Salzburger Turnusärzte gehen in die Lehrpraxis
Als Herzog gegen Schweden traf Mit Job-Sharing-Modellen und Lehrpraxen will die Salzburger Krankenkasse dem Hausärztemangel begegnen. Auch der Bedarf an Psychotherapien steigt: In den kommenden fünf Jahren wird das Angebot an Therapien verdoppelt.
Salzburg – Es ist zwar ein noch ganz junges Pilotprojekt, und eine Evaluierung ist daher noch nicht möglich, aber die ersten Erfahrungen sind ermutigend: Zwölf junge Turnusärzte absolvieren derzeit in Salzburg einen Teil ihrer Ausbildung bei einem niedergelassenen Arzt.
Damit sollen die Jungärzte mit der „konkreten Arbeitssituation“vertraut gemacht werden, sagt Andreas Huss. Der 49-jährige Bundessekretär der Gewerkschaft Bau-Holz ist seit Mittwoch neuer Obmann der Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK).
Laut Gesetz sei die Ärzteausbildung zwar nicht Aufgabe der Sozialversicherung, die Kasse „möchte aber dieses Modell zum Ausbau der hausärztlichen Versorgung vor- antreiben“, sagt Huss. Je 70.000 Euro steuern die SGKK, das Land und die Ärztekammer zum Modell Turnusarzt als Lehrling bei.
Knapp ein Drittel der Allgemeinmediziner wird in Salzburg in den kommenden fünf bis zehn Jahren in den Ruhestand treten. Die Suche nach Nachfolgern gestaltet sich oft schwierig. Ausbil- dungsmängel, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie ein schlechtes Verhältnis von Einkommen und Arbeitszeit schrecken viele Jungärzte vom Schritt in die Selbstständigkeit als praktischer Arzt ab.
Neben dem Lehrpraxenmodell und Honorarerhöhungen versucht die Salzburger Kasse, dem drohenden Mangel an Hausärzten durch Job-Sharing-Modelle zu begegnen. So könnten sich beispielsweise ein älterer und ein jüngerer Mediziner eine Praxis zur Vorbereitung der Übergabe über eine gewisse Zeit teilen. Gemeinschaftspraxen könnten auch die Belastungen durch Bereitschaftsdienste und das wirtschaft- liche Risiko mildern.
Entgegen dem vorherrschenden Bild von der „kranken Kasse“ist die Salzburger Kasse wirtschaftlich gesund. Über die vergangenen zehn Jahre gerechnet, schreibe man eine „schwarze Null“, sagt Kassendirektor Harald Seiss.
für Jungmediziner
Versorgung wird ausgebaut
Also gehe man daran, die Leistungen für die über 440.000 Versicherten „moderat auszubauen“, kündigt Huss an. Obwohl österreichweit jetzt schon im Spitzenfeld, werde die SGKK auf die Zunahme psychischer Erkrankungen reagieren. In den nächsten fünf Jahren wolle man das Angebot verdoppeln und die dafür notwendigen Ausgaben von fünf auf zehn Millionen Euro erhöhen.
Rechnet man noch weitere Angebotsausweitungen – etwa im Bereich Zahnmedizin oder für die sprachliche und motorische Frühförderung von Kindern – hinzu, wird die SGKK ihr Angebot um bis zu zehn Millionen Euro erhöhen.