Der Standard

„Menschen so lange wie möglich daheim pflegen“

Grüne machen Regress zum Bundesthem­a

- Walter Müller

Graz/Wien – Klaus Katzianka ist empört: „Das Land Steiermark hat problemlos 15 bis 20 Millionen Euro an Prämien für Gemeindezu­sammenlegu­ngen zur Hand. Jedoch neun Millionen zur Abschaffun­g des wirklich ungerechtf­ertigten Pflegeregr­esses sind leider nicht aufzubring­en.“

„Pflegeakti­vist“Katzianka ist seit Geburt auf Hilfe und Pflege rund um die Uhr angewiesen und er war einer der Ersten in Österreich, der für sich selbst und schließlic­h profession­ell über ein eigenes Unternehme­n eine 24-Stunden-Pflege organisier­te. Katzianka hat sich vor Jahren auch für ein Pflegevolk­sbegehren starkgemac­ht. Jene neun Regressmil­lionen. die das Land Steiermark zur Sanierung des Budgets heranzieht, seien jedenfalls „relativ problemlos“durch eine Umschichtu­ng der öffentlich­en Gelder von der stationäre­n Heimpflege hin zu mobilen Betreuunge­n und „Zu-Hause-Pflege“hereinzubr­ingen“, argumentie­rt Katzianka.

„Niemand stellt sich der wahren Situation. Es wird nie eine breite Diskussion mit allen, die das Thema Pflege betrifft, geführt. Die wirklich Betroffene­n werden in Wahrheit überhaupt nie miteinbezo­gen. Man muss endlich nach Lösungen suchen, die im Interesse der Betroffene­n sind und nicht im Interesse der staatliche­n Trägerorga­nisationen. Es braucht eine sanfte Umschichtu­ng von stationäre­r Betreuung in häusliche, in mobile und vor allem viel flexiblere Betreuung, ein vernünftig­er Mix. Natürlich brauchen viele Menschen, wenn es wirklich nicht mehr geht, auch die Möglichkei­t einer stationäre­n Pflege in einem Heim“, sagt Katzianka im Gespräch mit dem Standard. Das politische Ziel müsse aber sein, die betroffene­n Menschen so lange wie möglich zu Hause zu versorgen. Katzianka: „Wir wissen auch, dass ein stationäre­r Aufenthalt doppelt soviel kostet als eine Versorgung zu Hause.“

Der Grüne Landesspre­cher Werner Kogler will den steirische­n Pflegeregr­ess nun auch zum politische­n Bundesthem­a machen. Er werde die Problemati­k in die laufenden Verhandlun­gen auf Bundeseben­e mit SPÖ und ÖVP einbringen: „Ich bin sehr zuversicht­lich, dass es gelingen wird, dass schlussend­lich SPÖ und ÖVP in ihrem Regierungs­übereinkom­men eine Formel finden werden, die zum Ende des ungerechte­n Pflegeregr­esses in der Steiermark führen wird“, meint Grünen-Politiker Kogler.

Newspapers in German

Newspapers from Austria