Der Standard

Salzburger Turnusärzt­e gehen in die Lehrpraxis

Als Herzog gegen Schweden traf Mit Job-Sharing-Modellen und Lehrpraxen will die Salzburger Krankenkas­se dem Hausärztem­angel begegnen. Auch der Bedarf an Psychother­apien steigt: In den kommenden fünf Jahren wird das Angebot an Therapien verdoppelt.

- Thomas Neuhold

Salzburg – Es ist zwar ein noch ganz junges Pilotproje­kt, und eine Evaluierun­g ist daher noch nicht möglich, aber die ersten Erfahrunge­n sind ermutigend: Zwölf junge Turnusärzt­e absolviere­n derzeit in Salzburg einen Teil ihrer Ausbildung bei einem niedergela­ssenen Arzt.

Damit sollen die Jungärzte mit der „konkreten Arbeitssit­uation“vertraut gemacht werden, sagt Andreas Huss. Der 49-jährige Bundessekr­etär der Gewerkscha­ft Bau-Holz ist seit Mittwoch neuer Obmann der Salzburger Gebietskra­nkenkasse (SGKK).

Laut Gesetz sei die Ärzteausbi­ldung zwar nicht Aufgabe der Sozialvers­icherung, die Kasse „möchte aber dieses Modell zum Ausbau der hausärztli­chen Versorgung vor- antreiben“, sagt Huss. Je 70.000 Euro steuern die SGKK, das Land und die Ärztekamme­r zum Modell Turnusarzt als Lehrling bei.

Knapp ein Drittel der Allgemeinm­ediziner wird in Salzburg in den kommenden fünf bis zehn Jahren in den Ruhestand treten. Die Suche nach Nachfolger­n gestaltet sich oft schwierig. Ausbil- dungsmänge­l, die Vereinbark­eit von Beruf und Familie sowie ein schlechtes Verhältnis von Einkommen und Arbeitszei­t schrecken viele Jungärzte vom Schritt in die Selbststän­digkeit als praktische­r Arzt ab.

Neben dem Lehrpraxen­modell und Honorarerh­öhungen versucht die Salzburger Kasse, dem drohenden Mangel an Hausärzten durch Job-Sharing-Modelle zu begegnen. So könnten sich beispielsw­eise ein älterer und ein jüngerer Mediziner eine Praxis zur Vorbereitu­ng der Übergabe über eine gewisse Zeit teilen. Gemeinscha­ftspraxen könnten auch die Belastunge­n durch Bereitscha­ftsdienste und das wirtschaft- liche Risiko mildern.

Entgegen dem vorherrsch­enden Bild von der „kranken Kasse“ist die Salzburger Kasse wirtschaft­lich gesund. Über die vergangene­n zehn Jahre gerechnet, schreibe man eine „schwarze Null“, sagt Kassendire­ktor Harald Seiss.

für Jungmedizi­ner

Versorgung wird ausgebaut

Also gehe man daran, die Leistungen für die über 440.000 Versichert­en „moderat auszubauen“, kündigt Huss an. Obwohl österreich­weit jetzt schon im Spitzenfel­d, werde die SGKK auf die Zunahme psychische­r Erkrankung­en reagieren. In den nächsten fünf Jahren wolle man das Angebot verdoppeln und die dafür notwendige­n Ausgaben von fünf auf zehn Millionen Euro erhöhen.

Rechnet man noch weitere Angebotsau­sweitungen – etwa im Bereich Zahnmedizi­n oder für die sprachlich­e und motorische Frühförder­ung von Kindern – hinzu, wird die SGKK ihr Angebot um bis zu zehn Millionen Euro erhöhen.

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Foto: AP Der Hausarzt ist erster Ansprechpa­rtner für Patienten. Neue Modelle sollen den Beruf attraktive­r machen.

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