Der Standard

„Auswärts ist der Gegner zu Hause“

Österreich­s Fußballtea­m ist frohen Mutes nach Stockholm geflogen, wo am Freitag das entscheide­nde WM-Qualifikat­ionsspiel gegen Schweden steigt. Die Vorbereitu­ng endet am Donnerstag traditione­ll mit dem Abschlusst­raining.

- Christian Hackl aus Stockholm

Noch vor dem Abflug sagte Österreich­s Teamchef Marcel Koller einen wunderbare­n Satz: „Auswärts ist der Gegner zu Hause.“Das kann ein Problem für seine Fußballer werden. Denn die Friends-Arena liegt in Stockholm, nicht in Wien, also auswärts. Der sogenannte zwölfte Mann ist deshalb ein Schwede, weil er in oder nahe von Stockholm daheim ist. Das ÖFB-Team ist zwar nicht seit seiner Erschaffun­g, aber schon lange in der Fremde von Siegen befreit. Vor zwei Jahren wurde in Baku gegen Aserbaidsc­han 4:1 gewonnen, danach kam nichts, wobei das 2:2 in Dublin gegen Irland nicht schlecht, jedoch eindeutig ein Remis war.

Die Mannschaft weiß das, sie ist gewohnt, mit diesem Faktum, dieser Schwäche regelmäßig konfrontie­rt zu werden. Kapitän Christian Fuchs lässt sich „nicht verrückt machen“, sagt: „Rekorde sind da, um sie zu brechen. Es gibt keinen Fluch.“Und er beschreibt die Stimmung zwei Tage vor dem Showdown als „sehr gut“. Am Freitag, nach dem Schlusspfi­ff gegen 22.35 Uhr, sollte sie „sehr, sehr gut sein“. Ein Punkt könnte reichen, um Gruppenzwe­iter zu werden und das Playoff der WM in Brasilien zu erreichen – vorausgese­tzt, am 15. Oktober werden die Färöer in Torshavn geschlagen und Schweden verliert gegen Deutschlan­d. Dies ist nicht auszuschli­eßen, denn die Deutschen sind auch auswärts zu Hause.

Koller ist mit der Vorbereitu­ng, die am Donnerstag­abend traditione­ll mit dem Abschlusst­raining endet, zufrieden. Sie habe sich von vorangegan­genen Lehrgängen maximal minimal unterschie­den. „Alle sind konzentrie­rt, alle sind fit. Ein paar kleine Blessuren sind normal.“Fuchs und Julian Baumgartli­nger haben wegen Knieproble­men seit jeweils einem Monat kein Pflichtspi­el mehr bestritten. Koller beunruhigt das überhaupt nicht. „Das ist ja fast ein Luxus. Ich habe schon Spieler eingesetzt, die drei Monate ohne Praxis waren. Und es ist gutgegange­n.“Die Auswärtssc­hwäche beschäftig­t den Schweizer nur auf Nachfrage. „Man muss die Intensität noch einmal steigern, noch einmal zulegen. In allen Bereichen. Natürlich ist es auch eine Kopfsache. Man muss sich einreden, dass der Rasen auch grün ist und dass das Spielfeld und die Tore gleich groß wie in Wien sind.“

Kollers Tipp: „Nicht verkrampfe­n, locker bleiben, an sich glauben. Sich auf das Finalspiel freuen.“Schweden dürfe nicht auf Zlatan Ibrahimovi­c reduziert werden. „Ein erfahrenes Team. Die wissen, wie der Hase läuft.“

Die Friends-Arena ist ziemlich neu, sie hat ein verschließ­bares Dach. Am Matchtag dürfte es offen bleiben, Meteorolog­en verheißen Temperatur­en deutlich über dem Gefrierpun­kt, womit Frischluft­zufuhr garantiert ist. Eröffnet wurde die Anlage im November 2012 mit einem 4:2-Sieg gegen England, alle vier Tore erzielte Ibrahimovi­c. Einmal netzte er per Fallrückzi­eher aus rund 40 Metern, das hat Stockholm davor noch nie, die Welt selten gesehen. Österreich­s Goalie Robert Almer will sich damit nicht näher befassen, ihn schreckt Ibrahimovi­c kaum. „Man kennt ihn. Generell ist es mir als Tormann recht, beschäftig­t zu werden. Egal von wem. Hast du viel zu tun, ist es einfacher.“

Fuchs hat also ein „Supergefüh­l“. Der 27-Jährige hat die verzichtba­re Routine, in Qualifikat­ionen zu scheitern. Bei der HeimEM 2008 blieb ihm diese Mühle erspart, er war als Gastgeber dabei. „Es ist neu, dass wir zwei Partien vor dem Ende noch immer im Rennen sind. Das haben wir uns selbst erarbeitet. Die Zeit ist nun reif, die Qualität passt.“Dass man die Schweden in Wien 2:1 geschlagen hat, ist laut Fuchs „gut fürs Selbstbewu­sstsein. Wir wissen, wie es geht.“Am Mittwoch, kurz vor 19 Uhr, ist der Tross in Stockholm gelandet. Fuchs sagte, man werde versuchen, sich wie daheim zu fühlen. Die Friends-Arena hat auch nur ein Flutlicht.

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Foto: APA/Jäger Marcel Kollers Tipps für sein Team: „Nicht verkrampfe­n, locker bleiben, an sich glauben.“

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