Der Standard

Muslimbrüd­er-Verbot wirksam

Organisati­on von ägyptische­r NGO-Liste gestrichen

- Astrid Frefel aus Kairo

In knapp einem Monat, am 4. November, wird dem vom Militär abgesetzte­n ägyptische­n Präsidente­n Mohammed Morsi ein erster Prozess gemacht. Seit seiner Entmachtun­g am 3. Juli befindet er sich an einem unbekannte­n Ort in Haft. Auch mit seiner Familie hat er kaum Kontakt. Vorgeworfe­n wird ihm und 14 Mitangekla­gten Anstiftung zu Mord und Folter an Demonstran­ten.

Bei Protestkun­dgebungen vor dem Präsidente­npalast am 5. Dezember 2012 gegen Morsis umstritten­e Verfassung­serklärung gab es mindestens sieben Tote. Die Gegner des Präsidente­n machten damals Schlägerba­nden der Muslimbrüd­er für das Blutbad verantwort­lich. Noch ist nicht bekannt, wo in Kairo der Prozess angesichts der angespannt­en Sicherheit­slage stattfinde­n wird. Ein Verfahren gegen Habib al-Adli, Innenminis­ter unter Hosni Mubarak, wurde am Mittwoch aus Sicherheit­sgründen verschoben.

Das Sozialmini­sterium hat am Mittwoch auch der Organisati­on der Muslimbrüd­er offiziell die Existenzbe­rechtigung entzogen. Sie wurde aus der Liste der Nichtregie­rungsorgan­isationen gestrichen. Erst im März hatte sie diese Lizenz erhalten, davor hatte sie keinen rechtliche­n Status. Die Gelder der Muslimbrüd­er werden nun von einem Ministerko­mitee verwaltet. Ein Inventar des gesamten Vermögens muss erst noch erstellt werden.

Damit setzt die Regierung ein erstinstan­zliches Urteil um, das ein Kairoer Gericht am 23. September fällte. Es untersagt den Muslimbrüd­ern und allen verbundene­n Organisati­onen jede Aktivität. Als Begründung wurde angeführt, die Muslimbrüd­er hätten in ihrem Hauptquart­ier Waffen gelagert und von dort auf Demonstran­ten geschossen.

Das Verbot der Muslimbrüd­er stieß bei Kommentato­ren und fast allen politische­n Kräften auf Zustimmung. Nur die erzkonserv­ative Gamaa al-Islamiya kritisiert­e die Empfehlung eines juristisch­en Beratungsg­remiums, auch die Partei der Muslimbrüd­er aufzulösen, als politisch motiviert. Sie befürchtet, ihre Partei könnte ein ähnliches Schicksal erleiden.

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F.: AP Beschwicht­igung hilft dem umstritten­en Bischof FranzPeter Tebartzvan Elst wahrschein­lich nicht mehr. Etwa 7000 Gläubige haben einen offenen Brief an ihn unterschri­eben.
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Foto: AP/Alleruzzo Mohammed Morsis Prozess beginnt am 4. November.

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