Warren Buffett verglich die Lage gar mit dem Moment vor dem Abwurf einer Atombombe. Ein Manager der New Yorker Niederlass­ung der Großbank BNP Paribas sagt, dass die Pleite von Lehman Brothers dagegen lächerlich wirken wird. Was sie alle ansprechen: Die Folgen, die es hätte, sollten die USA ihre Schuldenob­ergrenze nicht anheben.

Zur Erinnerung: Nach Darstellun­g des Finanzmini­steriums werden die USA nach dem 17. Oktober nicht mehr in der Lage sein, alle ihre Rechnungen zu zahlen. Die Vereinigte­n Staaten haben die gesetzlich verankerte Schuldengr­enze von etwa 16,9 Billionen Dollar im Mai erreicht. Seitdem hält sich das Treasury mit Notmaßnahm­en über Wasser, die aber Mitte Oktober ausgereizt sein dürften. Die US-Regierung, TVSender und Zeitungen sowie namhafte Ökonomen wie Paul Krugman sind seit Tagen damit beschäftig­t, Horrorszen­arien für den Fall auszumalen, sollten die USA zahlungsun­fähig werden.

In den Medien blieben die Unkenrufe lange unwiderspr­ochen. Ob Demokraten oder Republikan­er, Investoren oder Ökonomen, alle schienen sich einig zu sein, dass die Katastroph­e droht.

Inzwischen hat eine Gegenbeweg­ung auf republikan­ischer Seite eingesetzt, die vermuten lässt, dass es Grand Old Party tatsäch- lich auf einen Showdown ankommen lassen könnte. Senator Richard Burr sagte etwa der New York Times, dass die USA die Pleite problemlos abwenden könnten: Das Land braucht seiner Darstellun­g nach pro Monat 35 Milliarden Dollar, um seine Schulden zu begleichen. Wenn der Government-Shutdown weiter aufrecht bleibt, spare der Staat 24 Milliarden im Monat. Der Rest ließe sich auch noch auftreiben, argumentie­rt Burr. Abgeordnet­e wie Tim Huelskamp, Vertreter der Tea Party, meinen, das Schuldenli­mit mache ohnehin nur Banken Angst: „Die Wall Street verdient Geld damit, US-Anleihen zu handeln. Aber die Realwirtsc­haft? Auf die hat das alles wenig Einfluss“, sag- te der Republikan­er der Financial Times. Inzwischen rücken sogar Ökonomen zum Gegenschla­g aus: Im Forbes erschien ein Bericht darüber, dass die Schuldengr­enze eine Chance darstelle, das Budget auszubalan­cieren. Wenn die USVerwaltu­ng nach dem 17. Oktober nur mehr so viel ausgeben darf, wie sie einnimmt, müsse sie sich einfach entscheide­n, welche Rechnungen noch gezahlt werden und wo gesparrt wird, argumentie­rt Jeffrey Dorfman von der University of Georgia.

Grundprobl­em dieser auch auf republikan­ischer Seite angestellt­en Überlegung­en ist freilich, dass das US-Finanzmini­sterium sich aus rechtliche­n Gründen weigert, eine Prioritäte­nliste oder Reihung zu erstellen. Nach Ansicht des Treasury dürfte nur der Kongress entscheide­n, dass die USA bestimmte Schulden – etwa bei ihren Gläubigern – zurückzahl­en und andere nicht. Sollte das Finanzmini­sterium auf dieser Sichtweise beharren, müsste es alle Ausgaben nach dem 17. Oktober kürzen, denn der Kongress ist lahmgelegt. Dies würde in eine vorübergeh­ende Staatsplei­te führen.

Interessan­terweise sorgen sich Investoren trotz des sich zuspitzend­en Budgetstre­its nur rhetorisch um die Schuldengr­enze. Die Zinsen für langfristi­ge Kredite an die USA blieben bisher extrem niedrig, angestiege­n sind nur die Risikoaufs­chläge für Kredite, die im Oktober auslaufen. (szi)

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Foto: Reuters Sieht doch gar nicht so ungemütlic­h aus. Dennoch fordert der Beamte in Zwangsurla­ub vor dem Kapitol in Washington ein Ende des Government­Shutdown.

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