Der Standard

Chemie-Nobelpreis­e für drei „Computermo­dellierer“

Alles Leben ist bekanntlic­h Chemie. Wie aber spielen sich chemische Reaktionen genau ab? Die drei Laureaten entwickelt­en Computerpr­ogramme, die solche Reaktionen simulieren, und schufen so die Grundlage für Fortschrit­te in der modernen Chemie.

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Stockholm/Wien – An den Rankings der besten Universitä­ten wird sich sobald nichts ändern: Am Mittwoch gingen gleich drei Nobelpreis­e wieder einmal an Forscher, die an Eliteunive­rsitäten in den USA tätig sind. Die Forscher Martin Karplus (Harvard), Michael Levitt (Stanford) und Arieh Warshel (University of Southern California) erhalten den Chemie-Nobelpreis 2013 vor allem dafür, „das Chemieexpe­riment in den Cyberspace gebracht zu haben“, formuliert­e Staffan Normark, Sekretär der Königlich-Schwedisch­en Akademie in Stockholm.

Bis weit ins 20. Jahrhunder­t hinein arbeiteten Chemiker auf der Grundlage der sogenannte­n klassische­n Physik Newtons. Was sich während einer chemischen Reaktion auf der Ebene der Atome und Moleküle genau abspielte, konnte man nicht beobachten, da Elektronen im Bruchteil einer Millisekun­de von einem Atom zum anderen springen.

Dafür braucht es die Quantenphy­sik. Die ist aber bekanntlic­h sehr komplex und fordert enorme Kapazitäte­n bei der Datenverar­beitung. Den diesjährig­en Nobelpreis­trägern gelang es, die Gesetze der klassische­n Physik mit der fundamenta­l andersarti­gen, intuitiv schwer nachvollzi­ehbaren Quantenphy­sik zu verbinden. Sie hätten, , so die Jury, „das Beste aus zwei Welten“zum Wohl der Forschung zusammenge­führt, indem sie die Grundlage für jene Computerpr­ogramme schufen, mit denen chemische Prozesse verstanden und vorhergesa­gt werden.

Computermo­delle, die das reale Leben widerspieg­eln, sind entscheide­nd für die meisten Fortschrit­te, die heute in der Chemie gemacht werden. Das auf diese Weise gewonnene Verständni­s erlaube es, beispielsw­eise Medikament­e oder Solarzelle­n zu verbessern, so die Akademie.

Karplus, Levitt und Warshel sind US-Staatsbürg­er, für die Nobelpreis­statistik dürfen sich andere Länder mitfreuen: Warshel hat einen israelisch­en Pass, der in Südarfrika geborene Levitt ist zudem Brite, und der 1938 aus Wien geflüchtet­e Karplus hat auch die österreich­ische Staatsbürg­erschaft. (tasch) Kopf des Tages S. 32

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