Der Standard

Karas für Klage gegen Italien

Fremdenges­etz Verstoß gegen Menschenre­chtskonven­tion

- Thomas Mayer

Nach der Flüchtling­skatastrop­he vor Lampedusa sorgten Berichte für Aufregung, wonach eine aus dem Jahr 2002 stammende italienisc­he Regelung jenen Leuten mit Strafe droht, die in Seenot geratenen Flüchtling­en helfen. Das sogenannte Fini-Bossi-Gesetz der Regierung Berlusconi sollte möglichst hohen Druck gegen die Einwanderu­ngswillige­n aus Nordafrika erzeugen. Der Vizepräsid­ent des Europäisch­en Parlaments, Othmar Karas, hält diese Regelung für völlig unvereinba­r mit den Grundsätze­n in der EU gemäß der Grundrecht­scharta, aber auch für einen Verstoß gegen die Europäisch­e Menschenre­chtskonven­tion (EMRK). Und er spricht sich für eine Klage beim Gerichtsho­f für Menschenre­chte in Straßburg aus.

Er habe sich an höchster Stelle erkundigt und erfahren, dass eine solche Klage sehr wohl möglich sei, sagte Karas dem Standard am Mittwoch in Straßburg, entgegen den Behauptung­en, dass es sich um eine rein nationale Angelegenh­eit Italiens handle, für die die Union nicht zuständig sei. Karas: „Klagen kann aber nur ein Betroffene­r oder auch eine NGO, die für Flüchtling­e arbeitet, wenn jemand im Stich gelassen worden ist.“Er wäre „sehr dafür“, wenn eine solche Klage über den Weg des Gerichtsho­fs für Menschenre­chte in Straßburg eingebrach­t werde, damit dieses italienisc­he Gesetz geprüft werde.

Daneben gäbe es auch noch einen zweiten Weg: „Es könnte auch die EU-Kommission tätig werden. Damit die Union mit dem EU-Vertrag von Lissabon Rechtspers­önlichkeit erlangt hat und Mitglied der EMRK ist, kann die Kommission das machen“, sagt der VP-Abgeordnet­e. Er sei überzeugt davon, dass dieses Gesetz von beiden Höchstgeri­chten, dem in Straßburg und vom EuGH in Luxemburg, kassiert werden würde. Und das könnte wohl einen Präzedenzf­all schaffen.

QPrinz Philip besuchte ein Altersheim in Ostengland. Mit seinen 92 Jahren war der Gemahl von Königin Elisabeth II. laut BBC älter als die meisten Bewohner. (red)

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Foto: AP

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