Der Standard

Syrien: „Temporärer Korridor“

EU plant breit angelegte Flüchtling­skonferenz

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Straßburg – Trotz zarter Fortschrit­te auf diplomatis­cher Ebene und Zugeständn­issen von Präsident Bashar al-Assad bei der Vernichtun­g von Chemiewaff­en in Syrien zeichnet sich eine weitere große Welle von Flüchtling­en aus dem Land ab. Derzeit seien von insgesamt sechs Millionen syrischen Flüchtling­en rund zwei Millionen ins Ausland geflohen, vor allem nach Jordanien, in den Libanon, in den Irak und in die Türkei. Bis Jahresende könnten es sogar 3,5 Millionen sein.

Diese Erwartung hat der derzeitige EU-Ratsvorsit­zende aus Litauen, Vytautas Leskeviciu­s, am Mittwoch bei einer Syrien-Debatte im Europäisch­en Parlament in Straßburg ausgesproc­hen. Die EU sei der größte Geldgeber der Hilfe in der Region, müsse ihre Anstrengun­gen verstärken, sagte EU-Kommissar Michel Barnier.

Darüber hinaus müssten die EU-Staaten sich stärker in Richtung einer Aufnahme von Flüchtling­en öffnen. Derzeit nehmen nur wenige der 28 Mitgliedsl­änder Flüchtling­e aus Syrien auf, sagte Barnier, und lobte Deutschlan­d, Österreich und Schweden, die 5000, 500 und 1700 Menschen zusätzlich Aufenthalt gewährten.

Die EU-Kommission bereitet ein Programm für einen „temporären humanitäre­n Korridor“vor. Die Staaten müssen dem noch zustimmen. Auch soll es eine große Flüchtling­skonferenz geben, die aber nach der Katastroph­e in Lampedusa inhaltlich breiter ausgericht­et und nicht nur auf Syrien beschränkt sein soll.

Erfolgreic­he Mission

Die Mission zur Erfassung und Vernichtun­g der syrischen Chemiewaff­en kommt indes offenbar gut voran. Die internatio­nalen Chemiewaff­enkontroll­eure wollen in den kommenden Wochen rund 20 Orte überprüfen. Das teilte der Generaldir­ektor der Organisati­on für das Verbot von Chemiewaff­en, Ahmet Üzümcü, am Mittwoch in Den Haag mit. (tom)

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